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$$$In Japan haben Wissenschaftler einen Roboter entwickelt, der menschliche Gesichtsausdrücke imitieren kann. Die Mensch-Maschine ist weiblich. Eine echte Frau hat dafür Modell gestanden. Ihre Roboter-Kopien sollen bald einen echten Job bekommen – im Krankenhaus zur Unterhaltung von Patienten. Japanisc$$$Forscher haben einen menschlichen Roboter entwickelt, der Gesichtsausdrücke seines Gegenübers perfekt imitieren kann. Der „Geminoid TMF“ getaufte Roboter könne schmunzeln, lachen und sein aus Gummi gefertigtes Gesicht auch zu einer Grimasse verziehen, erklärten die Wissenschaftler bei der Vorstellun$$$des Roboters in Osaka auf der Hauptinsel Honshu. Für die Untersuchung schafften die Forscher um den Professor Hiroshi Ishiguro von der Universität Osaka das genaue Abbild einer Frau und kleideten die Maschine wie ihr Gegenüber. Eine Kamera filmte die Gesichtsausdrücke der Frau und übertrug dem Robot$$$über elektrische Signale Informationen zu den jeweiligen Gesichtsausdrücken. Der Roboter ahmte demnach nahezu exakt die Ausdrücke der Frau nach, lächelte wie sie oder hob eine Augenbraue. „Ich kam mir vor, als hätte ich eine Zwillingsschwester“, sagte die Frau. Die Forscher erwägen, den Roboter zum $$$in Krankenhäusern einzusetzen. Untersuchungen hätten gezeigt, dass die Maschine durch ein Lächeln Patienten seelische Unterstützung gegeben habe, sagte eine Sprecherin der Firma Kokoro, eines der beiden an der Entwicklung des Roboters beteiligten Unternehmen. Exemplare von „Geminoid TMF“ sollen demn$$$für umgerechnet rund 78.000 Euro verkauft werden. Japan ist das Mutterland für Roboter aller Art. Vom mechanischen Pflegehelfer ist es zu einer blechernen Patientin nicht mehr weit. "Hanako" kann mit den Augen rollen und Schmerzen äußern. Das macht sie zur idealin Probandin vor allem für übende ange$$$Zahnärzte. Denn für diese finden sich nur selten freiwillige Tester. Angehende Zahnärzte haben es in der Regel schwer, Freiwillige zu Übungszwecken auf den Behandlungsstuhl zu bekommen: Um das Bohren in der Ausbildung so realitätsnah wie möglich zu gestalten, haben japanische Forscher nun eine Robot$$$entwickelt. „Hanako“ zeigte bei ihrer Vorstellung, dass sie nicht nur freundlich grüßen, sondern auch bedrohlich mit den Augen rollen und deutlich ihren Unmut kundtun kann. „Das tut weh“, raunt die Roboterstimme, wenn der medizinische Azubi zu tief bohrt oder gar ins Zahnfleisch abrutscht. Der Stude$$$versucht seine Patientin dann möglichst einfühlsam von zu panischen Bewegungen abzuhalten: „Bitte nicht den Mund bewegen, bei Schmerzen nur den rechten Arm anheben!„ Um einen möglichst menschlichen Eindruck zu erwecken, kann „Hanako“ Kiefer, Zunge und Wangen bewegen und hat sogar Speichelfluss. Entw$$$wurde die Roboterfrau an der Showa-Universität. Vize-Direktor Koutaro Maki pries das Geschöpf seiner Hochschule als großen Fortschritt in der medizinischen Ausbildung. „Immer noch lernen die Studenten, indem sie erfahrenen Zahnärzten bei der Arbeit zusehen, das ist unwissenschaftlich“, sagte Maki be$$$der Vorstellung der mechanischen Patientin. An „Hanako“ sei jeder Fehler erlaubt. Allein im März haben 88 Studenten an dem Modell geübt oder ihre klinische Prüfung abgelegt. Um die Ergebnisse der zahnmedizinischen Übung zu beurteilen, hat Entwickler Atsuo Takanishi ihr künstliche Zähne eingebaut, di$$$sich zur Kontrolle ganz einfach aus dem Gebiss pflücken lassen. Auch dies wäre bei menschlichen Versuchskaninchen schwerlich möglich. In Berlin wurden am Dienstag die Preise im Wettbewerb „Welt der Zukunft" verliehen. Thema war die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine. Der erste Preis ging an $$$Studentin Sharmili Sritharan (23) vom Max-Planck-Institut für Gehirnforschung. Hier ihr siegreicher Beitrag. In Berlin wurden am Dienstag die Preise im Wettbewerb „Welt der Zukunft“ verliehen. Bei diesem von der WELT und dem Bundesministerium für Forschung und Bildung ausgeschriebenen Essay-Wettbewe$$$galt es in diesem Jahr, sich visionär mit dem Thema der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine auseinanderzusetzen. Der erste Preis ging an die Studentin Sharmili Sritharan (23), die Doktorandin am Max-Planck-Institut für Gehirnforschung in Frankfurt am Main ist. Lesen Sie ihren siegreichen Beit$$$Wir spielen Schach. Sally runzelt die Stirn. Der nächste Zug ist präzise. Ich spüre dieses Stechen in meiner Brust. Die Naht ist noch nicht richtig verheilt. Ich fahre mit meinen Fingern über die Platte in meiner Haut. Mein Kopf ist klar. Diesmal sind die Elektroden in meinem Gehirn richtig platzier$$$Ich bewege die nächste Figur und schaue auf die Bewegung meiner Hand. Zittern, Vergesslichkeit und Depression sind abgeschaltet. Die Spannung auf den Elektroden stimmt. „Schachmatt. Diesmal habe ich dich überlistet.“ Sally steht auf. Sie beginnt aufzuräumen. „Schön, dass du da bist, Sally!“ Sally hä$$$inne. Sie lächelt und schaut mich mit ihren Plastikaugen an. Mein Sohn kaufte Sally, weil ich alleine nicht mehr zurecht komme. Sie erledigt meinen Haushalt, sie liest mir die Zeitung vor. Mit dem neuen USB-Stick in ihrem Rücken kann sie auch Schach spielen. Sie hält meinen Geist wach. Sie gibt mir $$$Gefühl von Nähe, wenn auch nur maschinell. Handys, Waschmaschinen, Computer und Navigationsgeräte bestimmen unseren Alltag. In jedem Lebensbereich setzen wir unsere technischen Helfer ein. Doch Maschinen sind heute keine Luxusartikel mehr. Sie gehören zur unverzichtbaren Ausstattung, damit wir Schri$$$halten können mit dem Anspruch unserer Gesellschaft nach Flexibilität, Mobilität und Leistung. Maschinen sind heute keine einfachen Gebrauchsgegenstände. Sie werden komplexer. Sie werden dem Menschen ähnlicher. Die Technik ist heute in der Lage, die Natur immer genauer abzubilden. Menschliche Fertig$$$werden mit steigender Präzision imitiert und optimiert. Dies führt zu einer enormen Annäherung der Maschine an den Menschen. Maschinen der Zukunft können nicht nur Autoteile zusammenbauen. Die Roboter nehmen die menschliche Gestalt an. Sie bewegen sich wie Menschen. Sie lächeln, sie verziehen das Ge$$$Schon heute kassieren unsere technischen Gefährten in Supermärkten, sie sammeln den Müll auf den Straßen auf. Roboter, die heute noch in Forschungslaboren arbeiten, werden sehr bald unser Alltagsbild prägen. Sie werden in allen Bereichen mit den Menschen zusammenarbeiten, ohne ein Gefühl von Befremd$$$oder Bedrohung hervorzurufen. Denn die tatsächliche Annäherung zwischen Mensch und Maschine ist bereits im Aufbau und findet auf einer anderen Ebene als der technischen statt. Sie erfolgt auf einer gesellschaftlichen und emotionalen Grundlage. In Indien beobachtete ich eine Frau, die vor Angst schri$$$als sich eine Rolltreppe in Bewegung setzte. Der Schrei war ein Ausdruck ihres Misstrauens vor diesem Gerät, das sie nicht steuern konnte. Doch diese Angst ist uns fremd, weil wir mit all diesen Geräten aufwachsen. Sie sind ein Teil unserer Umgebung, so dass wir uns gar nicht mehr die Frage stellen,$$$nach Kontrolle oder Gefahr. Daher vertrauen wir den Maschinen und glauben an die Unfehlbarkeit der Technik, wenn wir dem Navigationsgerät folgen oder auf der Schnellstraße den Tempomaten anschalten. Wir vertrauen dabei mehr einem Gerät, als wir einem Menschen vertrauen. Daher werden wir auch bereitw$$$zulassen, dass Maschinen immer weiter in unser Leben eindringen. Sie werden Aufgaben erledigen, die wir bisher als menschlich betrachtet haben. Wir empfinden es nicht als befremdlich, mit einer Computerstimme einer Kundenhotline zu sprechen oder in einer Straßenbahn ohne Fahrer zu sitzen. Es wird ei$$$lang ersehnte Erleichterung sein, wenn wir nach Hause kommen und ein Roboter gekocht, gebügelt und geputzt hat. Roboter im Unterricht Doch wie weit wird diese Annäherung gehen? In Japan wurde ein Roboter versuchsweise im Unterricht eingesetzt. Die batteriegetriebene Lehrerin hielt eine ganze Grundsc$$$unter Kontrolle. Sie unterrichtete, ermahnte und lobte. Ein Lehrer wird somit zum reinen Wissensvermittler und zum Prüfer der Leistungen. Die zeitraubende Vermittlung von Werten, Idealen und Zwischenmenschlichkeit kann gestrichen werden. Dieser Roboter ist heute noch kein Alltag, doch er ist der Bew$$$dass nicht nur eine Annäherung stattfindet, sondern auch der Ersatz des Menschen nicht mehr weit ist. Denn die Maschine überschreitet eine neue Dimension. Nicht nur technische Fertigkeiten des Menschen, wie das Greifen nach einem Gegenstand oder der menschliche Gang, werden imitiert. Die Maschine wi$$$menschliche Stärken zeigen wie Lernfähigkeit, Flexibilität und die Anpassungsfähigkeit. Sie kann schon einfache Prozesse erlernen, und die Maschine wird sich in ihrer Lernfähigkeit und Organisationsfähigkeit dem Menschen weiter annähern und ihn überholen, denn die Maschine lernt ohne zu vergessen, w$$$die Speicherkapazität stimmt. Der Ausdruck menschlicher Gefühle wird nachgebildet und die flexible Interaktion zwischen Mensch und Maschine wird weiter ausgebaut. Die Maschine vermittelt die Nähe zwischen Menschen in Form von Handys und Computern. Doch wird die menschliche Nähe durch Maschinen erset$$$Schon heute bauen wir unsere Identitäten im Internet auf und finden uns in Computerwelten zurecht. Maschinen und virtuelle Gestalten werden für uns zum leistungsfähigen Partner, weil sie Gefühle zeigen, aber diese nicht empfinden können. Wir vertrauen diesen, weil sie durch die Gefühllosigkeit verlä$$$bleiben. Viele Arbeitsprozesse verlaufen schon heute vollständig maschinengesteuert. Der Mensch übernimmt dabei eine kontrollierende und regulierende Funktion. Aber gerade diese Funktion wird in Zukunft verstärkt von Maschinen übernommen werden. Denn Maschinen kontrollieren systematisch, und sie ent$$$verlässlich. Sie sind weniger fehleranfällig als der Mensch, der sich durch Müdigkeit und Gefühle beeinflussen lässt. In einfachen Arbeitsprozessen ist die Entscheidungsfindung durch Maschinen schon komplex. Aber selbst komplexe, ethische Entscheidungen können von Maschinen getroffen werden, wenn di$$$Programmierung stimmt. Doch was ist das für eine Welt, in der Roboter unsere Kollegen und unsere Lehrer sind? Wir entwerfen Maschinen als unser eigenes Abbild und verhelfen dadurch zu einer Gesellschaft, in der Maschinen Vorbilder werden. Leistung, Erfolg und Konsum sind die Leitbegriffe unserer Gem$$$Im Hinblick darauf scheinen Maschinen die vollkommenen Mitglieder zu sein. Denn sie vereinen menschlichen Stärken und klammern Eigenschaften aus, die als Schwächen gelten. Die Annäherung der Maschine an den Menschen ist eine Bereicherung. Doch die Gefahr und die Verarmung der Menschlichkeit findet s$$$in der Annäherung des Menschen an die Maschine. Technische Geräte erweitern unser eigenes Wirkungsspektrum so sehr, dass wir dabei unsere Schwächen, unser Verletzlichkeit und Vergänglichkeit vergessen. Und wir beginnen selbst wie Maschinen zu arbeiten. Wir definieren uns über unsere Leistung und pla$$$jede Minute in unserem Leben zur Optimierung der Ergebnisse. So geben wir uns der Schnelllebigkeit hin, in der Beziehung, Familie und Kultur lästige Die Grenzen zwischen Mensch und Maschine lösen sich auf. Es findet immer mehr eine Verschmelzung zu einer Einheit statt. Maschinen finden sich nicht nu$$$in der Umwelt, sondern diese werden zu Teilen des menschlichen Körpers. Der Herzschrittmacher gibt den Takt im Herzen an. Die Elektroden im Gehirn verhindern das Zittern der Hände. Ganze Arme und Beine, können bald maschinell ersetzt werden. Geräte im menschlichen Körper unterstützen unsere Organe. $$$ist jedoch, dass sie uns verdeutlichen, dass unser Körper selbst nichts anderes als eine Maschine ist. Besonders erschütternd für unser Verständnis von uns selbst ist die Beeinflussbarkeit unseres Gehirns. Wir schauen im Kernspintomographen unserem Gehirn dabei zu, wie es unseren Arm bewegt. Wir seh$$$das Aufblinken unserer Gehirnareale, wenn wir Musik hören oder an Gott glauben. Gedanken, Gefühle und Vorstellungen können in Zukunft stärker und präziser beeinflusst werden. Chemische Substanzen, aber auch elektrische und magnetische Felder reparieren unsere Persönlichkeit. Wer bin eigentlich ich, $$$mein Gehirn bald nichts anderes als ein hochkomplexer Computer ist? Unser Gehirn ist ein extrem leistungsfähiger, effizienter Computer, der bisher einmalig ist in seiner Lernfähigkeit. Doch auch unser Gehirn zeigt manchmal Schwächen und ist verletzbar. Wie lange wird es dauern, bis wir beginnen, uns$$$Gehirn umzuprogrammieren? Dieser Gedanke scheint absurd, wie eine Idee aus Sciencefiction-Filmen. Doch dieser Gedanke verliert seine Abwegigkeit, wenn wir bedenken, dass wir bereits heute die menschliche Willensfreiheit infrage stellen. Ganz einfache Entscheidungen eines Menschen können wir bereits $$$Mit elektrischen Messungen an unserem Kopf sehen wir eine Entscheidung, die feststeht, bevor der Mensch selbst diese Entscheidung bewusst gedacht hat. Eine Kontrolle über das menschliche Gehirn wird die Grenzen zwischen Mensch und Maschine sprengen, und dann ist der Weg nicht mehr weit, bis Untersuc$$$des Gehirns, Gerichtsverfahren ersetzen und Elektroden, Gefängnisstrafe und Psychotherapie verdrängen. Vielleicht sitzt dann eine Maschine auf dem Richterstuhl und entscheidet über Recht und Unrecht, über neu programmieren und löschen. Roboterbienen suchen nach einem Erdbeben in den Trümmern nach Üb$$$Roboterschmetterlinge entdecken ein Drogenversteck – was sich wie Science-Fiction anhört, könnte in Zukunft Realität werden. Ein japanisches Forscherteam kann bereits erste Erfolge nachweisen. Ein Japanisches Forscherteam um Professor Ryohei Kanzaki an der Universität Tokio will Insekten wie Maschin$$$steuern. Seit Jahrzehnten befassen sich die Wissenschaftler bereits mit der Funktionsweise von Insektengehirnen. Im zwei Millimeter großen Gehirn eines Seidenspinners gibt es etwa 100.000 Neuronen. Aber Größe sei nicht alles, sagt Kanzaki. Die winzigen Insektenhirne könnten komplexe Bewegungsabläufe$$$kontrollieren wie zum Beispiel im Flug ein anderes Insekt zu fangen. In ihnen stecke „ein ausgezeichnetes Software-Paket“, das in Hunderten Millionen Jahren der Evolution immer weiter verbessert worden sei. So kann ein Seidenspinnermännchen beispielsweise ein Weibchen aufgrund seines Duftes und sein$$$Botenstoffe in einer Entfernung von über einem Kilometer aufspüren. Kanzaki arbeitet nun daran, Insektengehirne künstlich nachzubauen. „In der Zukunft wird es möglich sein, Gehirne von Insekten mit elektronischen Schaltungen nachzubilden. Damit könnten wir ein echtes Gehirn kontrollieren, indem wir $$$Verschaltung verändern“, sagt der Professor. Erste Ergebnisse kann sein Forscherteam bereits vorweisen: Den Wissenschaftlern gelang es, das Gehirn eines Seidenspinnermännchens so zu verändern, dass es statt auf den Geruch eines anderen Falters auf Licht reagiert. Dies sei der erste Schritt auf dem W$$$eines Tages Insekten nach Drogen oder Landminen suchen zu lassen, sagt Kanzaki. Für ein anderes Experiment spannen die Forscher einen männlichen Seidenspinner vor ein Gefährt, das wie ein batteriebetriebenes Spielzeugauto aussieht. Mit weiblichen Duftstoffen motivieren die Wissenschaftler den Falter$$$das Auto nach rechts oder links zu lenken. Das Insekt kann sich dabei schnell Veränderungen anpassen, wenn die Steuerung zum Beispiel so manipuliert wurde, als hätte das Wägelchen einen platten Reifen. Bei einem weiteren Versuch wurde lediglich der abgetrennte Kopf des Insekts mit dem Vehikel verbun$$$Die Fühler reagierten auf Duftstoffe, Nervenzellen gaben das Signal zur Bewegung, das dann an das Fahrzeug weitergeleitet wurde. Mittels fluoreszierender Marker und 3-D-Bildgebung konnten die Forscher sichtbar machen, welche Neuronen auf welchen Reiz reagieren. Inzwischen liegen den Wissenschaftlern$$$Daten zu 1200 Neuronen vor - mehr Informationen zum Gehirn gibt es zu keiner anderen Tierart. Kanazaki ist davon überzeugt, dass sich Insekten genauso wie Menschen an veränderte Umweltbedingungen anpassen können. „Menschen gehen nicht schneller als fünf Kilometer pro Stunde, aber sie können Autos le$$$die 100 Kilometer pro Stunde fahren“, sagt der Professor. „Unser Gehirn verwandelt das Auto in eine Erweiterung unseres Körpers. Ich denke, Insekten haben ebenfalls das Potenzial dazu.“ Maschinen werden immer menschenähnlicher – in Japan werden Roboter bereits im Schulunterricht erprobt. Doch das is$$$erst der Anfang: Forscher prophezeien, dass Menschen künftig nicht nur Sex mit Androiden haben werden, sondern dass Maschinen uns spätestens 2070 an Intelligenz übertrumpfen. Vergangenen Monat gab die Firma Gecko Systems bekannt, dass man Versuche mit einem „absolut selbstständig agierenden persönli$$$Roboterassistenten“ unternommen hatte, der auch als „Carebot“ bekannt ist. Dieser Roboter wurde dafür konzipiert, älteren oder behinderten Menschen ein eigenständiges Leben zu ermöglichen. Das Unternehmen berichtet, dass eine an Verlust des Kurzzeitgedächtnisses leidende Frau ein breites Lächeln auf$$$als der Roboter sie fragte: „Möchten Sie einen Becher Eiscreme?“ Die Frau antwortete mit Ja, und der Roboter erledigte vermutlich den Rest. Roboter erfüllen bereits viele Funktionen, deren Bogen sich von Tätigkeiten in der Automobilproduktion bis zur Entschärfung von Bomben – oder unheilvoller: dem $$$von Raketen – spannt. Kinder und Erwachsene spielen mit Robotern, während Staubsaugerroboter in Haushalten für die Reinigung und die Unterhaltung von Katzen sorgen. Noel Sharkey, Professor für künstliche Intelligenz und Robotik an der Universität Sheffield, prophezeit, dass viel beschäftigte Eltern $$$werden, Roboter als Babysitter einzusetzen. Er stellt sich die Frage, was es für ein Kind bedeuten wird, viel Zeit mit einer Maschine zu verbringen, die zu echtem Einfühlungsvermögen, Verständnis oder Mitgefühl nicht fähig ist. David Levy geht in seinem Buch „Love And Sex With Robots“ noch weiter un$$$prophezeit, dass wir uns einst in menschenähnliche, anschmiegsame Roboter verlieben und sogar Sex mit ihnen haben werden. Was aber wird die Anwesenheit eines „Sexbots“ für eine eheliche Gemeinschaft bedeuten? Wie werden wir uns fühlen, wenn der Ehepartner plötzlich zu viel Zeit mit einem allzeit ber$$$Liebesroboter verbringt? Eine bedrohlichere Frage ist aus Romanen und Filmen bekannt: Werden wir unsere Zivilisation gegen von uns selbst geschaffene intelligente Maschinen verteidigen müssen? Manche betrachten die Entwicklung einer über dem Menschen stehenden künstlichen Intelligenz als unausweichl$$$und rechnen spätestens bis 2070 mit deren Verwirklichung. Dieser als „Singularität“ bezeichnete Moment wird als weltveränderndes Ereignis gesehen. Eliezer Yudkowsky, einer der Gründer des Singularity Institute for Artificial Intelligence, glaubt, dass die Singularität zu einer „Intelligenzexplosion“$$$führen wird, dass superintelligente Maschinen noch mehr intelligente Maschinen hervorbringen werden, wobei jede Generation diesen Prozess wiederholt. Die zurückhaltendere Association for the Advancement of Artificial Intelligence hat ein spezielles Gremium eingesetzt, um Untersuchungen hinsichtlich $$$„möglichen Verlusts der menschlichen Kontrolle über computerbasierte Intelligenz“ durchzuführen. Wenn das eintritt, lautet die entscheidende Frage für zukünftige Zivilisationen: Werden die superintelligenten Computer freundlich sein? Wird es langsam Zeit, über Schritte nachzudenken, die verhindern, $$$sich unsere Schöpfungen feindselig gegen uns wenden? Realistischer als die Frage, ob die Roboter uns schaden werden, sind vorerst wohl Bedenken, ob wir ihnen Schaden zufügen werden. Gegenwärtig handelt es sich bei Robotern um reine Gebrauchsgegenstände. Aber was, wenn sie ausreichend komplex werden,$$$um Gefühle zu bekommen? Ist denn das menschliche Gehirn nicht auch eine überaus komplexe Maschine? Werden wir Rücksicht auf die Gefühle der Maschinen nehmen, wenn diese eines Tages Bewusstsein erlangen? Die Geschichte unserer Beziehung zu den einzigen nicht-menschlichen, empfindungsfähigen Wesen – d$$$Tieren – gibt allerdings keinen Grund für Zuversicht, dass wir empfindungsfähige Roboter nicht als reine Gebrauchsgegenstände betrachten werden, sondern als Wesen mit einer moralischen Position und Interessen, die es zu berücksichtigen gilt. Der Kognitionswissenschaftler Steve Torrance weist darauf $$$dass leistungsfähige neue Technologien wie Auto, Computer und Telefone dazu neigen, sich in unkontrollierter Weise auszubreiten. Die Entwicklung eines Roboters mit Bewusstsein, der nicht als Mitglied unserer Moralgemeinschaft angesehen wird, könnte deshalb zu Misshandlungen im großen Stil führen. Di$$$wirklich schwierige Frage ist natürlich, woher wir wissen sollen, ob ein Roboter tatsächlich über ein Bewusstsein verfügt und nicht nur zur Nachahmung von Bewusstsein konzipiert wurde. Dazu müsste man Kenntnisse über die Programmierung des Roboters haben. Wäre der Roboter darauf ausgelegt, menschenä$$$Fähigkeiten zu haben, die schließlich zu Bewusstsein führen, müssten wir annehmen, dass er tatsächlich über ein Bewusstsein verfügt. Ab diesem Zeitpunkt würde sich die Bewegung für die Rechte von Robotern formieren. Die Prognose ist düster: Wenn sich Diabetes weiter wie bisher ausbreitet, wird wegen$$$der vielen Folgeerkrankungen – wie Depressionen, Demenz, Impotenz, Bluthochdruck, Erblindung oder Amputationen – das Gesundheitssystem künftig unbezahlbar. Experten fordern neue Maßnahmen zur Eindämmung der Volkskrankheit. Zur Eindämmung der Volkskrankheit Diabetes hat sich Prof. Peter Schwarz vom D$$$Uni-Klinikum für den Aufbau eines nationalen Diabetes-Registers ausgesprochen. Erfahrungen in anderen Ländern wie etwa Finnland hätten gezeigt, dass so die Behandlungsqualität verbessert und Kosten gesenkt werden könnten, sagte Schwarz. In Dresden begann am Freitag der 6. Weltkongress zur Prävention$$$des Diabetes. Zu der Tagung bis Sonntag haben sich Teilnehmer aus 63 Ländern angesagt. Veranstalter ist die Dresden International University, die den einzigen Studiengang für Präventionsmedizin in Deutschland anbietet. Mit einem Register lasse sich unter anderem herausfinden, welche Folgeerkrankunge$$$Diabetes am häufigsten nach sich zieht. So werde angenommen, dass 70 Prozent der Herzinfarkte auf Diabetes zurückgehen. „Die Betroffenen könnten zudem besser informiert, beraten, befragt und über ihre Rechte aufgeklärt werden“, sagte Schwarz, der auch Kongress-Präsident ist. Die Patienten kämen mehr$$$auf Augenhöhe mit ihren Ärzten und könnten bei der Behandlung besser mitreden - auch wenn das manchen Ärzten vielleicht nicht gefalle. In Sachsen gibt es seit fünf Wochen ein solches Register. Diabetiker können sich - freiwillig - eintragen lassen. „Das ist wie eine Koalition von Patienten-Vertreter$$$und Wissenschaft“, sagte Schwarz. Bei gesundheitspolitischen Entscheidungen etwa ließe sich schnell Patienten-Meinungen einholen. Bislang enthält das Register Daten von rund 1000 Menschen. In etwa drei Jahren sollen etwa 300.000 Krankheitsfälle im Freistaat erfasst sein. Es können sich aber auch Dia$$$außerhalb von Sachsen eintragen lassen. Schwarz plädierte zudem für ein nationales und europaweites Präventionsprogramm. Etwa 33 bis 37 Prozent der Bevölkerung neige genetisch bedingt zu Übergewicht und habe deshalb auch ein erhöhtes Diabetes-Risiko. Viele Betroffene wüssten nur noch nicht davon. „D$$$Krankheit breitet sich weltweit aus wie eine Epidemie“, sagte Schwarz. In Deutschland gebe es derzeit rund 8,9 Millionen bekannte Diabetiker. Geschätzte weitere vier Millionen hätten ihre Krankheit noch gar nicht bemerkt. In zehn Jahren könnten es bereits 14 Millionen sein, die Dunkelziffer werde ve$$$bis dahin auf sechs Millionen steigen. In Sachsen seien derzeit rund 420.000 Einwohner betroffen, dazu komme eine Dunkelziffer von 180.000. Schwarz zufolge lässt sich schon mit wenig Geld ein Programm zur Diabetes-Prävention aufbauen. So seien in Sachsen im Zusammenspiel mit den Krankenkassen Frageb$$$verteilt worden. Damit seien mehr als 4000 Risiko-Fälle ermittelt worden. Mit Interventionsprogrammen habe bei jedem Zweiten den Ausbruch von Diabetes verhindert werden können. Ein spezieller Biomarker kann Raucher identifizieren, die ein besonders hohes Lungenkrebsrisiko haben. Diese Beobachtung er$$$einen neuen Ansatz zur Früherkennung und für eine maßgeschneiderte Behandlung, schreiben US-Forscher im Fachjournal „Science Translational Medicine“. Lungenkrebs wird gegenwärtig meist erst im fortgeschrittenen Stadium erkannt und ist dann kaum noch heilbar. Mediziner sind seit langem auf der Suche $$$einer effektiven Früherkennungsmethode. An Lungenkrebs sterben weltweit mehr als eine Million Menschen im Jahr. Neun von zehn Fälle in der westlichen Welt gehen auf das Rauchen zurück. Doch längst nicht jeder Raucher entwickelt Krebs. Die Forscher fahndeten daher nach genetischen Signalen im Gewebe $$$10 bis 20 Prozent Raucher, die zu Krebspatienten werden. Tatsächlich stellten sie fest, dass bei kranken Rauchern in der Auskleidung der Bronchien eine Reihe von Genen aktiviert waren, die bei den krebsfreien Rauchern nicht auffielen. Die aktivierten Gene gehören zu einem biochemischen Entwicklungsp$$$der normale Zellen in Tumorzellen verwandelt. Er ist als PI3K bekannt. Diese Entwicklung sei mit dem Krebsmittel Myo- Inositol umkehrbar, bevor sich ein Tumor bildet. Daher könnten anhand der aktivierten Gene nicht nur Raucher mit besonders hohem Lungenkrebsrisiko identifiziert werden, die Tumoren l$$$sich durch die rechtzeitige Gabe des Krebsmittels möglicherweise sogar verhindern. Dies könnte sich als die erste effektive Behandlung erweisen, um Lungenkrebs bei Rauchern mit hohem Risiko zu verhindern. Nach Ansicht der Forscher eignet sich der Test auf die aktivierten Gene besonders für eine Reih$$$des Bronchien-Gewebes von Rauchern. „Diese Erkenntnisse sind bedeutend, weil diese Zellen auf eine relativ nicht-invasive Weise gewonnen werden können“, erläuterte Forschungsleiter Avrum Spira von der Universität Boston. Gewebeproben aus der Lunge, wo sich Tumoren normalerweise entwickeln, seien nic$$$nötig. „Dies ist ein entscheidender Fortschritt auf dem Feld der Vorbeugung von Lungenkrebs, da es bislang keine effektiven Strategien für Lungenkrebsprävention bei Hochrisiko-Rauchern gibt.“ „Das menschliche Genom ist entziffert“ – knapp zehn Jahre ist es her, dass diese Sensation verkündet wurde. $$$heftige Konkurrenten berichteten im Weißen Haus Seite an Seite von ihrem Erfolg: Francis Collins, damals Chef des öffentlich geförderten Human-Genom-Projekts (HGP), und der US-Genetiker und Unternehmer Craig Venter. Ihre Teams hatten eine grobe und noch lückenhafte Karte der drei Milliarden Baustein$$$des menschlichen Genoms geschaffen, beide Forschergrößen betonten den Nutzen für die Menschheit. Doch selbst die zukunftsfrohen Amerikaner waren misstrauisch: In einer CNN-Umfrage erklärten damals 41 Prozent, die Genforschung für unmoralisch zu halten. „Das Versprechen einer Revolution für die Gesun$$$des Menschen bleibt wahr“, betont Francis Collins nun in einem in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlichten Kommentar. „Diejenigen, die dramatische Ergebnisse über Nacht erwarteten, mögen enttäuscht sein, sollten sich aber bewusst machen, dass Genforschung der obersten Regel aller Technologien f$$$Wir überschätzen ausnahmslos den kurzfristigen Einfluss einer neuen Technologie und unterschätzen ihre Langzeiteffekte.“ Der damalige US-Präsident Bill Clinton hatte bei der Kundgabe am 26. Juni 2000 von der „wichtigsten und wunderbarsten“ Karte der Menschheit gesprochen. Er verglich sie mit der Kar$$$der Forscher Meriwether Lewis und William Clark, die mit ihren Erkundungen die Besiedlung des Westens der USA ermöglichten. Die „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ druckte sechs Seiten mit Sequenzen des menschlichen Erbguts. Spaltenweise waren Buchstabenfolgen wie „GAGGAT GTGGAG AAATAG GAACAC“ zu lese$$$– Kürzel für die vier Basen Adenin, Thymin, Cytosin und Guanin, aus denen die DNA besteht. Er habe damals Vorhersagen für das Jahr 2010 gemacht, erläutert Collins, mittlerweile Direktor des Nationalen Gesundheitsinstituts NIH. Da er nie eine Präsentation wegwerfe, habe er die Liste mit sechs Punkten$$$darauf nun prüfen können. Für dutzende Gesundheitsfaktoren werde es Gentests zur Vorhersage geben, stehe da. Für viele davon werde es Möglichkeiten geben, das Krankheitsrisiko zu mindern. Zahlreiche Anbieter „genetischer Medizin“ entstünden, Präimplantations-Genetik werde weit verbreitet – und höchs$$$umstritten – sein. In den USA werde ein Verbot genetischer Diskriminierung erlassen, nahm Collins vor einem Jahrzehnt an. Und der Zugang zur Gen-Medizin werde ungerecht verteilt sein, vor allem in ärmeren Ländern. Weitgehend seien alle sechs Prognosen eingetroffen, meint Collins. Auf Basis der in de$$$vergangenen zehn Jahren entzifferten Erbgutdaten seien neue Medikamente etwa gegen Krebs entstanden. „Es ist aber angemessen, zu sagen, dass das Human Genome Project die Gesundheitsversorgung der meisten Menschen bislang nicht direkt beeinflusst hat.“ Neue große Fortschritte seien zu erwarten, sobal$$$in den nächsten drei bis fünf Jahren die Kosten für die Sequenzierung eines Genoms unter 1000 Dollar (750 Euro) fielen, erläutert Collins. Schon jetzt gebe es massenhaft mögliche Ansatzpunkte für neue Therapien, die mit genetischen Analysen gefunden wurden. „In diesem Überfluss therapeutischer Mögli$$$Prioritäten zu setzen, ist eine Herausforderung.“ Es sei durchaus zu hinterfragen, ob die Masse neuer Krebsgenomdaten die Biologie der Erkrankung klären helfe – oder ihr Verständnis eher verkompliziere, gibt Todd Golub vom Broad-Institut in Cambridge (Massachusetts) in „Nature“ zu bedenken. „Der Kam$$$um die Entschlüsselung der molekularen Basis von Krebs wird sicher im kommenden Jahrzehnt gewonnen werden, ohne die chemischen Werkzeuge aber, diese von genetischen Abweichungen verursachten zellulären Prozesse zu korrigieren, wird das ein wertloser Sieg sein.“ Venter, Chef des Craig Venter Institut$$$in La Jolla (Kalifornien), sieht in „Nature“ weitere wichtige Ansätze für die künftige Forschung: Sinnvoll sei etwa, bei jedem Erbgut die genetischen Daten beider Erbgutsätze – von väterlicher und mütterlicher Seite – zu erfassen. Dies sei entscheidend, um Rückschlüsse auf Vererbung, Regulierungsmec$$$und Erkrankungsrisiko zu ziehen. Eine noch größere Herausforderung werde es sein, nicht nur das Erbgut von Menschen, sondern auch ihren Phänotyp, also die Ausprägung aller körperlichen Eigenschaften, zu erfassen. Dies sei nötig, um die komplexen Zusammenhänge zwischen purer DNA-Information und tatsä$$$Erscheinungsbild zu erkennen. Auf Basis der Daten zehntausender Menschen ließe sich Venter zufolge ein Programm erstellen, das, mit den Angaben eines Patienten gefüttert, sowohl Diagnose als auch Prognose liefere. Dafür brauche es einen „Supercomputer“, der tausendfach schneller sein müsse als die d$$$schnellsten Rechner. Wichtig für den medizinischen Fortschritt werde auch sein, die Genome der Millionen von Mikroorganismen zu entziffern, die den Menschen bevölkern – etwa der Darmbakterien. „Die Erbgut-Revolution hat gerade erst begonnen.“ Kritisch sieht die Entwicklung dagegen Robert Weinberg vo$$$Massachusetts Institute of Technology in Cambridge. Er plädiert in „Nature“ dafür, die Prüfung einer zuvor aufgestellten Hypothese als einen wichtigen Ansatz medizinischer und biologischer Forschung beizubehalten. Die Großprojekte der Genomforschung verschlängen riesige Summen – für die althergebrac$$$Hypothese-Prüfungen seien in den vergangenen Jahren immer weniger Fördergelder übrig geblieben. „Der Langzeiteffekt wird sein, dass viele biologische Disziplinen nicht mehr in der Lage sind, die hellsten jungen Köpfe anzuziehen – und diese sind nun mal die eigentlichen Triebkräfte wissenschaftlichen$$$Erfolgs. Ohne sie sind wir verloren.“ Für sehbehinderte Menschen gibt es neue Hoffnung: Ein australisches Unternehmen stellte den Prototyp eines bionischen Auges vor, das helfen soll, Umrisse zu erkennen. Die Sehhilfe besteht aus einer auf eine Brille montierten Miniaturkamera. Die Bilder der Kamera$$$werden an einen Prozessor übermittelt, den der Mensch bei sich trägt. Dieser Prozessor überträgt die Bilder drahtlos an einen ins Auge eingesetzten Chip und reizt damit Nervenzellen in der Netzhaut des Auges. Aus den eingehenden Lichtpunkten setzt das Gehirn des Trägers dann ein Bild zusammen. Die E$$$ist für Patienten gedacht, deren Sehkraft durch Retinitis pigmentosa, eine genetisch bedingte Netzhautdegeneration, oder durch Netzhautveränderungen nachgelassen hat. Das bionische Auge kann ihre Sehkraft nicht völlig wiederherstellen, aber den Patienten eine bessere Orientierung ermöglichen. Der Ch$$$der größten australischen Organisation für Blinde und Sehbehinderte, Kevin Murfitt, lobte das künstliche Auge als "Revolution". Fertig entwickelt wäre das die großartigste Neuerung für Sehbehinderte seit der Erfindung der Braille-Schrift. Manche glauben, dass Viren Vorläufer des irdischen Lebens war$$$die eine Entwicklung zu aus Zellen aufgebauten Organismen stimuliert haben. Andere halten es für denkbar, dass Viren erst später aus genetischen Bruchstücken von Lebensformen entstanden sind. Klar ist jedoch, dass Viren die irdischen Lebensformen schon sehr lange begleiten und mit ihnen permanent in$$$enger Wechselwirkung standen und stehen. Es gibt zweifelsohne auch eine Evolution der Viren, die sich mit sehr großer Wandlungsfähigkeit an Veränderungen der Umwelt anpassen können. Die Evolution von Pflanzen und Tieren geht Hand in Hand mit der Entwicklung von Viren. Besonders spektakulär ist die P$$$wonach Bakterien und Viren aus dem Weltall auf die Erde gelangten und den noch leblosen Planeten mit Biomolekülen „geimpft“ hätten. Obwohl der schwedische Chemie-Nobelpreisträger Svante Arrhenius diese Idee bereits 1906 formuliert hat, gibt es dafür bis heute keine wissenschaftlichen Belege. Und sel$$$wenn es so sein sollte, bliebe die Frage offen, wie und wo denn die zur Erde gereisten Viren entstanden. relatedlinksDurchaus plausibel ist jedenfalls, dass Viren längere Zeit im Vakuum des Weltalls überdauern können, insbesondere im Inneren von Meteoriten. In einigen dieser auf die Erde gestürzten $$$haben Wissenschaftler jedenfalls eine große Zahl verschiedener Biomoleküle nachweisen können – bis hin zu Nukleinsäuren, die man als molekulare Bausteine des Lebens bezeichnen kann. Auch mit speziellen Radioteleskopen haben Astrobiologen in fernen kosmischen Wolken die Existenz von organischen Molek$$$nachgewiesen. Mit großer Wahrscheinlichkeit gibt es Viren auch auf dem Mond und auf dem Planeten Mars. Denn mit den Raumsonden, die Menschen zu diesen beiden Himmelskörpern geschickt haben, wurden dort fast zwangsläufig auch Viren von der Erde eingeschleppt. Spannend ist dabei die Frage, ob Wissensc$$$auf dem Mars auch „heimische“ Viren entdecken werden. Dies wäre nämlich ein ziemlich eindeutiger Beweis dafür, dass es auf dem Mars früher einmal Leben gegeben haben muss. Forscher des Nationalen Instituts für Agrarforschung in Frankreich haben den genetischen Code des auch als "schwarzer Diamant" b$$$Perigord-Trüffels entschlüsselt. Damit könnten Betrüger, die weniger wertvolle Trüffelsorten als Perigord-Trüffel anböten, schneller überführt werden, berichten sie in "Nature". Die spezifischen Gene von Perigord-Trüffeln, die vor allem in Frankreich, aber auch in Spanien und Italien gedeihen, solle$$$dazu in einer Trüffel-Datenbank gespeichert werden. Tutenchamun im Körperscanner? „Warum nicht“, haben sich Wissenschaftler aus Freiburg gedacht - und einen vergleichbaren Apparat für Mumien entwickelt. Erstmals sei es nun möglich, die einbalsamierten Leichname mit Terahertz-Strahlung zu durchleucht$$$teilte die Universität Freiburg mit. Können bei Flugreisenden verborgene Gegenstände wie Waffen oder Sprengstoff entdeckt werden, erhofft sich das Team um die Wissenschaftler Markus Walther und Andreas Bitzer mit seinem Scanner einen guten Blick auf Knochen und vor allem Gewebe der altägyptischen Vo$$$„Zugegeben, mit der Strahlung sieht man nicht ganz so gut wie mit Röntgen zum Beispiel in einem Computertomographen“, sagte Walther. „Aber es hat weniger schädliche Folgen für die Mumie.“ Terahertz-Strahlen liegen im elektromagnetischen Spektrum zwischen der Infrarot- und der Mikrowellenstrahlung. I$$$Energie reicht nicht aus, um Elektronen von Atomen zu trennen - und somit die Zellen des Körpers zu schädigen. Außerdem können sie kein Wasser durchdringen, deshalb wird eine Strahlung beim lebenden Menschen fast vollständig vom wasserhaltigen Körper reflektiert, erklären die Freiburger Experten in $$$neuen Ausgabe der Fachzeitschrift „American Journal for Physical Anthropology“. Somit kann ein gängiger „Körperscanner“ nur abbilden, was sich auf der Hautoberfläche befindet. Anders bei einer Mumie: „Mumien sind nahezu wasserfrei“, sagte Walther. „Das Terahertz-Licht kann somit weit unter die Haut $$$sogar durch den Körper hindurchstrahlen. Das ist ähnlich wie bei Röntgenstrahlen, aber es ist weniger schädlich.“ Daher würden beim Freiburger Scanner Marke Eigenbau eventuell noch vorhandene DNA-Fragmente in den Mumien nicht zerstört. Der genetische Fingerabdruck könne später - wie zuletzt im Fall $$$Mumie des Tutenchamun - wertvolle Aufschlüsse auf Krankheiten und Verwandtschaftsverhältnisse liefern. Zuletzt war es Wissenschaftlern unter anderem in Mannheim gelungen, mit Hilfe eines seltenen und besonders leistungsfähigen Computertomographen (CT) Mumien aus aller Welt zu analysieren. Unter ande$$$war dabei herausgefunden worden, dass es sich bei einer kleineren Mumie keineswegs um ein Baby handelte, wie ursprünglich angenommen worden war, sondern um ein Kind, das mit „zusammengeschobenen“ Beinen bandagiert wurde. Bei dem CT handelt es sich um ein „Dual-Source“-Gerät. Damit können zum Beispie$$$dichte Strukturen wie Verbände und Bandagen oder Knochen voneinander getrennt und Knochen somit unverdeckt sichtbar gemacht werden. Die Ausbreitung von Gen-Pflanzen und ihr Einfluss auf die Umwelt sind nach Ansicht eines Experten nur schwer vorherzusehen. Dies hängt unter anderem vom Klima, dem Bode$$$der Anbaumethode und der Ackergröße ab. „Wo es Wind gibt, fliegt der Pollen weiter und wo es feuchter ist, überlebt er länger“, sagte der Biologe Broder Breckling. Dann bestehe ein höheres Risiko, dass die genmanipulierte Pflanze in andere Arten einkreuze oder in Naturschutzgebiete vordringe. Die An$$$müssten deshalb systematisch untersucht werden. „Das wird wesentlich zu wenig gemacht“, kritisierte Breckling vom Institut für Landschaftsökologie an der Hochschule Vechta. Auf einer internationalen Fachtagung an der Universität Bremen werden dieser Tage rund 80 Wissenschaftler aus elf Ländern vom E$$$der Gen-Pflanzen auf ihre Umgebung berichten und Methoden zur Einschätzung vorstellen. Wenn man komplex strukturierte Landschaften hat, ist das Risiko für Auswirkungen auf angrenzende Gebiete größer“, sagte Breckling, der die Tagung gemeinsam mit Bremer Kollegen organisiert. So habe eine Untersuchun$$$ergeben, dass in Schleswig-Holstein die Gefahr größer wäre, dass sich gentechnisch veränderte Pflanzen in konventionelle Arten einkreuzten. Dort gibt es traditionell viele kleine Felder. In Brandenburg, das vor allem auf große Ackerflächen setzt, sei die Gefahr dagegen geringer. Bisher stehen in Deu$$$kaum gentechnisch veränderte Pflanzen auf den Feldern. Der Anbau von Gen-Mais ist hierzulande seit 2009 verboten. Die Stärke-Kartoffel Amflora ist seit Anfang März zugelassen, bisher hat aber nur ein Bauer aus Mecklenburg-Vorpommern Interesse angemeldet. Weltweit nimmt der Anbau von Gen-Pflanzen nac$$$Angaben des internationalen Biotechnik-Verbands ISAAA jedoch zu. Drei Finger an jeder Hand des Jungen waren zusammengewachsen. Lokale Medien berichteten, dass der Junge operiert wurde – seine zusätzlichen Finger und Zehen wurden amputiert. So sollten die Greif- und Lauffähigkiet verbessert werden. D$$$Junge aus Shenyang leidet unter einem Symptom mit Namen "Polydaktylie", was soviel bedeutet wie "Vielfingrigkeit". Es handelt sich hier um eine angeborene, vererbbare anatomische Besonderheit. Meist tritt bei diesem Symptom "nur" ein sechster Finger oder Zeh auf. Der Fall erinnert an einen Jungen in$$$Leishou: Er war im Jahr 2009 mit 16 Zehen geboren worden und hatte an jeder Hand fünf Finger – allerdings keinen Daumen. Damals wurde die extrem hohe Umweltverschmutzung dafür verantwortlich gemacht. Die Experten schlugen schon damals Alarm: China hat die höchste Luftverschmutzung weltweit. Jedes Ja$$$sterben 400.000 Chinesen an den Folgen von Smog und Feinstaub. Durch die Umweltverschmutzung käme es immer wieder zu "genetischen Variationen". Eine Tierstudie zeigt, dass Prostatatumore langsamer wachsen und wesentlich kleiner bleiben, wenn die Nager reichlich Walnüsse zu knabbern bekommen. Das vie$$$Ergebnis wurde nun auf der Jahrestagung des Amerikanischen Chemikerverbandes (ACS) in San Francisco vorgestellt. Erst vor kurzem hatte ein Team um Paul Davis an der Universität von Kalifornien in Davis weiterhin nachgewiesen, dass Walnüsse auch Entzündungen an den Blutgefäßwänden abbauen können. Jet$$$fütterte das gleiche Team Versuchstiere mit der genetischen Anlage für Prostatakrebs zwei Monate lang täglich mit 14 entschalten Walnüssen. Kontrolltiere bekamen derweil Sojabohnen-Öl zusätzlich zu ihrer normalen Ernährung vorgesetzt. Am Ende der Untersuchung waren die Prostatageschwüre bei den waln$$$Mäusen im Schnitt 50 Prozent kleiner und entwickelten sich nur ein Drittel so schnell wie die Tumoren der Kontrolltiere. „Einem Nahrungsfahrplan, der die Gesundheit der Prostata mit im Auge hat, sollten Walnüsse angehören“, sagte Davis dazu. Diese Nüsse „sollten Teil jeder ausgewogenen Ernährung mit$$$viel Obst und Gemüse sein“, ergänzte er. Drei Jahre nach seiner Weltpremiere als schneeweißer Baby-Bär wird es bald ernst im Leben von Eisbär Knut. "Er wird unser neuer Zuchtbulle", sagte Berlins Zoo-Direktor Bernhard Blaszkiewitz kurz vor dem dritten Jahrestag des ersten Auftritts von Knut am 23. M$$$Es soll also Knut-Nachwuchs geben. Dabei hatte die Tierschutzorganisation Peta erst kürzlich noch dafür plädiert Knut zu kastrieren, um Inzucht zu vermeiden. Knut und seine gleichaltrige derzeitige Gefährtin Gianna hätten mit Eisbär Olaf denselben Großvater. Das berge die Gefahr die genetische Vielf$$$unter den Eisbären zu reduzieren und sogenannte Inzuchtdepressionen bei Nachfahren auszulösen. Allerdings war bisher von Seiten des Zoos nie die Rede davon, das Knut und Gianna sich paaren sollten. Das Eisbärenmädchen lebt eigentlich im Münchner Zoo, war wegen Bauarbeiten an ihrem Gehege im vergange$$$Jahr aber vorübergehend zu Knut nach Berlin ausquartiert worden. Der Zoo erwartet auerßdem in diesem Frühling den zehnmillionsten Besucher am Eisbär-Gehege: "Wir zählen nicht mehr einzeln, aber es ist bald soweit", bestätigte BlaszkiewitzJapanische Forscher haben erstmals transgene Mücken geschaffen$$$die in ihren Speicheldrüsen Impfstoffe produzieren, mit denen sich Infektionskrankheiten bekämpfen lassen. Shigeto Yoshida von der Jichi Medical University und sein Team präsentieren ihre Arbeit im Fachmagazin „Insect Molecular Biology“. Das Team hat eine genetisch veränderte Mücke gezüchtet, die in$$$ihrem Speichel den Impfstoff gegen Leishmaniose produziert. Stiche dieser Mücke führten zu einer zunehmenden Zahl der Antikörper gegen die Erreger, was auf eine erfolgreiche Immunisierung mit dem Impfstoff deute, hieß es. Die schützende Immunreaktion gleiche der einer herkömmlichen Impfung - nur sei$$$sie eben kostenlos, sagte Yoshida. Wer sich andauernden Stichen aussetze, könne die Immunität auf hohem Niveau sogar für ein Leben lang aufrechterhalten, heißt es in dem Bericht der Forscher. Leishmanien befallen die Haut (Orientbeule) aber auch andere Organe wie die Leber oder Lymphknoten. Damit ve$$$die Forscher einer Jahrzehnte alten wissenschaftlichen Theorie zum Erfolg. Allerdings werfen die „fliegenden Impfspritzen“ auch ethische Fragen auf. Eine solche natürliche und damit unkontrollierte Methode zur Impfung von Menschen, ohne Dosierung und vorheriges Einverständnis, stellten eine Hürde fü$$$diese Art von Krankheitsbekämpfung dar, hieß es. Abgesehen von der Frage, ob die Öffentlichkeit es überhaupt akzeptieren würde, wenn solche Mücken als „fliegende Impfspritzen“ ausgesetzt würden. Was ist ein Hund? Vier Beine mit Pfoten dran, ein gesundes Gebiss. Dazu die Rute und eine Fähigkeit, die $$$vom Fuchs unterscheidet, das kommunikative Heulen oder Bellen. All das haben Rehpinscher, Pekinese, Zuchtpudel und eine ordentlich degenerierte Englische Dogge vom Format eines Ponys gemeinsam. US-Forscher haben nun zweifelsfrei ergründet, dass trotz aller Vielfalt der Hund immer ein Hund ist. Wie i$$$der biblischen Geschichte von Adam und Eva hat es in der biologischen Evolution ein Gründungspaar gegeben, es lebte vor vielen Jahrtausenden im Nahen Osten. Menschen siedeln seit dem 11.Jahrtausend vor Christus in Mesopotamien, dem Gebiet zwischen Euphrat und Tigris. Bis 9000 vor Christus prägte sic$$$dort eine der frühesten Formen von Landwirtschaft aus. Und dort lebten auch die Urtiere, von denen alle grauen Wölfe in der Region zwischen Israel, Saudi Arabien und dem Iran abstammen. Ihre Nachkommen legte sich vor mehreren 10.000 Jahren ans Lagerfeuer der Menschen – und auf sie gehen alle heute l$$$Hunderassen zurück, wie Genetiker der University of Kalifornien in Los Angeles jetzt herausgefunden haben. In einer mehrjährigen Fleißarbeit untersuchten die Forscher um den Evolutionsbiologen Robert Wayne das Erbgut von mehr als 1000 Tieren: Sie verglichen die Gene von mehr als 900 Hunden aus 85 Ra$$$dazu die DNA von 200 wilden Wölfen auf der ganzen Welt. Um sich im Erbgut-Durcheinander der vielen verschiedenen Rassen nicht zu verzetteln, und sich von den Zuchtraffinessen nicht in die Irre führen zu lassen, verließen sich die Genetiker bei ihren Analysen nicht nur auf eine Genregion – sondern kn$$$sich sicherheitshalber insgesamt 48000 Stellen im Erbgut vor. Eine moderne Spezial-Sequenziertechnik machte das möglich. So blieb trotz kurzer Beine, Drahthaar, Lockenmähne, Windhund-Schnauze und Mopsnasigkeit die Spur der Gene eindeutig: Sie führte geradewegs zu den Wölfen in Mesopotamien. „Sogar d$$$asiatischen Hunderassen haben genetisch viel mehr mit diesen Wölfen gemeinsam als mit allen anderen Populationen auf der Welt, zum Beispiel dem Ostasiatischen Wolf“, schreibt Robert Wayne, Evolutionsbiologe und Co-Autor der Studie in der heutigen Ausgabe von „Nature“. Damit widerlegen die Genetiker $$$bisherigen Theorien, wonach die heutigen Hunderassen unabhängig voneinander an mindestens vier Orten auf der Erde entstanden sind. Vor über hundert Jahren wurde das Verfahren entwickelt, Fingerabdrücke auf Oberflächen konkreten Personen zuzuordnen. Mittlerweile verwendet man den Begriff Fingerabdruc$$$auch im übertragenen Sinne, etwa als DNA-Fingerabdruck. Jetzt haben amerikanische Forscher eine neue Form von Fingerabdruckverfahren entwickelt, die kriminaltechnisch nützlich werden könnte. Tatsächlich spielt der Abdruck von Fingern dabei eine Rolle. Die Forscher von der Universität von Colorado in$$$Boulder nutzen die Tatsache, dass jeder Mensch von einer ganz speziellen Gemeinschaft von Bakterien besiedelt ist. Nicht nur von Mikroorganismen im Darm, sondern auch auf der Haut – und damit auf den Fingerkuppen. Das neue forensische Verfahren basiert also darauf, dass jeder Mensch Bakterien absied$$$auch wenn er keine klassischen Fingerabdrücke hinterlässt. Weshalb ja auch Hygiene beispielsweise im Krankenhaus so wichtig ist. Die Zusammensetzung der Haut-Bakteriengemeinschaften ist individuell sehr verschieden, im Durchschnitt stimmen nur 13 Prozent der Arten, die zwei Menschen auf der Handfläc$$$tragen, miteinander überein. Wegen dieser individuellen Besonderheiten eigne sich der „bakterielle Fingerabdruck“ als kriminaltechnisches Identifizierungsmerkmal, schreiben die Wissenschaftler um die Ökologin Noah Fierer heute im Journal „Proceedings“ der nationalen US-Wissenschaftsakademie. Konkret$$$hatte Fierers Team das genetische Material auf drei Computermäusen und -tastaturen gesammelt, analysiert und mit der Bakterien-DNA auf den Fingern der betreffenden Computernutzer, auf anderen Tatstaturen und mit DNA-Daten von 250 verbreiteten Bakterienarten in Datenbanken verglichen. Die besondere H$$$bestand nicht im Nachweis von individuell unterschiedlichen Bakteriengemeinschaften – das war schon zuvor belegt worden –, sondern Fierers Team gelang es, solche Bakterien-DNA von den Oberflächen sicher abzunehmen und für Laboruntersuchungen zu sichern. Beim Vergleich der aufgearbeiteten Genbaustein$$$fanden die Biologen, dass die Tastatur-DNA weit besser zur Finger-DNA der Computernutzer zuzuordnen war als zur DNA aus anderen Quellen, etwa fremden Tastaturen. Kriminalistisch bedeutend ist auch: Die Artengemeinschaft auf den Händen eines Menschen bleibt über Monate hinweg weitgehend stabil, und d$$$Bakterien-DNA auf einem Objekt ist auch nach zwei Wochen noch so gut erhalten, dass sie für Gen-Untersuchungen taugt. Die Spur der Keime am Tatort eines Verbrechens führt also auch noch eine gewisse Zeit nach der Fingerberührung mit recht großer Sicherheit zum Täter. Die Methode ist noch nicht perfe$$$und besitzt noch nicht die Beweiskraft eines klassischen Fingerabdrucks (Daktylogramm), räumen die Forscher aus Colorado ein. Weitere Untersuchungen seien notwendig, um die Verlässlichkeit im Vergleich zu forensischen Standardmethoden zu testen. Doch der Bakterien-Fingerabdruck sei doch bereits ein $$$um beispielsweise andere Indizien zu unterstützen. Es gehe außerdem nicht immer nur um eine Täter-Tatort-Zuordnung, sagt Fierer. Man könne über die Bakterien-DNA auch klären, wem ein Objekt gehört, beispielsweise beschlagnahmtes Diebesgut, das nicht eindeutig einem Besitzer zuzuordnen ist. Der Terro$$$im Sitz neben Ihnen hat behauptet, er wolle in die USA fliegen, um seine kranke Mutter zu besuchen. Man hat ihm geglaubt. Lügen haben kurze Beine, heißt es, aber das nützt Ihnen jetzt auch nichts. Ihr Vergewaltiger lügt frech, Sie hätten den Quickie gewollt. Man glaubt ihm. Oder: Die Kollegin wollte$$$doch den Quickie, nun stehen Sie als Vergewaltiger da. Der Demonstrant behauptet, friedliches Opfer der Polizeibrutalität zu sein; der Polizist sah ganz genau den Stein in der Hand des Demonstranten. Einer lügt. Wäre es nicht großartig, man könnte den Terroristen schon in der Warteschlange erkennen,$$$den sexbesessenen Chef, die intrigante Kollegin, den unschuldig dreinblickenden Gewalttäter mit und ohne Uniform, der Lüge überführen? Dr. Carl Lightman kann das. Er ist der Held der Krimiserie „Lie to Me“, deren zweite Staffel bereits in den USA läuft. Die erste gibt's schon auf DVD – oder ab Mittw$$$im Free-TV bei Vox. Lightman ist Experte für Wahrnehmungsforschung. Er erkennt die unwillkürlichen Gesichtsausdrücke und Körperhaltungen, die unsere Lügen – nun, Lüge strafen; die uns unwillkürlich verraten. Er hat eine Firma gegründet, die Polizei und Geheimdienst bei der Lösung kniffliger Fälle be$$$Lightman ist der Dr. House der forensischen Psychologie, nur etwas netter. Er wird von Tim Roth gespielt. Das kann eigentlich nicht schiefgehen. Es geht dann doch schief; und die Gründe sind nicht uninteressant. 12,39 Millionen Menschen sahen in den USA den Pilotfilm; bis zum Anlaufen der zweiten St$$$war die Zahl der Zuschauer auf etwas über sieben Millionen gefallen. (Zum Vergleich: In der dritten Staffel erreichte „House“ in den USA 19,4 Millionen Zuschauer.) Mit anderen Worten: Der misanthrope Arzt mit seinen unverständlichen Diagnosen und brachialen Behandlungsmethoden fesselt die Menschen; $$$Lügendetektor nicht. Es kann nicht daran liegen, dass die Ausgangssituation unrealistisch wäre. Denn erstens hat der Erfolg von „Monk“ gezeigt, dass selbst im Zeitalter der hochwissenschaftlichen „CSI“-Labore ein einzelner Detektiv mit fast übermenschlichen Wahrnehmungsfähigkeiten immer noch die Leu$$$in seinen Bann ziehen kann. Und zweitens ist „Lie to Me“ durchaus um Authentizität, ja Wissenschaftlichkeit bemüht. Vorbild für Carl Lightman ist der Psychologieprofessor Paul Ekman, dem es gelang nachzuweisen, dass – entgegen der Annahmen der Kulturrelativisten um Margaret Mead – die Grundausdrucks$$$des menschlichen Gesichts in allen Kulturen identisch (und mithin genetisch bedingt) sind. Diese Grundausdrucksformen sind: Angst, Ekel, Freude, Trauer, Überraschung, Verachtung und Zorn. Wenn es auch den meisten Menschen gelingt, in einer Befragungssituation – „Wo waren Sie in der Nacht des Mordes?$$$„Warum war dein Auto vor dem Hotel geparkt, obwohl du gesagt hast, dass du zum Fußballtraining fährst?“ – das Gesicht zu wahren, um der notwendigen Lüge – „Ich war allein zu Hause“, „Das Training fiel aus. Ich ging mit den Jungs in der Hotelbar noch ein Bier trinken“ – zu entsprechen, verraten oft „$$$die wahren Gefühle. Für Sekundenbruchteile zeigt das Gesicht einen Anflug etwa von Angst – oder Freude oder Verachtung, kurzum: eine Emotion, die nicht zur Aussage passt. Ekman nennt solche Situationen „Hot Spots“; hier muss nachgebohrt werden. Er entdeckte das Phänomen der Mikroausdrücke beim langs$$$Abspielen von Filmen, die Gespräche mit Patienten festhielten, die ihn nachweislich belogen hatten. Jedoch stellte er fest, dass nach einem zwei- bis dreitägigen Training die meisten Menschen lernen können, „Hot Spots“ zu erkennen. Dies ist also der wissenschaftliche Hintergrund für die Arbeit Carl $$$und seines Teams – der Psychologin Dr. Gillian Foster (Kelli Williams), des zwanghaft ehrlichen Akademikers Eli Loker (Brendan Hines) und der schönen Ria Torres (Monica Raymund), die bei der Handgepäckkontrolle am Flughafen arbeitet, wo Lightman sie als Naturtalent entdeckt und vom Fleck weg engagie$$$Verwickelte Fälle, alltagstaugliche Psychologie, zwei attraktive Nebendarstellerinnen und Tim Roth als Star. Noch einmal: Warum möchte man keine Wette auf den Quotenerfolg eingehen? Weil Headwriter Samuel Baum das wichtigste Gesetz der Serie missachtet: Entscheidend ist der Charakter. Tony Soprano f$$$uns nicht deshalb, weil wir über ihn etwas über die Mafia erfahren, sondern weil er ein gequälter Familienvater ist. Dr. House ist zwar der Arzt, den wir alle gern hätten: nicht nett, sondern kompetent. Vor allem aber wollen wir hinter das Geheimnis seiner emotionalen Verletzung kommen. „Emergency R$$$mag authentisch sein, aber am Ende interessieren wir uns für die romantischen Verwicklungen der Teammitglieder. Mr Monk fasziniert uns weniger wegen seiner detektivischen Fähigkeiten, sondern durch seine Neurosen und Phobien. Kurzum: Die Serie lebt, wie der Roman, von unserem Interesse an Charaktere$$$– das gilt für „GZSZ“ und „Friends“ wie für „Mad Men“ und „Six Feet Under“. Und hier liegt die Schwäche von „Lie to Me“. Wenn man einen so begnadeten Schauspieler wie Tim Roth engagiert, muss man ihm auch einen Charakter zu spielen geben, der uns nicht nur imponiert, sondern der auch andere Emotione$$$weckt, und sei es Abscheu. Er selbst scheint den Mangel zu spüren. Bei aller angestrengten Schauspielerei meint man zuweilen auf seinem Gesicht einen flüchtigen Mikroausdruck zu erkennen: Langeweile. Eine gern geäußerte - und meist nicht ernst gemeinte - Erklärung für Übergewicht lautet: "Ich habe s$$$Knochen." Was schon beim ersten Blick auf barocke Körperformen als Ausrede identifiziert werden kann. Jetzt bietet sich eine weniger leicht zu entlarvende Entschuldigung an: "Ich habe die falschen Darmbakterien." Denn immer mehr Forscher finden Hinweise dafür, dass Mikroorganismen im Darm eine Rolle$$$bei Übergewicht, entgleistem Fettstoffwechsel und Diabetes spielen und nicht nur zu wenig Bewegung und das Futtern kalorienreicher Köstlichkeiten. Daraus wächst eine verwegene Hoffnung: Durch das Schlucken einer passenden Bakterienkultur schmilzt der Körperumfang dahin. Über weitere Indizien bericht$$$amerikanische Forscher in "Science". Das Team um Matam Vijay-Kumar von der Emory-Universität in Atlanta (US-Staat Georgia) hatte Mäuse gentechnisch so verändert, dass sie Probleme bekamen, bestimmte Bakterien zu erkennen und zu bekämpfen. Die Forscher hatten den Bauplan für einen Rezeptor namens TLR$$$stillgelegt. Mit diesem erkennen Zellen die Substanz "Flagellin" in den Fortbewegungsorganen (Flagellen) einer Reihe von Bakterienarten und damit deren Anwesenheit. Alles hatte mit der Beobachtung begonnen, dass Mäuse ohne TLR5-Rezeptoren 20 Prozent mehr wiegen und unter hohen Blutfett- und Blutzuck$$$sowie Bluthochdruck leiden. Sie produzieren mehr Insulin als normal und entwickeln eine Insulinresistenz - die Ursache für Diabetes. Nicht zuletzt hatten solche Mäuse mehr Appetit. Mästete man sie mit fettreicher Diät, nahmen sie stärker zu als Tiere mit dem Bakteriendetektiv TLR5, und sie bekamen e$$$voll entwickelten Diabetes und eine Fettleber. Noch etwas registrierten die Forscher: Mäuse ohne den Rezeptor leiden häufiger unter Darmentzündung. Ein starkes Antibiotikum, das 90 Prozent der Darmkeime dahinrafft, brachte den verirrten Stoffwechsel teilweise wieder ins Lot. Bestimmte Bakterien sche$$$also dick zu machen und den Stoffwechsel auf das falsche Gleis zu schieben, wenn das Immunsystem sie nicht erkennt. Im Normalfall hingegen haben nützliche Organismen die Oberhand. Gestützt wird das durch frühere Forschungen etwa von Ruth Ley von der Cornell-Universität in Ithaca (US-Staat New York).$$$Danach leben im Darm von übergewichtigen Mäusen und Menschen mehr Bakterien der Gruppe Firmicutes und weniger des Typus Bacteroidetes. Übergewicht ist ansteckend Interessant auch die Erkenntnis, dass Übergewicht ansteckend sein kann. Die Forscher nahmen einen Darmbakterien-Cocktail von dicken Mäusen$$$ohne TLR5-Rezeptor und übertrugen ihn in die Därme von schlanken Tieren mit TLR5. Der Transfer steigerte den Appetit der Empfänger, den Blutzuckerspiegel sowie das Gewicht und machte die Tiere resistent für das Blutzuckerhormon Insulin. Zeitlebens besteht im Darm eine sensible Balance zwischen Bakte$$$und Immunsystem. Eine erste "Ansteckung" mit einer Darmbakterien-Gemeinschaft erlebt das Kind gleich nach der Geburt. Die Mutter und andere Kontaktpersonen geben ihre Darmbakterien über Berührungen an den Säugling weiter. Die Frage, welche Organismen sich dauerhaft etablieren, ist aber von vielen Fa$$$abhängig, sagt Professor Michael Blaut, Mikrobiologe am Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) bei Potsdam. "Wie man aus vergleichenden Untersuchungen an eineiigen Zwillingen und anderen Verwandten weiß, ist die Zusammensetzung der Darmbakterien teilweise angeboren, hängt aber auch von Um$$$ab." Kommt das Kind etwa im Krankenhaus zur Welt, etabliert sich meist eine andere Bakteriengesellschaft, als wenn es zu Hause geboren wird. "Diese Besiedelung ist lebenslang relativ konstant, zumindest auf der Ebene der großen Bakteriengruppen wie Bacteroides, Bifidobacterium, Eubacterium und Lacto$$$sagt Blaut. Erst auf der Ebene darunter, bei einzelnen Arten, gebe es mehr Fluktuation. Bestimmte Bakterien gehören zur Grundausstattung Mindestens 160 verschiedene Bakterienarten beherberge jeder Mensch in seinem Darm. Ein großer Teil davon gehöre zur Grundausstattung und komme bei den meisten Mens$$$vor, berichtete gestern ein Team um Jun Wang von der Universität Kopenhagen im Fachmagazin "Nature" nach genetischen Analysen. Immerhin 57 Arten fanden die Forscher bei mehr als 90 Prozent ihrer 124 Probanden. In dem Gewusel von 160 Arten und Milliarden Organismen muss das Immunsystem den Überblick $$$Es muss krank machende Keime beseitigen und jene gewähren lassen, die die Nahrung aufschließen. Dazu verfügt die Abwehr über Hunderte oder Tausende Rezeptortypen. Jeder erkennt eine charakteristische Keimstruktur. In der Kooperation produzieren sie ein Muster, das gute und schlechte Bakterien zu unt$$$weiß. Doch welches sind die Dickmacher? "Wir kennen erst wenige dieser Rezeptoren, und wir wissen sehr wenig darüber, wie Bakterien den Stoffwechsel verändern", sagt Michael Blaut. Er schließt Überraschungen nicht aus. So könnte es sich erweisen, dass übertriebenes Hygieneverhalten schädlich ist und$$$zur grassierenden Übergewichtsepidemie beiträgt. Haushaltskeimkiller könnten pathogenen Bakterien weniger schaden als nützlichen. Bakterien lösen Krankheiten aus Doch das ist Spekulation. Wie überhaupt die Frage, über welche Mechanismen Mikroorganismen dick machen könnten. Zwei Wege diskutieren die $$$Bakterien verändern den Energiestoffwechsel, und sie lösen Entzündungsreaktionen aus. So weiß man, dass einige Bakterienarten die Energie in der Nahrung besser aufschließen als andere. Wieder andere stellen Substanzen her, die beeinflussen, wie Fett in die Depots eingelagert und wieder freigesetzt w$$$Die dicken Mäuse ohne TLR5-Rezeptor wiederum zeigten leichte Entzündungsreaktionen. Viele Studien belegen, dass schwache, aber chronische Entzündungen beim Menschen im Zusammenhang stehen mit Übergewicht, Arteriosklerose und Diabetes. Unabhängig von Forschungen zu Darmbakterien wissen Mediziner auch$$$dass eine fettreiche Ernährung generell zu leichten Entzündungsreaktionen führt - mit Gefäßleiden, Bluthochdruck, Diabetes als Folge. Patrice Cani und Nathalie Delzenne von der Katholischen Universität Löwen in Belgien haben einen bakteriellen Kandidaten ausfindig gemacht, der die krank machende Kas$$$lostreten könnte: das bakterielle Lipopolysaccharid (LPS). LPS entsteht beim Absterben einiger Bakterien und provoziert die Ausschüttung von Entzündungsbotenstoffen. Könnte es also mit dem Gewicht klappen, wenn man die Übeltäter dingfest macht und dezimiert? DIfE-Forscher Blaut ist skeptisch. Es ble$$$die Tatsache, dass der westliche Mensch sich zu wenig bewege und deshalb Energieverbrauch und -zufuhr aus der Balance geraten. "Der Heilige Gral ist nicht gefunden, wenn wir dick machende Bakterien identifiziert haben. Die Frage ist: Wie groß ist deren Beitrag?" Die Ausrede mit den falschen Darmbakt$$$könnte auch deshalb in die Irre leiten, weil die falschen Organismen gerade erst durch die falsche Ernährung Oberhand gewinnen. Cani und Delzenne sehen es nach Tierversuchen so: Eine fettreiche, ballaststoffarme Kost verändert das Darmbiotop hin zu den Arten, die Toxine produzieren und Entzündungen $$$Das störe den Fettstoffwechsel und verursache Diabetes. Die Ausrede für barocke Körperformen ist leider dahin. Wenn Tasmanische Teufel um Aas kämpfen, stoßen sie wilde, schrille Schreie aus. Und wenn sie erregt sind, werden ihre spitzen Ohren feuerrot. In Australien haben die Beuteltiere bereits Kul$$$sogar eine Comicfigur ist ihnen nachempfunden. Nun bedroht ein Gesichtskrebs ihre Art – in den vergangenen zehn Jahren haben die Tumore vermutlich rund 70 Prozent des Wildbestands ausgelöscht. Deshalb plant die australische Regierung drastische Maßnahmen: Von diesem Jahr an sollen gesunde Tiere auf $$$Inseln gebracht werden, um so die nur in Australien vorkommende Art zu retten. Dort könnten die Raubtiere aber verheerende Auswirkungen auf das Ökosystem haben. Der Krebs ist ansteckend und wird übertragen, wenn sich die angriffslustigen Tiere im Kampf um Aas oder bei der Paarung gegenseitig beißen.$$$„Er ist zu 100 Prozent tödlich. Wenn sie es bekommen, sterben sie“, sagt der Sprecher des Taronga-Zoos in Sydney, Mark Williams. „Im Gesicht brechen überall Wunden auf, die Tiere können nicht mehr fressen, also verhungern sie qualvoll. Es ist eine furchtbare Krankheit.“ Zusammen mit anderen australi$$$Tierparks züchtet der Taronga-Zoo bereits einen Sicherungsbestand von 220 Tieren. Seit die Teufelchen im Mai 2009 zur gefährdeten Art erklärt wurden, denken Fachleute über weitere Maßnahmen nach. Nach Angaben von Andrew Sharman vom Programm zur Rettung Tasmanischer Teufel wird geprüft, inwieweit die$$$größten fleischfressenden Beuteltiere Australiens fragile Ökosysteme anderer Inseln stören könnten. So könnten sie beispielsweise auf der Insel Maria Island vor der Ostküste Tasmaniens Einzug halten. Durch die Einzäunung von Flächen, in denen bisher keine Krebsfälle auftraten, sollen außerdem auf de$$$Festland „virtuelle Inseln“ geschaffen werden. „Es gibt weltweit eine Reihe von Beispielen, wo die Einführung einer neuen Art auf Inseln schief gegangen ist“, sagt Sharman. „Wir sind sehr vorsichtig und überlegen uns gut, wie wir die Teufel auf die Inseln bringen. Wir müssen schauen, wie sich die Ar$$$auf die Fauna dort auswirkt.“ Peter McGlone von der Naturschutz-Stiftung Tasmanian Conservation Trust warnt: „Die Einführung der Teufel auf eine Insel birgt immer Risiken, aber wir können entweder die Teufel retten oder die Insel.“ Der teuflische Ruf der Tiere gründet auf den Erzählungen der ersten $$$die im 19. Jahrhundert in Tasmanien landeten. Das schrille Kreischen der Aasfresser jagte ihnen gehörigen Schrecken ein. „Diese Neuankömmlinge lagen nachts in ihren Zelten und vernahmen nervös die fremdartigen Schreie aus den dichten Wäldern der Berge und Täler“, schreiben David Owen und David Pembe$$$in ihrem Buch über die Beuteltiere. Tony Britt-Lewis, leitender Tierpfleger im Taronga-Zoo, nimmt die bedrohten Tierchen in Schutz: „Sie sind sehr scheu und nervös und würden sich lieber in ihrem Bau verstecken, als rauszukommen und anzugreifen.“ Trotzdem sind sie in Tasmanien das dominierende Raubt$$$und könnten in anderen Ökosystemen großen Schaden anrichten. „Es ist lebenswichtig, dass wir sie retten, nicht nur weil sie Kultstatus haben, sondern weil sie in der Nahrungskette ganz oben stehen, sie sind der primäre Fleischfresser“, sagt Tierpfleger Britt-Lewis. „Sie können beispielsweise Fuchspo$$$kontrollieren, sie sind die Löwen von Tasmanien.“ Vor kurzem haben Wissenschaftler den genetischen Code des Gesichtskrebses geknackt, die Aussichten auf Heilung sind damit gestiegen. Eine wirksame Therapie könnte Umsiedlungen der Tasmanischen Teufel in der Zukunft machen. Die Tierschutzorganisation $$$plädiert für eine Entmannung von Berlins Eisbär Knut. Der dreijährige Knut müsse kastriert werden, um Inzucht zu vermeiden, teilte die Vereinigung mit. Knut und seine gleichaltrige derzeitige Gefährtin Gianna hätten mit Eisbär Olaf denselben Großvater. Der Zusammenschluss der beiden Jungtiere berge $$$Gefahr, dem von den Zoos angestrebten Erhaltungszuchtprogramm zu schaden, die genetische Vielfalt unter den Eisbären zu reduzieren und sogenannte Inzuchtdepressionen bei Nachfahren auszulösen, erklärte Peta-Zooexperte Frank Albrecht: „Knut-Fans sollten sich bewusst sein, dass nur die Kastration von $$$ein dauerhaftes Zusammenleben mit Gianna erlaubt.“ Das Eisbärenmädchen lebt eigentlich im Münchner Zoo, war wegen Bauarbeiten an ihrem Gehege im vergangenen Jahr aber vorübergehend zu Knut nach Berlin ausquartiert worden. In der „Eisbären-WG“ finden die zwei nach einer etwas spannungsgeladenen Kenne$$$schließlich zunehmend Gefallen aneinander. Nach der Zulassung durch die EU-Kommission will der Chemiekonzern BASF das Geschäft mit der genveränderten Kartoffelsorte Amflora ankurbeln. „Nun ist für uns der Weg frei, Amflora in diesem Jahr kommerziell anzubauen“, sagte der Geschäftsführer der BASF Pla$$$Science, Peter Eckes. Die Amylopektinstärke aus Amflora verleihe Papier einen höheren Glanz, Beton und Klebstoffe können länger verarbeitet werden, erklärte BASF. Außer der Genehmigung für die Gen-Kartoffel hat die EU-Kommission in Brüssel die Einfuhr und Verarbeitung von drei Genmais-Sorten des US-$$$Monsanto zugelassen. Die Mais-Sorten dürfen aber weiterhin nicht in Europa angebaut werden – anders als die Kartoffeln. Nebenerzeugnisse der genveränderten Knolle erhalten in der EU dem Beschluss zufolge die Zulassung als Futtermittel. Die Frucht werde allein der Stärkegewinnung dienen, besonders fü$$$die Herstellung von Papier, sagte Gesundheitskommissar John Dalli. Er kündigte auch an, er wolle vorschlagen, dass künftig die EU-Mitgliedstaaten selbst über den Anbau genetisch veränderter Organismen entscheiden können. Das Zulassungsverfahren in Europa für Genpflanzen ist kompliziert und umstritte$$$Der Kommissionsbeschluss enthält Vorgaben für den Anbau, damit nach der Ernte keine Gen-Kartoffeln auf dem Acker liegen bleiben und sich die Amflorasamen nicht in der Umgebung ausbreiten. Es ist die erste Zulassung einer Genpflanze für den Anbau seit 1998, als die Maissorte MON 810 grünes Licht erhi$$$Der US-Agrarkonzern Monsanto hat in diese Pflanze ein Gen eingebaut, das ein Gift gegen den Schmetterling Maiszünsler enthält. Die EU-weite Erlaubnis ist allerdings in mehreren Ländern außer Kraft gesetzt, darunter Deutschland. „Wir haben die Entscheidung der EU-Kommission erwartet und verweisen auf$$$den Koalitionsvertrag“, hieß es von der deutschen schwarz-gelben Bundesregierung. In dem Vertrag steht geschrieben: „Der Anbau der gentechnisch veränderten Stärkekartoffel Amflora für eine kommerzielle, industrielle Verwertung wird unterstützt.“ „Ich begrüße dieses Signal“, sagte Bundeslandwirtschaf$$$Ilse Aigner (CSU). Sie unterstütze Überlegungen, den EU-Staaten bei der Entscheidung über den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen mehr Freiheiten einzuräumen. Kritiker warnen vor einem Marker-Gen zur Antibiotika-Resistenz bei der Kartoffel. Mit ihm enthalte die Pflanze eine Resistenz gegen zentr$$$Antibiotika im Kampf gegen Tuberkulose, warnte der grüne Europaabgeordnete Martin Häusling. „Es ist ein Schlag ins Gesicht für die Bürger in Europa, von denen 70 Prozent Gentechnik im Essen ablehnen.“ Ebenso schockiert von dem EU-Beschluss zeigte sich die Umweltschutz-Organisation Greenpeace. Union $$$FDP im Europaparlament lobten dagegen die Entscheidung. „Die neue Kommission macht damit deutlich, dass sie in Zukunft auch wissenschaftsbasierte Entscheidungen treffen möchte“, sagte Agrar-Sprecherin Britta Reimers. Der CDU-Abgeordnete Werner Langen betonte: „Europa ist führend im Bereich der Pflan$$$und muss diese Stellung auch behalten.“ EU-Kommissar Dalli kündigte an, im Sommer einen Vorschlag zu unterbreiten, wie ein „wissenschaftlich fundiertes Zulassungsverfahren“ kombiniert werden könne mit dem Recht der EU-Staaten, selber zu bestimmen, ob sie bei sich genetisch veränderte Sorten anbauen $$$oder nicht. Bislang sieht das Zulassungsverfahren vor, dass die EU-Kommission anhand der Efsa-Analysen den 27 EU-Ländern einen Beschluss empfiehlt. Die Minister müssen den Vorschlag mit qualifizierter Mehrheit annehmen oder zurückweisen. Üblicherweise reichen die Stimmen aber weder für das eine noch$$$das andere, so dass die Kommission entscheiden kann. Männer werden anders krank als Frauen. Die Forschung steht in diesem Punkt zwar noch am Anfang. Eins ist aber sicher: Geschlechtsspezifische Unterschiede haben einen großen Einfluss auf verschiedenste Krankheiten. Das erfordert auch eine individue$$$Gesundheitsvorsorge. Die Fortschritte in der Gender-Forschung tragen dazu bei, dass gerade die frühe Vorsorge auch für den Mann immer mehr zum Thema wird. Auf der einen Seite spielten biologische Faktoren eine Rolle dabei, dass Männer und Frauen unterschiedlich krank werden, erklärt Frank Sommer, Pr$$$der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit und weltweit erster Professor für Männergesundheit an der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf. Schon in der embryonalen Entwicklung sei das Hormon Testosteron sehr wichtig für den Mann. „Ab der Pubertät beginnt es dann, erneut große Auswirkungen au$$$den männlichen Körper zu haben.“ Eine andere Ursache liegt in der Psyche und Erziehung. Ein Mann denkt häufig, er müsse stark sein und dürfe keine Schwächen zeigen, sagt Sommer. Er sehe oft nicht die Notwendigkeit einer Vorsorgeuntersuchung. „Wir sagen gerne: Frauen betreiben Vorsorgemedizin, Männer$$$hingegen Reparaturmedizin.“ Laut einer Studie in sechs europäischen Industrienationen und den USA geben 79 bis 86 Prozent der Männer zwischen 40 und 80 Jahren an, fit oder topfit zu sein. „Die Realität sieht natürlich ganz anders aus.“ Ein dritter Punkt ist die genetische Struktur der Chromosomen. D$$$Mann hat nur ein X-Chromosom und damit weniger genetische Informationen. Entstehen hier Schäden, sei der Mann gefährdeter, weil die Frau prinzipiell noch auf ein zweites X-Chromosom ausweichen kann, erklärt Sommer. All diese Faktoren legen eine individuelle Vorsorge für den Mann nahe. Das Herzinfark$$$zum Beispiel ist beim Mann zwischen 45 und 60 Jahren etwa dreifach so hoch wie bei Frauen, sagt Sommer. Männer litten in frühem und mittleren Erwachsenenalter auch stärker an Bluthochdruck. Ganz wichtig seien Vorsorgeuntersuchungen, die Risikofaktoren und die familiäre Belastung mit einbeziehen, emp$$$Regitz-Zagrosek. Gerade zwischen 20 und 30 könnten Männer ihren Lebensstil noch gut beeinflussen und negativen Folgen entgegenwirken. „Ich würde raten, in Zusammenarbeit mit dem Hausarzt Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen, die gezielt an diesen Risikofaktoren arbeiten.“ Eben diese Faktoren beträfen vor $$$das Herz-Kreislauf-System und das Krebsrisiko, ergänzt Sommer. Darüber hinaus sollten bei einer U-25-Vorsorgeuntersuchung der Ernährungsstatus, die körperliche Aktivität, der Bauchumfang sowie grundlegende Laborwerte untersucht werden. Auch psychische Krankheiten seien von Bedeutung. Die Vorsorgeunt$$$mit 25 und auch der Gesundheits-Checkup mit 35 sind bezahlte Kassenleistungen, sagt Andre Vogel von der Unabhängigen Patientenberatung Kiel. Generell sei es für einen Patienten angesichts der Fülle an Vorsorgeuntersuchungen aber schwierig zu sagen, welche wirklich erforderlich sind. „Die Ärzte legen$$$gerne Untersuchungen ans Herz, deren medizinische Notwendigkeit sich häufig nicht so eindeutig darstellt.“ Hier kann es sinnvoll sein, eine zweite Meinung einzuholen. Starke Chemiekeulen und Strahlenbehandlungen sind längst nicht mehr die Standards in der Behandlung von Krebs. Beim Deutschen Krebsko$$$zeigt sich sogar eine gewisse Aufbruchstimmung: Neue molekulare Behandlungsmethoden, die zielgerichtet Krebszellen abtöten, werden in der Onkologie immer häufiger eingesetzt. Und biotechnische Diagnoseverfahren ermöglichen es, die Patienten genau zu bestimmen, die von den neuen Therapien profitieren$$$können. Und diese neue, auf den einzelnen Patienten zugeschnittene Therapie zeigt bereits deutliche Erfolge: Denn trotz stetig steigender Fallzahlen sinkt die Sterberate von Krebserkrankungen. „Wir sind auf dem Weg zu einem Paradigma, dass Krebs eine chronische Erkrankung ist, die wir zwar nicht hei$$$wohl aber beherrschen können“, sagte Wolff Schmiegel aus Bochum, Präsident des Krebskongresses, der in Berlin statt findet. Eine aktuelle Studie aus Mailand unterstreicht Schmiegels Aussage: Europaweit retten bessere Früherkennung und wirksamere Therapiemethoden jährlich rund 150.000 Menschen vor de$$$Krebstod, die Sterberate ist gegenüber den frühen 90er-Jahren bei Frauen um acht, bei Männern sogar um neun Prozent zurückgegangen. Bei uns in Deutschland sieht es dem Bochumer Krebsspezialisten zufolge ähnliche aus: Unheilbare Patienten mit Brust-, Darm- oder Lungenkrebs, deren Lebenserwartung vor $$$Jahren durchschnittlich acht bis zehn Monate betrug, überleben heute zwei bis drei Jahre – mit weiter steigender Tendenz. Dies gelinge nicht durch den breit gestreuten Einsatz nebenwirkungsreicher Medikamente („Prinzip Gießkanne“), sagt Schmiegel, sondern durch eine passgenaue, individualisierte The$$$die „die Lebensqualität der Patienten während der gesamten Behandlungszeit so hoch wie möglich halten kann“. Im Fokus dieser individualisierten Therapie steht die Entdeckung molekularer Ziele. Denn die Erkenntnisse über die besonderen Prozesse in der Biologie von Krebszellen werden immer differenzie$$$– und damit gibt es auch immer mehr Möglichkeiten, an verschiedenen Stellen der Krebszellbiologie einzugreifen. Beispielsweise kennen Mediziner bestimmte Rezeptoren, die wie Antennen auf der Oberfläche einer Krebszelle sitzen. Sie leiten den Befehl zur tödlichen Vermehrung an den Zellkern weiter. He$$$können sie gezielt ausgeschaltet werden. Dies gelang das erste Mal vor zehn Jahren, als mit dem Brustkrebsmedikament Herceptin, das einen Rezeptor blockierte, der bei jeder fünften Patientin vermehrt vorkommt. Herceptin ist ein Antikörper, der an die Tumorzellen andockt, die daraufhin vom Immunsyste$$$erkannt und vernichtet werden. Das Medikament verlängert nicht nur das Überleben schwer kranker Frauen, sondern hilft auch vielen Patientinnen im Frühstadium, ihre Erkrankung vollständig zu besiegen. Inzwischen wird es auch bei etwa einem Viertel der Patienten mit Magenkrebs eingesetzt, bei denen de$$$verdächtige Rezeptor überdurchschnittlich oft vorkommt. Zahlreiche weitere Medikamente, die entweder direkt in die Signalübertragung der Krebszellen eingreifen, oder aber die Versorgung des Tumors mit neuen Blutgefäßen verhindern und ihm damit die Nahrungsgrundlage entziehen, sind mittlerweile für d$$$Behandlung zugelassen. Selbst Lungenkrebspatienten, die häufig eine sehr schlechte Prognose haben, weil das Leiden erst spät erkannt wird, profitieren von dem neuen Therapieprinzip mit längerem, beschwerdefreiem Überleben. „Je besser wir die Signalwege in der Krebszelle verstehen, um so individuelle$$$kann in Zukunft die Therapie auf den einzelnen Patienten abgestimmt werden“, erklärte Molekularbiologe Edgar Dahl von der Universitätsklinik Aachen. Viele verschiedene Molekülklassen sind an der Antwort der Zelle auf äußere Signale beteiligt. Erst seit kurzem ist bekannt, dass auch microRNA, kurze R$$$(mRNA), die aus nur rund 22 Bausteinen bestehen, wahrscheinliche eine zentrale Rolle bei der Zellkommunikation spielen. Rund 10.000 mRNAs wurden inzwischen identifiziert und auf einer Online-Datenbank hinterlegt. Von einigen weiß man inzwischen, dass sie das Tumorwachstum bremsen, von anderen, dass $$$den Krankheitsprozess beschleunigen können. Erste mRNAs werden zur Diagnose, Klassifikation sowie zur Verlaufsprognose etwa bei Leber-, Lungen und Eierstockkrebs eingesetzt. Auf der soeben zu Ende gegangenen Wissenschaftskonferenz AAAS in San Diego hatten Forscher um Victor Velsulesu von der Johns H$$$Universität in Baltimore einen neuen Bluttest für Krebskranke vorgestellt. Mit ihm können auch Rückstände von Tumorzellen nachgewiesen werden, die bei bisherigen Testverfahren unsichtbar blieben. Der bisher noch experimentelle Test soll Ärzten helfen, ihre Patienten besser zu überwachen und notfalls$$$früher einzugreifen, um Metastasen vorzubeugen. Patienten, die nach einer Operation bereits krebsfrei sind, könnten weitere Behandlungen erspart bleiben. „Der Test zeigt, wer geheilt ist und wer nicht“, sagte Velculescu. Natürlich ist auch die zielgerichtete, molekulare Therapie nicht frei von Neben$$$Aber sie sind in der Regel milder aus als bei den herkömmlichen Chemotherapien. Meist werden die beiden Medikamentenklassen miteinander kombiniert, um die Wirksamkeit der giftigen Chemotherapie zu erhöhen. Der Vorteil für den Patienten: In Kombination kann die Chemotherapie-Dosis deutlich reduziert $$$mitunter auch die Behandlungszeit verkürzt werden. „Weniger Chemotherapie bedeutet mehr Lebensqualität“, sagte Schmiegel. Gleichwohl ist die medikamentöse Krebstherapie für den Patienten belastend. Deshalb wäre es wünschenswert, bereits vor Therapiebeginn festzustellen, wer mit großer Wahrscheinlich$$$von einer Behandlung profitieren wird. Dies ist inzwischen in vielen Fällen möglich. Voraussetzung hierfür ist eine molekulargenetische Untersuchung mit Hilfe so genannter Gen-Chips („Microarrays“). Mit der Chip-Technologie können theoretisch tausende Genaktivitäten gleichzeitig erfasst werden. Was $$$klingt, funktioniert nach einem einfachen Prinzip: Die Erbinformation (DNA) liegt normalerweise als Doppelstrang vor. Die Microarrays nutzen indes DNA-Einzelstränge, die sich wie die beiden Hälften eines Reißverschlusses wieder verbinden. Dazu wird auf einem kleinen Glasplättchen eine Vielzahl einze$$$Genschnipsel mit farbstoffmarkiertem Erbgut aus der Tumorzelle zusammengebracht. Nur diejenigen Gene leuchten auf, die einen passenden Partner gefunden haben. Jeder leuchtende Punkt steht damit für ein aktives Gen in einer Tumorzelle. Nach diesem Prinzip hat sich inzwischen eine Reihe von Testverfah$$$etabliert – die neuen zielgerichteten Therapieverfahren, aber auch viele Chemotherapien, sollten möglichst nur dann angewandt werden, wenn vorab festgestellt wurde, dass die Behandlung erfolgreich sein kann. Soweit ist die klinische Praxis meist aber noch nicht, beklagt Professor Dahl aus Aachen. Br$$$im frühen Krankheitsstadium, bei denen die benachbarten Lymphknoten unter den Achseln noch nicht von Krebszellen befallen sind („nodal-negativ“), werden viel zu häufig übertherapiert. „Leider bekommen immer noch rund 80 Prozent aller Brustkrebspatientinnen mit einem nodal-negativen Brusttumor eine C$$$obwohl dies nur bei etwa 30 Prozent der Patientinnen dieser Gruppe nötig wäre.“ Unter anderem sind an der Lungenerkrankung Sars, die 2003 auftrat, Coronaviren schuld, die in Fledermäusen in Afrika und Asien weitverbreitet sind. "Man fragt sich momentan, ob die Fledermäuse der Wirt aller Coronaviren $$$skizziert der Virologe Christian Drosten von der Universität Bonn den Stand der Diskussion. Insgesamt gibt es mehr als 20 Spezies dieser Virusgattung. Infektionsforscher Eric Leroy vom medizinischen Forschungszentrum in Franceville in Gabun brachte 2005 den Stein ins Rollen, als er in drei Flughunda$$$auf Ebolaviren stieß. Im Umfeld der Tiere brach die Seuche wiederholt unter Menschen aus. Nach schwerem Fieber verbluten die Erkrankten meist innerlich. Bis dahin ging man davon aus, dass das Virus ausschließlich in Nagetieren und Mücken vorkommt. Auf Fledertiere kam niemand. Mit einem Mal interessi$$$sich nun Mediziner für sie: Kürzlich wies Drostens Team in afrikanischen Flughunden Hendra- und Nipahviren nach, die schwere Hirnhautentzündungen verursachen. Die Mitarbeiter tragen Handschuhe und Mundschutz, wenn sie einem Tier Blut abnehmen. Der Bonner Virologe hat sogar Indizien dafür gesammelt, $$$die Erkältungsviren vor 200 Jahren aus Fledermäusen ihren Weg in den Menschen fanden und womöglich einer Sars-ähnlichen Erkrankungswelle brachten. Bislang hielt man Schnupfenerreger für jahrtausendealte Begleiter. Dass sie ein relativ junger Neuzugang sind, würde erklären, warum das Immunsystem noch$$$immer nicht in der Lage ist, einen dauerhaften Schutz aufzubauen. "Die Fledermäuse sind eine große Durchreichstation für Erreger", fasst Drosten zusammen. Er rechnet damit, dass eine Reihe von bedeutsamen Viren, deren Ursprung noch ungeklärt ist, auf die Tiere zurückgeführt werden kann. Klar ist: Wa$$$sich in Zwei- und Vierbeinern tummelt, kann auch Menschen krank machen. Krankheiten tierischen Ursprungs (Zoonosen) werden immer relevanter. Die Forscher klammerten sich gleichwohl an Mücken als Überträger von Keimen, oder sie klopften Nutztiere auf Gefahren für neue Seuchen ab. Wildtiere kamen den $$$kaum in den Sinn, am allerwenigsten Fledertiere, gerade weil sie in den Industrieländern ein Leben im Verborgenen führen. Im Nachhinein fällt es Infektionsforschern wie Schuppen von den Augen. Fledermäuse sind wie wir Säugetiere und Warmblüter. Sie stehen uns also genetisch weit näher als etwa Hühne$$$Damit können auch ihre Bewohner leicht zum Wirt Mensch wechseln. Fledertiere sind mit 1100 Arten noch dazu die zweitgrößte Säugetierordnung nach den Nagern. In Schwärmen von bis zu drei Millionen Tieren überziehen sie in Afrika und Asien des Nachts den Himmel. Zwei einzigartige biologische Besonderh$$$teilen sich Mensch und Delphin – und nur sie. Das ist erstens die Größe des Gehirns. Da hat die Natur keinen Säuger aufzubieten, der auf mehr Volumen (im Verhältnis zum Körpergewicht) kommt als die beiden Spitzenreiter Mensch und Delfin. Die zweite Gemeinsamkeit hängt mit der ersten, dem Gehirn, zus$$$- es ist der Nachteil, mit Diabetes zu leben. Wie US-Forscher jetzt herausgefunden haben, ist der Stoffwechsel der Meeressäuger dem von menschlichen Zuckerkranken verblüffend ähnlich. Demnach gibt es in der freien Wildbahn eigentlich keinen Delfin, der nicht zuckerkrank ist – allerdings hat die Natu$$$den Tieren zusätzlich offenbar einen genetischen Schalter mitgegeben, der es den Tieren möglich macht, mit dem Makel zu leben, und ihn sogar nach Belieben an- und wieder abzuschalten, erklärten die Forscher gestern auf dem internationalen Wissenschaftskongress "AAAS" in San Diego. Ein simples Experi$$$hatte den gemeinsamen Makel von Mensch und Flipper ans Licht gebracht. Die Meeresbiologen der National Marine Mammal Foundation an der Universität Florida haben einem Dutzend Delfine Zucker und Süßigkeiten gefüttert – und mit Spannung verfolgt, wie deren Fisch-verwöhnter Stoffwechsel mit der ungewoh$$$Kost fertig werden würde. Die Blutwerte der Tiere reagierten so, dass ein Diabetiker sofort die Insulinspritze gesetzt hätte. “Der Zuckerspiegel der Tiere schoss in die Höhe und blieb dort über Stunden”, sagte die Meeresbiologin Stephanie Venn-Watson, Direktor der Klinischen Forschung und Leiterin d$$$Projektes. Weitere Tests, darunter eine anschließende Fastenkur, bekräftigten den Verdacht der Forscher: ”Die gesunden Delfine, die über Nacht gehungert hatten, entwickelten dieselbe Blutchemie, wie sie auch von Zuckerkranken beschrieben wird.” Die Symptome hielten allerdings nicht lange an: Durften$$$dieselben Tiere anschließend wieder fressen, normalisierte sich die Lage schnell, “ganz so, als hätten sie einen Schalter umgelegt, um die Zuckerkrankheit wieder abzustellen”, sagte Venn-Watson. Doch wie kommt der Delfin zur Diabetes? Uns Menschen, so die Theorie, hat die Evolution die Neigung zur Z$$$während der letzten Eiszeit ins Genom gepflanzt. Damals mussten unsere Vorfahren auch in mageren Zeiten sicherstellen, dass ihre stetig gewachsenen Gehirne jederzeit spontan mit Zucker versorgt werden konnten. Das Gehirn verbraucht von allen Organen die meiste Energie, bis zu einem Drittel kann vom $$$abgezogen werden. Am meisten Energie liefert Fett, allerdings war Fett für unsere eiszeitlichen Verwandten eine seltene Delikatesse. In diesen mageren Zeiten entwickelten sich offenbar jene Diabetiker-Gene, die heute etwa sechs Prozent der Menschheit den Alltag belasten. Um den Mangel auszugleichen,$$$hat sich der menschliche Körper damals vermutlich jene raffinierte Kompensationsstrategie zugelegt, die in den modernen Zeiten zum klinischen Problem geworden ist. Auch die Delfine hatten eine gravierende Umstellung des Speiseplans zu bewältigen: “Als sie vor 50 Millionen Jahren ins Wasser gingen, w$$$ihre Nahrung plötzlich viel eiweißreicher”, sagt Venn-Watson. “Während einige Menschen sich heute extra eine eiweißreiche Diät verschreiben, um ihre Zuckerkrankheit in den Griff zu bekommen, scheinen die Delfine im Laufe der Zeit einen Diabetiker-ähnlichen Stoffwechsel entwickelt zu haben, um ihre e$$$Diät aufrecht erhalten und zugleich das hungrige Gehirn versorgen zu können”, vermutet Venn-Watson. Auf diese Weise hätten zwei völlig verschiedene Spezies offenbar die gleichen physiologischen Mechanismen entwickelt, an Zucker zu gelangen – mit einem, entscheidenden Unterschied: Delfine haben ihre $$$im Griff. “Wie dieser Mechanismus funktioniert, wollen wir als nächstes herausfinden”, sagt Venn-Watson, “vielleicht kann das auch uns Menschen helfen”. Die Frau in Grabkammer KV35YL ist Tutanchamuns Mutter. Das belegen eindeutig genetische Untersuchungen, die Zahi Hawass und seine Arbeitsgruppe heu$$$im „Journal of the American Medical Association“ veröffentlichen. War diese Frau Nofretete? Hawass, Chef der ägyptischen Altertümerverwaltung in Kairo, gibt dazu in dem Artikel keinerlei Spekulationen ab. Denn die Mumie der berühmten Königin wird nicht nur in diesem Grab im Tal der Könige vermutet. $$$kommt, dass Nofretete nach heutigem Kenntnisstand nur Töchter geboren hat, aber keinen Sohn. Erbgut von elf Mumien, einschließlich der von Tutanchamun, diente dem Team von Hawass als Arbeitsgrundlage. Zwischen allen elf wurden seit Langem enge verwandtschaftliche Beziehungen vermutet und jetzt zum T$$$bestätigt. Danach sind Amenhotep IV., der sich später Echnaton nannte, und die Mumie KV35YL eindeutig seine Eltern. Die Forscher fanden eine direkte männliche Linie von Tutanchamun über Echnaton zurück zu Amenhotep III. als Großvater und zu Yuya als Urgroßvater des Kindpharaos, wie Tutanchamun oft g$$$wird. Als Großmutter identifizierten die Forscher Königin Teje aus Grabkammer KV35RL, und seine Urgroßmutter war Thuja, die Mutter von Teje. Besonders pikant an diesen Verwandtschaftsbeziehungen ist, dass Tutanchamuns Eltern leibliche Geschwister waren. Diese Inzestbeziehung könnte ein Grund dafür s$$$dass Tutanchamun gesundheitlich in einem schlechten Allgemeinzustand war und nur 19 Jahre alt wurde – wovon er neun Jahre lang, von etwa 1332 bis 1323 vor Christus als Pharao regierte. Zu seinem Tod kursierten Vermutungen, die von Krankheit über Unfall bis zu Mord reichen. Mord konnten die Wissensch$$$ausschließen. Im Gewebe fast aller Mumien, auch der von Tutanchamun, fanden die Forscher Erbgut von Plasmodium falciparum, dem Malariaerreger. Die Königsfamilie muss nahezu komplett unter Malaria gelitten haben. Das heißt allerdings nicht, dass die Krankheit gleichzeitig Todesursache war. Tutanchamu$$$Urgroßeltern, die beide Malaria hatten, wurden dennoch zwischen 50 und 60 Jahre alt, ein vergleichbares Alter erreichte sein Großvater Amenhotep III. Sein Vater Echnaton wurde um 40 Jahre alt. Hirnforscher aus Lyon gaben 13 erwachsenen Autisten ein Oxytocin-Nasenspray. Dann untersuchten sie deren So$$$anhand eines Computerspiels und überprüften die Wirkung von Gesichtern auf die Patienten. Es zeigte sich, dass die Probanden mit Oxytocin die virtuellen Teilnehmer ausführlicher beobachteten, schreiben die Forscher um Angela Sirigu in den „PNAS“. Autisten haben typischerweise Schwierigkeiten, mit an$$$Menschen zu kommunizieren, ihnen in die Augen zu schauen und ihre Mimik und Gestik zu verstehen. Neurowissenschaftler in Frankreich gaben 13 erwachsenen Menschen mit Autismus ein Oxytocin-Nasenspray. Dann untersuchten sie deren Sozialverhalten anhand eines Computerspiels und überprüften die Wirkung $$$Gesichtern auf die Patienten. Ergebnis: Mit Oxytocin beobachteten die Probanden die virtuellen Teilnehmer ausführlicher. Ihre Studie veröffentlichten die Forscher um Angela Sirigu vom Zentrum für Kognitive Neurowissenschaften in Lyon in den „Proceedings“ der US-Akademie der Wissenschaften. Die Entst$$$von Autismus ist bislang noch nicht geklärt. Eine Reihe von genetischen und neurobiologischen Faktoren soll dabei eine Rolle spielen, unter anderem auch Oxytocin. Dieses wird salopp als „Kuschelhormon“ bezeichnet. Es beeinflusst beispielsweise das Vertrauen und die Bindung zwischen Mutter und Neugeb$$$die sexuelle Aktivität bei Erwachsenen und soll ausgleichend bei Stress wirken. Die Patienten in dieser Studie hatten Formen von Autismus, bei denen die Intelligenz normal bis überdurchschnittlich entwickelt ist. Nach der Gabe von Oxytocin per Nasenspray spielten die Studienteilnehmer Ballwerfen am $$$mit drei virtuellen Partnern. Die drei Computerfiguren spielten den Ball unterschiedlich häufig an die Patienten zurück. Die Forscher wollten herausfinden, ob die Patienten sich für den „guten“ Ballpartner entscheiden würden, also für den, der ihnen den Ball am häufigsten zuwarf. Die Studienteilnehm$$$die Oxytocin erhalten hatten, wandten sich tatsächlich dem „guten“ Ballspieler zu und spielten diesem den Ball häufiger zu als den anderen. Nach eigenen Angaben hatten sie mehr Vertrauen zu ihm. Patienten ohne Oxytocin machten diese Unterscheidung nicht. In einem zweiten Test sahen sich die Patiente$$$Abbildungen von Gesichtern an. Sie sollten sagen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt und in welche Richtung das Gesicht schaut. Mit Oxytocin schauten die Autisten den Gesichtern länger in die Augen und fühlten sich den Angaben zufolge weniger unwohl dabei. Im Vergleich zu Menschen ohne $$$Entwicklungsstörung verweilte ihr Blick jedoch deutlich kürzer auf den Augen des Gegenübers. Die Veränderungen im Sozialverhalten seien insgesamt sehr unterschiedlich gewesen, berichten die Forscher. Weitere Studien über die regelmäßige Gabe von Oxytocin seien notwendig, um den Einsatz des Hormons g$$$zu überprüfen. Nach Untersuchungen aus München handle es sich allerdings nicht um eine Samenspeicherung, sondern um die erste bekannt gewordene Jungfernzeugung von Haien in Europa, sagte Johann Kirchhauser vom Museum in Karlsruhe. Das Bambushai-Weibchen lege bereits seit 2001 immer wieder Eier im Al$$$In den vergangenen Jahren waren bereits ähnliche drei Fälle in amerikanischen Schauaquarien bekannt geworden. Jedes Jahr legt das Karlsruher Hai-Weibchen 50 bis 80 Eier ab, die weitaus meisten von ihnen entwickeln sich aber nicht weiter. Seit 2001 schlüpften aber immerhin 13 Jungtiere, von denen etw$$$die Hälfte nicht überlebte. Im vergangenen September stellte sich schließlich der 14. Nachwuchs der Haidame ein - "nach mehreren Jahren Babypause hat uns das total überrascht", sagte Kirchhauser. Er habe die These von der Spermaspeicherung stets bezweifelt, das Jungtier nach einem so langen Zeitraum$$$habe ihn darin schließlich bestätigt. "Wir ließen die DNA von der Mutter, dem Baby und zwei älteren Schwestern von Spezialisten in München untersuchen", sagt er. "Jetzt können wir definitiv sagen, dass keine Männchen beteiligt waren. Die genetische Analyse aller vier Tiere hat eine so große Übereins$$$dass das ausgeschlossen werden kann." Anders als zum Beispiel beim jüngsten bekannten Fall einer Jungfernzeugung aus einem Aquarium in Detroit geht der Karlsruher Fall nach Ansicht Kirchhausers weit über alle bisherigen Berichte hinaus. "Während in US-Aquarien nur einige Jungtiere dokumentiert wurde$$$konnte bei uns diese außergewöhnliche Fortpflanzungsstrategie über einen Zeitraum von acht Jahren belegt werden." Ein Rätsel aber bleibt: Vor mehr als acht Jahren war auch ein Jungtier mit männlichen Geschlechtsmerkmalen unter dem Nachwuchs der Haidame. "Eigentlich wären auf diesem Wege aber nur wei$$$Nachkommen zu erwarten", sagt Kirchhauser. "Das versteht niemand im Moment, das müssen wir noch untersuchen." Er will daher das tote Tier mit den Begattungsorganen in München sezieren lassen. Die eingeschlechtliche Vermehrung - auch Jungfernzeugung oder Parthenogenese genannt - wurde bisher auch bei$$$manchen Vogelarten, Reptilien und Amphibien nachgewiesen. Damit sind Säugetiere nach Überzeugung von Forschern die einzige Wirbeltier-Gruppe, in der die Jungfernzeugung nicht festgestellt wurde. Nicht nur Craig Venter kümmert sich heutzutage um die Entschlüsselung des menschlichen Erbgutes. Auch in $$$ist man mittlerweile sehr interessiert daran, aus den Basenpaaren herauszulesen, was herauszulesen ist. „Ja, wir haben das vollständige Genom eines russischen Mannes bekommen“, sagte jüngst Konstantin Skrijabin, Leiter der Gen-Forschung im Kurtschatow-Institut, der Moskauer Zeitung „Komsomolskaja Pr$$$„Jetzt haben wir endlich die Möglichkeit, es mit den genetischen Porträts eines Afrikaners, Chinesen, Koreaners oder Europäers zu vergleichen.“ Die russischen Wissenschaftler sind zudem sehr stolz darauf, wie schnell sie die Grundsteine des Lebens aus dem Blut entziffert haben. „Das haben wir schnel$$$und billiger geschafft, als es zuvor in ausländischen Labors gelungen ist.“ Die Russen hat das Genfieber gepackt. So kündigte Jegor Prochortschuk, Leiter des Labors für Gen-Analyse im Kurtschatow-Institut, an, dass als Nächstes das Genom der Tartaren an der Reihe sei. Bisherige Forschungen hätten er$$$dass es nur wenige tatarische Spuren im modernen Russen gebe. „Die Russen sind den Europäern deutlich näher. Viele Gemeinsamkeiten haben wir mit Polen, Ostdeutschen und Balten. Wir sind weit entfernt von den Tataren, Baschkiren, Chanten, Jakuten, Burjaten.“ Aber worin unterscheidet sich das Erbgut d$$$Russen von dem anderer Ethnien? „Eine vollständige Liste der Unterschiede gibt es noch nicht. Um beispielsweise zu verstehen, worin sich Russen und Chinesen unterscheiden, müssten die Genome von mindestens 10.000 Russen und 10.000 Chinesen entziffert werden“, gibt Skrijabin zu. Einzelne Genome könne$$$sich stark voneinander unterscheiden. „Wir haben bisher das Genom eines Russen und eines Chinesen. Jetzt steht die Aufgabe, 1000 Genome jeder Nation zu dechiffrieren.“ Bisher sei bekannt, dass die Russen im Gegensatz zu den Asiaten viel aktiver ein Ferment bilden, das für den Alkoholabbau zuständig $$$Sie vertrügen deshalb mehr Alkohol als die Asiaten – die Ursache muss in den Genen liegen. Auch in der Fähigkeit, Milch zu verdauen, unterscheiden sich die Volksgruppen. In nördlichen Regionen bereitet ein Glas Milch kein Bauchgrimmen, im Süden hingegen schon. Man muss sie schon suchen, um ihnen zu $$$Fledermäuse sieht man hierzulande nur selten. Allenfalls schemenhaft flattern sie im Dunklen vorbei. Die fliegenden Säugetiere sind nachtaktiv und scheu. Ausgerechnet diese raren Tiere sollen eine Wiege für menschliche Krankheitserreger sein. Entsprechende Berichte häufen sich. An der Lungenerkranku$$$SARS, die 2003 auftrat, sind Coronaviren schuld, die in Fledermäusen in Afrika und Asien weit verbreitet sind. „Man fragt sich momentan, ob die Fledermäuse der Wirt aller Coronaviren sind“, skizziert Virologe Christian Drosten von der Universität Bonn den Stand der Diskussion. Insgesamt gibt es mehr$$$als zwanzig Spezies dieser Virusgattung. Infektionsforscher Eric Leroy vom medizinischen Forschungszentrum in Gabun brachte 2005 den Stein ins Rollen, als er in drei afrikanischen Flughundarten auf Ebolaviren stieß. Im Umfeld der Tiere brach die Seuche wiederholt aus. Nach tagelangem schwerem Fieber$$$verbluten die Erkrankten meist innerlich. Bis dahin ging man davon aus, dass das Virus ausschließlich in Nagetieren und Mücken vorkommt. Fledertiere als natürliches Reservoir für Keime und Krankheitserreger waren zuvor niemanden eingefallen. Mit einem Mal interessierten sich nebst den Ökologen auch $$$für die fliegenden Säuger: Kürzlich wies Drostens Team in afrikanischen Flughunden Hendra- und Nipahviren nach, die in Australien und Asien schwere Hirnhautentzündungen verursachen. Die Mitarbeiter tragen Handschuhe und Mundschutz, wenn sie einem zappelnden Tier Blut abnehmen. Der Bonner Virologe ha$$$sogar Indizien dafür gesammelt, dass die Erkältungsviren vor 200 Jahren aus Fledermäusen ihren Weg in den Menschen fanden und womöglich mit einer SARS-ähnlichen Erkrankungswelle über die Menschheit hereinbrachen. Bislang hielt man die Schnupfenerreger für jahrtausendealte Begleiter. Dass sie ein rel$$$junger Neuzugang sind, würde indes erklären, warum das Immunsystem noch immer nicht in der Lage ist, einen dauerhaften Schutz aufzubauen. So trieft die Nase oder kratzt der Hals alle paar Monate von neuem. „Die Fledermäuse sind eine große Durchreichstation für Krankheitserreger“, fasst Drosten zusam$$$„Wir haben sie unterschätzt.“ Er rechnet fest damit, dass eine Reihe von bedeutsamen Viren, deren Ursprung noch nicht geklärt ist, auf die Tiere zurückgeführt werden kann. Es war ein schonungsloser Selbstversuch. In den 80er-Jahren stürzt der australische Mediziner Barry Marshall ein Glas mit Bakter$$$hinunter. Er will der Welt beweisen, dass er daraufhin an einer Magenschleimhautentzündung, einer Gastritis, erkranken wird. Er behält recht und wird krank. 2005 werden er und Robin Warren für den aufgedeckten Zusammenhang zwischen dem Keim namens Helicobacter pylori und Magengeschwüren mit dem Nobe$$$geehrt. Was die beiden damals noch nicht wussten: Der Keim kann Krebs verursachen. Nicht sofort, aber nach Jahrzehnten der Infektion lässt er bisweilen einen Tumor im Magen oder im Lymphsystem wuchern. Beides endet fast immer tödlich. Einer Million Menschen wird jedes Jahr die Diagnose des Magenkarz$$$gestellt. In 80 bis 90 Prozent der Fälle steht dahinter das spiralförmige Bakterium Helicobacter pylori. Der eindeutige Zusammenhang zwischen Infekt und Tumor wurde von internationalen Experten erst vor Kurzem bestätigt. Jeder zweite Mensch lebt ohne Beschwerden mit dem Besiedler im Magen. Die meist$$$bemerken seine Anwesenheit nicht einmal. Nur etwa jeden Zwölften plagt später ein Magen- oder ein Zwölffingerdarmgeschwür, hervorgerufen von der Mikrobe. Jeder Hundertste steuert auf ein Krebsleiden zu. Wer raucht, gerne gepökeltes Fleisch oder üppig Gesalzenes isst, setzt sich einer besonders große$$$Gefahr aus. Aber auch die genetische Konstitution spielt eine Rolle. Die Mikrobe schüttet permanent ein starkes Zellgift, das vakuolisierende Cytotoxin A aus und spritzt das Eiweiß Cag A in die Zellen. Die andauernde Tortur treibt die Magenschleimhaut in einen Zustand der chronischen Entzündung. Die$$$Zellen lösen sich von der Wandung des Organs. Die schützende Auskleidung wird aufgerieben. „Es ist ein ständiges Wühlen dieses Keims. Auf falschem Boden wird das zum Problem“, sagt der Gastroenterologe Peter Malfertheiner von der Universität Magdeburg. Gegen Infektionen hat die moderne Medizin proba$$$Mittel ersonnen: Impfstoffe. 12- bis 16-jährige Mädchen können sich seit 2007 ein Serum gegen Gebärmutterhalskrebs spritzen lassen. Es baut die Immunabwehr gegen krebsauslösende Human-Papillom-Viren auf. Auf dieselbe Weise schützt eine Impfung gegen Hepatitis B vor Leberkrebs. „20 Prozent aller Kreb$$$sind durch Infektionen bedingt“, sagt Sebastian Suerbaum, Mikrobiologe an der Medizinischen Hochschule Hannover. Ein Drittel davon wird Helicobacter pylori angelastet. „Eine Schutzimpfung wäre verlockend. Noch attraktiver wäre eine therapeutische Impfung, die zusätzlich Infizierte heilt“, sagt Suerb$$$Schon in den 90er-Jahren wurde fieberhaft danach gesucht. Mäuse waren mit nur einer Impfung vor Helicobacter geschützt. Doch mit den Studien am Menschen machte sich Ernüchterung breit. Der britische Impfstoffhersteller Oravax stellte die Entwicklung bald ein. Thomas Meyer, Molekularbiologe am Max-Pl$$$für Infektionsbiologie in Berlin, gab seine Idee einer Schluckimpfung auf, als er erfuhr, dass sie nur jedem dritten Probanden hilft. „Bislang hat man versucht, die Besiedlung des Magens zu verhindern, indem der Impfstoff Antikörper gegen ein bestimmtes Eiweiß des Keims, die Urease, bildete“, sagt M$$$War das die falsche Taktik? Trotz der Niederlagen hat der Gastroenterologe nun einen neuen Anlauf mit Novartis Behring in Marburg genommen. Mit einem massiven Aufgebot: Er will Antikörper gegen drei unterschiedliche Proteine aufbauen, CagA, das vakuolisierende Cytotoxin A und auf ein neutrophilen ak$$$Protein. Alle drei Stoffe machen den Keim virulent. 57 Freiwillige ließen sich die neue Substanz zwei Mal spritzen. 86 Prozent entwickelten gegen alle drei Proteine Antikörper, jeder aber gegen mindestens eins, wie in der Fachzeitschrift „Gastroenterology“ nachzulesen ist. „Wir haben eine sehr stark$$$Immunantwort gesehen“, sagt Malfertheiner. „Jetzt kommt der Machbarkeitsbeweis, indem wir zeigen müssen, dass die Infektion mit der Impfung vermieden werden kann oder abgeschwächt wird.“ Eine klinische Studie läuft zurzeit. Bei einem Erfolg würde sich eine Feldstudie in einem Entwicklungsland anschl$$$in dem unter normalen Umständen 90 Prozent der Kinder mit Helicobacter pylori infiziert werden. Die Bakterie ist allerdings eine der wandlungsfähigsten überhaupt. „In 50 Jahren wechselt er die Hälfte seines Genoms aus. So etwas kennen wir sonst nur von Viren“, sagt Suerbaum. Das Immunsystem konnte d$$$dem bakteriellen Chamäleon wahrscheinlich nie Einhalt gebieten. Es hat sich schon mit dem Entstehen des modernen Menschen in seinem Verdauungstrakt eingerichtet. Jedes Individuum beherbergt sogar einen eigenen Mikrobenstamm mit spezifischem genetischem Fingerabdruck, den man mit niemand anderem teil$$$Während die Forscher ihren potenziellen Impfstoff prüfen, wird inzwischen schon darüber diskutiert, ob eine Ausrottung des Magenkeims erstrebenswert ist. Immerhin teilen Helicobacter und Homo sapiens seit Jahrtausenden ihren Platz auf der Erde, und 85 Prozent der Infizierten haben keinen Nachteil vo$$$dieser Gemeinschaft. Suerbaum ist allerdings anderer Meinung: „Ich sehe keinen Grund, den Magenkeim zu behalten. 36?000 Magenkrebsfälle pro Jahr, alleine in Europa – das ist keine seltene Erkrankung. Natürlich müssen im konkreten Fall Kosten und Nutzen einer Impfung abgewogen werden.“ Bislang kann e$$$Infektion nur mit einer Dreifachtherapie aus zwei Antibiotika und einem Magensäurehemmer kuriert werden. „Das wird zunehmend schwerer, weil wir immer mehr Resistenzen haben. Wir müssen immer mehr zu einer Vierfachtherapie übergehen“, erklärt Malfertheiner, der auch Präsident der Europäischen Föderat$$$der Gastroenterologischen und Hepatologischen Gesellschaft ist. „Ein Viertel der Menschen spricht überhaupt nicht mehr auf die Medikamente an.“ Auch aus diesem Grund wäre ein Impfstoff ein Segen. Mit dem Inkrafttreten des neuen Gendiagnostikgesetzes sind Vaterschaftstests nur mit Zustimmung der Mutt$$$erlaubt. Andernfalls droht ein Bußgeld von bis zu 5000 Euro. Das neue Gesetz regelt erstmals auch für Arbeitgeber und Versicherungen den Umgang mit Gentests. Zudem gelten auch für vorgeburtliche Untersuchungen während der Schwangerschaft neue rechtliche Bestimmungen Fast ein Jahrzehnt hatte die Poli$$$über dieses Gesetz gestritten. Mit der von der schwarz-roten Koalition ausgehandelten Regelung soll nun der Missbrauch von sensiblen genetischen Daten sowie Diskriminierung aufgrund der genetischen Ausstattung verhindert werden. Das Gesetz soll die sogenannte informationelle Selbstbestimmung und dam$$$das Recht auf Wissen und Nichtwissen stärken. Von nun an dürfen nur Ärzte genetische Tests durchführen. Dafür ist immer die Einwilligung der zu untersuchenden Person notwendig. Gentests, die Prognosen über die künftige Gesundheit einer Person erlauben, sind nur mit einer Beratung vor und nach dem Te$$$erlaubt. Vorgeburtliche Gentests werden auf rein medizinische Zwecke beschränkt, etwa auf das Diagnostizieren des Down-Syndroms. Auf genetische Veränderungen, die erst im Erwachsenenalter zum Ausbruch einer Krankheit führen können, darf nicht getestet werden. Arbeitgeber dürfen Informationen aus Gen$$$weder einfordern noch vom Arbeitnehmer entgegennehmen. Versicherer dürfen ebenfalls von ihren Kunden keinen Gentest verlangen oder Auskünfte über bereits erfolgte Untersuchungen einfordern – es sei denn, es handelt sich um Versicherungssummen von mehr als 300?000 Euro. Genetische Reihenuntersuchunge$$$auf eine bestimmte Krankheit dürfen laut Gesetz nur vorgenommen werden, wenn die Krankheit nach dem Stand der Wissenschaft „vermeidbar oder behandelbar ist oder vorgebeugt werden kann“. Zum Inkrafttreten des Gendiagnostikgesetzes kritisierte der Datenschutzbeauftragte der Bundesregierung, Peter Scha$$$fehlende Regelungen für die Forschung. Gerade in diesem Bereich herrsche weiterhin eine hohe Rechtsunsicherheit, sagte Schaar und forderte Nachbesserungen des Gesetzes. Notwendig seien auch auf europäischer Ebene verbindliche Gesetze für Gentests. Die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen im B$$$Biggi Bender, warnte, der Schutz bei der Weitergabe von Informationen an Versicherungen und Arbeitgeber sei ungenügend. Es müsse sichergestellt werden, dass genetische Daten nicht in falsche Hände geraten. Wenn der Zebrafisch schläft, sieht man's ihm an. Regungslos schwebt er mit hängendem Schwanz k$$$über dem Boden, und es bedarf schon grober Zumutungen, um wieder Leben in ihn zu bringen. Ein kleiner Stromschlag beispielsweise. Man kann sagen: Der Zebrafisch ist mit einem glückhaft vorbildlichen Schlaf gesegnet. Das Interessante am langweilenden Anblick des schlafend-dümpelnden Fischs ist jetzt $$$aktuelle Studien bewiesen – dass dieser Zebrafisch tatsächlich schlaflosen Menschen dabei helfen kann, es ihm gleichzutun. Der Zebrafisch stammt aus Zentralasien, ist Mitglied der Karpfenfamilie, und seit Langem sehr häufig als beliebter Laborpartner in den Aquarien von Biologen und Medizinern zu Ha$$$Denn Zebrafisch-Embryonen sind durchsichtig und wachsen außerhalb der Mutter weiter. Ihre Entwicklung lässt sich also von Anfang bis Ende eingehend studieren. Zudem folgt der Generationswechsel mit enormem Tempo. Die Weibchen sind mit bis zu 300 Eiern pro Woche extrem fortpflanzungsfreudig. Innerhal$$$kurzer Zeit ist genug Anschauungsmaterial beisammen, um genetische Veränderungen zu dokumentieren. Hinweise darauf, dass es beim Schlaf auffällige Parallelen, große Ähnlichkeiten gibt zwischen dem schlaftrunkenen Fisch und der ruhebedürftigen Menschheit gab es zwar schon früh. Aber sie bestätigten s$$$eindrucksvoll erst vor zwei Jahren an der kalifornischen Stanford University. Dort erforschte der Forscher Emmanuel Mignot die Narkolepsie. Bei dieser Störung fällt der Patient immer wieder unkontrolliert in einen tiefen Schlaf. Mignot untersuchte dabei die Rolle von Orexin, einem Hormon des Zwische$$$Der Wissenschaftler entdeckte dabei, dass narkoleptische Hunde zu wenige Rezeptoren für Orexin besitzen. So zirkulierte die Substanz durchs Hundehirn und verursachte dabei Müdigkeitsattacken. Bei Versuchszebrafischen, die genetisch mit demselben Rezeptorendefekt präpariert waren, zeigte sich jedoch $$$Gegenteil: Sie schliefen 30 Prozent weniger als ihre Artgenossen. Auch ließen sie sich viel leichter wieder wecken. Orexin hatte bei ihnen denselben Erfolg wie beim Menschen – es wirkte als Muntermacher und umgekehrt: Sank der Orexin-Pegel im Hirn, stieg das Schlafbedürfnis rapide an. Wissenschaftle$$$der Harvard-Hochschulen in Cambridge und Boston untersuchten deshalb, ob sich der Schlaf der beiden biologisch zwar weit auseinander liegenden, aber bei den Orexin-Reaktionen praktisch identischen Lebewesen auch künstlich, durch ähnliche Substanzen beeinflussen ließe. Dazu erstellten die Wissenschaf$$$zunächst einen Katalog von 60.000 Schlafverhaltensweisen des Fisches. Dann probierten sie an seinen Larven 5600 unterschiedliche Substanzen aus. Das Ergebnis dieser Untersuchung ist jetzt in der Zeitschrift „Science“ veröffentlicht worden. 463 Komponenten, heißt es dort, hätten die gleichen Wirkunge$$$auf den Schlaf von Fisch und Mensch gehabt. „So viel Übereinstimmung hatten wir nicht erwartet“, erklärte Molekularbiologe und Studienleiter Alexander Schier. „Es beweist einmal mehr, dass viele der evolutionären Pfade des Menschen im Fisch bewahrt wurden.“ Die gleichsam menschlichen Schlafeigenscha$$$des Zebrafisches, auch in ihrer Beeinflussbarkeit durch Medikamente, machen ihn zu einem idealen Testobjekt für Schlafmedikamente. Deren Entwicklung war bislang nur durch langwierige und kostspielige Experimente möglich. Der Fisch wird auch für späte Stadien der Pharmazieforschung einsetzbar sein, i$$$denen zuvor Wirbeltiere unabdingbar waren. An der Stanford University ist man bereits so auf den Fisch gekommen, dass man die Laborhunde in die Freiheit entlassen konnte. „Wir haben noch einen Hund, den letzten. Aber der wurde gerade adoptiert“, sagt Mignot. „Er gehört jetzt mir.“ Mitunter lieferte $$$Zebrafisch im Testalltag der Universität auch überraschende Erkenntnisse – weil er sich im Wasserbecken so leicht beobachten lässt. Etwa über Medikamente, deren Wirkung auf den Menschen bislang übersehen worden war. So entdeckten die Harvard-Forscher, dass entzündungshemmende Arzneimittel wie Cyclos$$$und Nichtsteroidale Antirheumatika zur Nacht wohl den Schlaf anregen. Aber tagsüber brachten sie es auf den entgegengesetzten Effekt. Die Zebrafische jedenfalls zeigten sich bei Tageslicht deutlich lebendiger als sonst. Die Warnung also, dass Schmerzmittel und Autofahren auf keinen Fall zusammengehö$$$müsste demnach geradezu in eine Empfehlung umformuliert werden. Klügere Suchmaschinen, fehlertolerante biologische Schaltkreise, eine schonendere Bearbeitung des Ackerlandes und die Aussicht auf die mögliche Selektion schwer kranker Embryonen – das erwarten für das kommende Jahrzehnt führende Wissen$$$die das Fachmagazin „Nature“ als Experten auf ihrem jeweiligen Gebiet befragt hat. Und etwas müsse auch zurück gefahren werden, so eine Forderung: die Lobbyarbeit großer Firmen und Verbände. Sie seien ein zu großes Hindernis für eine nachhaltige Entwicklung. Peter Norvig, Forschungsdirektor des Inte$$$Google, erwartet naturgemäß bessere Auskünfte von Suchmaschinen. Er geht davon aus, dass in zehn Jahren die Mehrzahl der Suchanfragen in ein Mikrofon gesprochen wird. Und die Resultate würden nicht mehr als schlichte Liste ausgegeben, ergänzt er, sondern gleich miteinander in einen Zusammenhang gebr$$$Wer heute nach einem Vergleich der Ansätze zur Kernfusion frage, erhalte zuoberst einen enzyklopädischen Artikel über die Grundlagen dieser Technik, gefolgt von ähnlichen Beiträgen. "In einer Dekade wird das Ergebnis die wichtigsten Ansätze zusammenfassen, die Unterschiede herausstellen, alles autom$$$in meine Sprache übersetzen und gegebenenfalls in eine Tabelle oder eine Grafik ordnen“, erwartet Norvig. Die womöglich vom Nutzer nachgeschobene Frage nach den Grundlagen der zugehörigen Physik werde die Maschine mit einem kleinen Kursus beantworten, abgestimmt auf den jeweiligen Wissensstand des N$$$Und wenn das nicht reiche, werde die Suchmaschine gleich den Kontakt zu einem Studenten oder einem Tutor herstellen. Suchmaschinen werden zudem interaktiv werden, sagt Norvig voraus. Dazu sei es unter anderem wichtig, die Qualität der durchsuchten Information zu gewichten: Eine, die die Mondlandung $$$gut gemachte Fälschung bezeichne, müsse von den Rechnern als weniger wichtig gewertet werden. Rund um die künftigen Möglichkeiten der Genetik entspinnt sich die Aussicht von David Goldstein von der Duke University: "Mein Tipp: Je mehr [menschliche] Genome sequenziert werden, desto mehr Risikofaktore$$$für genetische Krankheiten werden identifiziert.“ Die Gesellschaft habe bereits jetzt zu einem großen Teil verstanden, dass Mutationen zu schweren Krankheiten führen können. Dies wiederum werde mit einem größeren Wunsch nach Screening-Programmen einhergehen. Daher stelle sich die Frage, wonach in de$$$Erbanlagen gesucht werden sollte, auf wessen Veranlassung hin und was bei einem Befund passieren solle. "In den nächsten zehn Jahren könnten Millionen Menschen ihre Genome sequenzieren lassen. Viele werden dann um ihre Risiken wissen." Daher sei es schon jetzt nötig, sich über die praktischen und et$$$Folgen Gedanken zu machen. Genetikprofessor George Church von der Harvard Medical School erwartet, dass die synthetische Biologie einen großen Sprung machen wird. In den vergangenen zehn Jahren seien die Preise für das Sequenzieren und Zusammensetzen der DNA um den Faktor eine Million günstiger gewo$$$Jetzt komme es darauf an, dieses Wissen in molekulare Ingenieurleistungen zu wandeln, um komplexe Systeme zu schaffen. Dazu zählen Bauteile aus DNA, die am Rechner zu funktionierenden Maschinen zusammengebaut werden. Mikroorganismen werden zu Gruppen zusammengefügt, um gemeinsam eine Chemikalie zu p$$$Zu Sensoren umgestaltete Bakterien könnten diese Entwicklung noch überflügeln, ebenso programmierbare Stammzellen, schreibt Church. Der Genetiker hofft auf Organismen, die Biokraftstoffe, Chemikalien oder Lebensmittel schaffen werden, davon könnten besonders die Entwicklungsländer profitieren. Und w$$$die herkömmliche Fertigung von Computerchips bereits jetzt an ihre Grenzen stoße, könnten präzise, fehlertolerante biologische Schaltkreise folgen: "Die große Herausforderung wird sein, alle unerwünschten Konsequenzen dieser Revolution der synthetischen Biologie vorherzuahnen, seien sie ökonomisch, $$$oder sozial, und sich gegen sie zu wappnen.“ Chemiker Paul Anastas vom Center for Green Chemistry and Green Engineering der Yale University sagt:. "Die Zukunft der Chemie sollte sich deutlich von ihrer Vergangenheit unterscheiden.“ Der grünen Chemie gehöre die Zukunft. Biologen, Chemiker, Toxikologe$$$Umweltexperten und Lebenswissenschaftler müssten zusammenarbeiten, um nachhaltige Chemikalien zu schaffen. Dabei gelte es, den gesamten Lebenszyklus zu beachten, von den Rohstoffen über die Fertigung bis zum Gebrauch und schließlich der Wiederverwertung. Wissenschaftler haben ein Gen entdeckt, das d$$$Risiko von Demenz- und Alzheimer-Erkrankungen reduziert und damit den altersbedingten Rückgang der Gehirnfunktion verlangsamen kann. Das Gen namens CETP hat einen Einfluss auf Cholesterinpartikel, wirkt sich jedoch auch auf die mentalen Fähigkeiten aus, wie die Forscher um Richard Lipton von der Yes$$$University in New York herausfanden. Mit diesem Wissen könnten künftig Medikamente entwickelt werden, die den Effekt dieses Gens imitieren, um ältere Menschen vor Alzheimer zu schützen. Ihre Ergebnisse stellen die Forscher im Fachmagazin „JAMA“ vor. Die Wissenschaftler werteten für ihre Studie die D$$$von insgesamt 523 Probanden über 70 Jahren aus. Zu Beginn der Untersuchung waren alle Versuchspersonen gesund. Nach gut vier Jahren waren 40 von ihnen an Demenz erkrankt. Probanden, die zweimal eine bestimmte Variante des CETP-Gens in sich trugen, hatten dabei ein um 70 Prozent geringeres Risiko ein$$$Demenz, ergab die Auswertung. Das CETP-Gen war bislang lediglich als „Langlebigkeits-Gen“ bekannt. Es reguliert die Größe der Partikel sowohl des HDL-Cholesterins, des sogenannten „guten Cholesterins“, als auch der bei erhöhten Werten für den Körper kritischen Cholesterin-Variante. Frühere Studien h$$$gezeigt, dass bestimmte Varianten dieses Gens das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken und damit die Lebenserwartung steigern können. Die Forscher um Lipton konnten nun zeigen, dass das Gen auch Einfluss auf das Demenz- und Alzheimer-Risiko nimmt. Auf einen solchen genetischen Schutz deuten$$$auch weitere Beobachtungen hin. So konnten die Wissenschaftler um Lipton zeigten, dass die Genvariante nicht nur bei Demenzpatienten den Gedächtnisverlust verlangsamt, sondern bei allen in der Studie untersuchten Personen, also auch bei den Gesunden. Eine Verbindung zwischen der CETP-Genvariante und$$$Demenz sei außerdem plausibel, da andere Gene, die in den Fettstoffwechsel mit eingebunden sind, auch mit dem Demenzrisiko zusammenhängen, halten die Forscher fest. Im Laufe der Evolution haben sich immer wieder Bestandteile von Retroviren in das Erbgut des Menschen geschlichen und bis heute ihre Sp$$$hinterlassen. Rund acht Prozent unserer Gene haben wir von Viren geerbt. Genomforscher vom Masayuki Horie von der Universität Osaka in Japan berichten nun im Fachjournal „Nature“, dass sie bei der genauen Analyse unseres Erbgutes Überreste des Bornavirus gefunden haben. Das erstaunt, denn bisher wur$$$nur Relikte sogenannter Retroviren, die zur Vermehrung ihre einsträngige RNA als Doppelstrang in das Genom der Wirtszelle einbauen müssen, entdeckt. Das Bornavirus aber ist ein Virus, das sich zur Vermehrung nicht in das Genom integrieren muss. Virales Erbgut, das man beim Menschen oder anderen Tier$$$nachweisen möchte, muss sich irgendwann im Laufe der Entwicklung in das Erbgut von Spermien oder Eizellen integriert haben – denn nur so kann es an die Nachkommen weitergegeben werden. Für das Bornavirus fanden die Wissenschaftler heraus, dass es sich bereits seit 40 Millionen Jahren in unserem Erbg$$$festgesetzt hat. Sie hatten dazu das Erbgut von verschiedenen Wirbeltieren verglichen. Dabei waren sie darauf gestoßen, dass das Virus sich im Erbgut des Menschen unter anderem in Form von zwei Genen manifestiert hat. Deren Funktion ist allerdings bislang noch unbekannt. In Tieren verbreitete Bornav$$$sind die einzigen RNA-Viren, die sich innerhalb des Zellkerns vermehren. Sie offenbaren deshalb nicht nur eine relativ ungewöhnliche Vermehrungsweise, sondern geben Wissenschaftlern auch Hinweise darauf, wie sich RNA-Moleküle in tierischen Zellen verhalten. Die Viren sind vor allem bei Pferden und S$$$verbreitet. Aber auch bei Straußen, Lamas, Elefanten, Nagetieren und Menschen sind sie nachgewiesen worden. Wie sich die Viren von einem Wirt zum nächsten verbreiten, ist bisher noch nicht geklärt. Klar ist nur, dass Bornaviren vor allem Nervenzellen befallen. Die Viren sind nach der sächsischen Sta$$$Borna benannt, in der 1885 die Pferde eines ganzen Regimentes an der damals als „hitzige Kopfkrankheit“ bezeichneten Infektion einging. Das Team um den Genforscher Horie diskutiert im „Nature“-Fachartikel die Frage, welche Auswirkungen der Fund des integrierten Bornavirus im menschlichen Erbgut für $$$Evolutionsgeschichte des Menschen hat. Es könnte beispielsweise zu genetischen Mutationen in der Entwicklung der Menschheit geführt haben. Diese könnten möglicherweise positive, aber auch negative Folgen gehabt haben. Immer wieder wird beispielsweise darüber diskutiert, ob Schizophrenie oder andere $$$Erkrankungen durch Bornaviren ausgelöst werden. Einen Beweis für diese Hypothese gibt es allerdings nicht. Die Erkenntnis, dass sich die nicht retroviralen Bornaviren in das Erbgut von Säugetieren einbauen können, könnte aber durchaus dazu führen, dass die Ursache von neurologischen Erkrankungen auf$$$wird. Im besten Fall könnten in der Zukunft sogar Medikamente oder Impfungen gegen diese Krankheiten entwickelt werden. Konzerne wie BASF, DuPont oder Monsanto arbeiten schon länger mit Soja, das Omega-3-Fettsäuren enthält. Die langkettigen Fettsäuren gelten als gesund. Sie fangen im menschlichen Kö$$$schädliche Radikale und beugen so Herz-Kreislauf-Erkrankungen und auch Schlaganfällen vor. Die Fette kommen in Fisch vor, der sie über Meeresalgen aufnimmt. Durchschnittlich essen Deutsche nur 100 Milligramm dieser Fettsäuren täglich anstatt der empfohlenen 500 Milligramm. Soja mit den Algen-Genen k$$$helfen: Schon ein Esslöffel Öl am Salat decke den Tagesbedarf, berichtet der „New Scientist“. Jetzt gab die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) gentechnisch erzeugtes Omega-3-Soja offiziell als unbedenklich frei, was bedeutet, dass amerikanische Nahrungsmittelfirmen die Fette in Margari$$$oder Pillen testen dürfen. Eine Fülle von Anpassungsleistungen ermöglichen Kariesbakterien das Überleben in der Mundhöhle. So können sie eine Vielzahl von Zuckern aufspalten, sich vor Säure schützen und antibakterielle Substanzen abwehren. Das berichtet ein Forscherteam nach der Entschlüsselung und $$$des Erbguts von Bifidobacterium dentium im Fachblatt „PloS Genetics“. Im menschlichen Verdauungstrakt leben zahlreiche verschiedene Arten von Bifidobakterien. Die meisten sind unschädlich, sie helfen dem Organismus sogar bei der Aufspaltung und Verdauung der Nahrung und unterstützen das Immunsystem.$$$Wegen ihrer gesundheitsfördernden Eigenschaften werden sie auch eigens sogenannten probiotischen Lebensmitteln zugesetzt, etwa Joghurt. In der Mundhöhle allerdings lebt ein Bifidobakterium, das schädlich für den Organismus ist: Bifidobacterium dentium ist das am häufigsten aus Karieslöchern isoliert$$$Bifidobakterium. Marco Ventura von der Universität Parma in Italien und sein Team untersuchten nun, durch welche genetischen Merkmale sich B. dentium von seinen harmlosen Verwandten unterscheidet und wie es sich an das Leben in der Mundhöhle angepasst hat. Demnach besitzt B. dentium Bd1, so die gen$$$Bezeichnung der analysierten Art, besonders viele Gene für das Aufspalten verschiedener Zucker. So kann es die unterschiedlichsten Zuckerstoffe, die der Mensch mit der Nahrung zu sich nimmt, für seinen eigenen Stoffwechsel nutzen. Versuche zeigten außerdem, dass B. dentium einen hohen Säuregehalt in$$$seiner Umgebung tolerieren kann. Dies ist wichtig, denn besonders dort, wo Zähne Karies haben, ist die Umgebung sauer. Die Säure sorgt dafür, dass der Zahn entmineralisiert wird, wodurch Karies überhaupt erst entsteht. Schließlich fanden die Wissenschaftler, dass B. dentium eine Reihe von Genen akti$$$wenn es mit schädlichen Stoffen in Berührung kommt, etwa solchen aus Mundspülungen. Es kann giftige Substanzen unschädlich machen. November diesen Jahres kratzten Archäologen mit ihren Kellen im feinen, rötlichen Löss eines erloschenen Vulkankraters bei Bassenheim einige Knochen ans Tageslicht – ung$$$Knochen, sehr alte Knochen. Allen Umstehenden, die sie in der frisch ausgehobenen Erde liegen sahen, war bald klar, dass es sich hier weder um ein Verbrechen, einen aufgelassenen Friedhof oder eine Kriegshinterlassenschaft handeln konnte. Kurz darauf stand nach den archäologischen Untersuchungen der$$$Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz fest, dass diese Knochen die Menschheit beschämen. Sie stammen von Neandertalern, einem ausgestorbenen Zweig der Menschheit, den die Erbgut-Computer der modernen Analyse-Labors genetisch inzwischen klar von dem der modernen Menschheit separieren. Der$$$Schweinskopf-Krater ist einer von rund 150 kalten Vulkanen im Osten der Eifel. Nach allem, was seine vorzüglich konservierende Lavaerde außer den Knochen jetzt sonst noch so freigegeben hat, steht fest, was Archäologen schon seit langem vermuten: Der mit dem Menschen konkurrierende Neandertaler muss$$$diesem mindestens ebenbürtig, vielleicht sogar überlegen gewesen sein. Und zwar in jeder Hinsicht: Bei den Werkzeugen, der Jagd, der Lebensweise, der Verständigung, der Bekleidung, der Behausung, auch der Intelligenz. Ganz sicher aber mit seiner bedeutend kraftvolleren Statur. Es ist bis heute nicht$$$ganz geklärt, wie es geschehen konnte, dass nicht der Neandertaler, sondern der Mensch heute die Welt bevölkert. Denn nach allem, was die Archäologen unter der Leitung des Koblenzer Wissenschaftlers Axel von Berg gefunden haben, liegen bei Bassenheim alle Beweise beisammen, dass die biologische und $$$kulturelle Entwicklung der Neandertaler weit höher gewesen war als gedacht. Ganz in der Nähe im benachbarten Ochterdingen hat von Berg schon einmal einen Schädel gefunden. 1997 hat der Konservator von der Archäologischen Denkmalpflege in Koblenz der lokalen Lava-Industrie hinterher gegraben. Was er $$$dem Boden hervor scharrte, war nicht mehr und nicht weniger als der zweite Neandertaler-Fund im Rheinland nach fast 150 Jahren: Eine Schädeldecke, der einzig erhaltene Rest, etwa 170.000 Jahre alt. Die Werkzeuge, Fellfetzen und Knochen jedoch, die jetzt am Kraterrand des Eifel-Vulkans zum Vorschein $$$sind, stammen aus einer noch früheren Zeit. Sie sind etwa 200.000 Jahre alt, und lassen sich damit auf einen jener frühen Abschnitte des Eiszeitalters datieren, unter dessen rauem Einfluss die von Norden her vorrückenden Gletscher zeitweise die Gegend zwischen Köln und Düsseldorf unter sich begraben$$$hatten. Ein eisiger Wind fegte damals über die Kraterlandschaft. Wollnashörner, Wildpferde, Rentiere und Mammuts grasten auf der Steppe. Zu dieser Zeit gab es diesseits der Pyrenäen noch keine Spur von Homo sapiens. Die ersten Vertreter der modernen Menschheit machten sich am Rhein etwa 100.000 Jahr$$$später bemerkbar. Die Tierknochen, Jagdreste, Zelt-Bestandteile und Waffen aus der Eifel belegen, wie hoch entwickelt die Männer und Frauen der Neandertaler-Art gewesen waren. Der Neandertaler galt lange Zeit als primitiver Zeitgenosse, kulturell stand er jedoch mit unseren Ur-Verwandten, dem Homo s$$$auf gleichem Niveau – vermutlich haben sich die Zugezogenen sogar einiges abgeguckt von der Kultur der Ureuropäer. Denn die Neandertaler, die in der damals frostigen Eifel gelebt haben, hatten sehr viel mehr Erfahrung mit den harschen Bedingungen der europäischen Eiszeit gesammelt. Sie wohnten in Ze$$$und waren vermutlich die ersten Menschen, die auf die Idee kamen, Tierfelle zu Kleidern zusammen zu fügen. Vor mindestens 500.000 Jahren waren ihre Vorfahren nach Europa gekommen und hatten ihre Jagdstrategien und –werkzeuge an die heimische Eiszeit-Tierwelt raffiniert angepasst. „Der Hang des Schwe$$$war der kälteste Punkt der vorletzten Kaltzeit“, sagt Archäologe von Berg. Im Kessel des Vulkans haben die Neandertaler Schutz gesucht – vor wilden Tieren, vor der Kälte. Der Grund des Kraters war windstill, hier schlugen die Familien ihre Zelte auf, die dunkle Lava strahlte Wärme ab. „Am Kraterrand$$$lagen sie auf der Lauer“, sagt von Berg. Die Jäger erlegten einzelne Tiere mit Elfenbein- und Steinspeeren, anschließend zerlegten sie sie im Steppengras, um Knochen und Fleisch dann den Vulkanwall hochzuschleppen – hinauf zu den übrigen Vorräten im heimeligen Schweinskopf-Krater. Die Schale ist hel$$$das Fleisch saftig und gelb. Rein äußerlich sind alle Kartoffeln gleich. Früher wurden die auch Erdäpfel genannten Knollen vorwiegend nach ihren Kocheigenschaften – fest oder mehlig – benannt. Die Zeiten sind vorbei. Kenner unterscheiden diverse Sorten nach anderen Eigenschaften – und die Namen zeug$$$von einer gewissen Kreativität: „La Ratte“ heißen die Knollen etwa, „Bamberger Hörnchen“ oder schlicht „Linda“. Und für die Lieblingskartoffel der Deutschen gibt es kaum eine Zubereitungsart, die nicht denkbar wäre. Gebraten, gekocht, gehobelt, gepellt, gratiniert, frittiert, püriert oder in Form vo$$$Knödeln: Die Kartoffel verwandelt sich in jede Gestalt. Das fettarme Nachtschattengewächs, von dem hierzulande jährlich sieben Millionen Tonnen geerntet werden, überzeugt auch mit seinen gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen. Vor allem aber ist sie der Stärkelieferant Nummer eins in Deutschland. Und $$$wird nicht nur für die Ernährung gebraucht. Auch die Papier- und Textilindustrie benötigt sie. Da trifft es sich gut, dass Forscher des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie in Aachen eine neue Super-Kartoffel entwickelt haben. Für die Emsland Group, die der größte deuts$$$Kartoffelstärke-Hersteller ist, brachte der diesjährige Herbst deshalb etwas ganz Besonderes an die Erdoberfläche. Zum ersten Mal wurden die neuen Kartoffeln geerntet, aus denen nicht nur Speisestärke zum Binden von Suppen und Desserts gewonnen werden kann, sondern auch Kleister und glättende Beschi$$$für die Papier- und Garnherstellung. Das Geheimnis der Super-Knolle: Ihre Zellen produzieren ausschließlich die Stärke Amylopektin. Herkömmliche Kartoffelsorten produzieren neben Amylopektin auch noch die Stärke Amylose. Brauchbar ist aber nur reines Amylopektin. So waren die beiden bislang in einem$$$kostspieligen Verfahren voneinander zu trennen. Dieser Produktionsschritt entfällt nun mit der neuen Super-Kartoffel, von der dieses Jahr bereits 100 Tonnen geerntet wurden. Grundlage dafür war ein neues Züchtungsverfahren namens Tilling. Der Name ist eine Abkürzung für „Targeting Induced Local Lesi$$$In Genoms“. Die Methode hilft der Evolution auf die Sprünge. Normalerweise verläuft die Evolution extrem langsam. Durch zufällige Mutation und anschließende Selektion verändern sich Tier- und Pflanzenarten. Diese natürliche Selektion nutzt der Mensch schon seit Jahrtausenden, indem er besonders ertr$$$Arten weitervermehrt. Das Tilling-Verfahren funktioniert genauso – nur schneller. Hier beschleunigen Chemikalien die natürliche Mutation. In der Natur löst das Sonnenlicht Veränderungen des Erbguts aus. In dem modernen Verfahren der Fraunhofer-Forscher ist es die Chemie. An der Wand sitzt eine dicke$$$schwarze Spinne. Selbst aus der Entfernung sind die Haare an ihrem Körper deutlich zu erkennen. Kann es sein, dass der Raum allmählich enger wird? Plötzlich scheint die Spinne ganz nah, sie ist ungefähr faustgroß. Acht lange, dünne Beine bewegen sich immer schneller um sie herum. Das Herz rast, die $$$zittern, alles wird schwarz. „Der Nächste bitte!“, sagt Professor Peter Zwanzger von der Uniklinik Münster. Die furchteinflößende Spinne hat es glücklicherweise nur am Bildschirm gegeben. In der Klinik für Psychiatrie und Psychologie bekämpfen Angstforscher Phobien mit einem bundesweit einzigartigen$$$Verfahren: am Computer. Statt sich den Spinnen im Zoo zu nähern, begegnen Patienten dem Objekt ihres Ungemachs dabei in der virtuellen Realität. „Die Reaktion ist genauso wie in einer realen Situation“, sagt Forschungsleiter Zwanzger. „Am Computer lässt sich die Intensität aber leichter kontrolliere$$$Um sich ihren Phobien in der virtuellen Welt zu stellen, müssen Patienten zunächst eine Spezialbrille aufsetzen. Jedes Auge schaut dabei durch einen eigenen Bildschirm, so dass ein dreidimensionaler Effekt entsteht. Um die körperliche Reaktion auf dunkle Tunnel oder schwindelerregende Höhen zu messe$$$werden Teilnehmer zunächst von den Forschern verkabelt, dann wird der Raum abgedunkelt. Die Wirkung der virtuellen Therapie belegen nach Angaben der Wissenschaftler Studien internationaler Forschungsgruppen. „Das Verfahren wird in Amerika schon erfolgreich in der Praxis angewendet“, sagt Andreas Müh$$$von der Universität Würzburg. Unter seiner Leitung wurden dort die Computer-Welten für das Verfahren entwickelt. In Münster testen Forscher die Methode zunächst an hundert Probanden. Der erste Patient soll dann Anfang 2010 schrittweise von seiner Phobie befreit werden. „Man fängt immer leicht an und$$$steigert dann die Intensität“, erklärt Zwanzger. Dabei gebe es verschiedene Stufen der „Angsthierarchie“. Etwa zehn Sitzungen seien nötig, um Betroffene von ihrer unbegründeten Furcht zu befreien. Bei der Standartherapie liege die Erfolgsquote bei mehr als 80 Prozent. „Die virtuelle Methode ist mind$$$genauso wirksam“, meint der Angstforscher. Zudem sei das Verfahren kostengünstiger. Eine Standardtherapie koste 80 Euro pro Sitzung. Patienten mit einer Phobie vorm Fliegen etwa müssten jeden Flug selbst bezahlen. „Mit dem Computer kann man die phobische Situation in das Arbeitszimmer des Therapeute$$$holen“, sagt Zwanzger. Betroffene seien außerdem eher bereit, sich ihrer Phobie in der virtuellen Welt zu stellen. Sie wüssten: „Dort kann mir nichts passieren.“ Besonders häufig nehmen Frauen auf dem Therapiestuhl Platz. „Es ist grundsätzlich so, dass Frauen doppelt so oft an Angsterkrankungen leid$$$wie Männer“, sagt Zwanzger. Phobien seien häufig genetisch bedingt und würden schon im Kindesalter beginnen. Insgesamt gebe es mehr als 150 verschiedene Arten. Am häufigsten sei die krankhafte Angst vor Spinnen, Tunneln und Höhe. „Betroffene vermeiden diese Situationen bewusst“, berichtet Zwanzger. $$$können sie ihren Alltag aber häufig nicht mehr bewältigen.“ Aus der furchteinflößenden Situation gibt es am Bildschirm zunächst kein Entkommen. „Das ist eine Drohgebärde“, erklärt der Forscher, als sich die Riesenspinne gefährlich aufrichtet. Anders als im Alltag können Betroffene aber nicht einfach$$$vor dem Tier fliehen: „Man kann weder ausweichen noch drauftreten“, betont Zwanzger. Plötzlich scheint der Gang in den dunklen Keller fast wie ein Spaziergang. Alle großen, alle entscheidenden Dinge der Welt sind niemals groß genug, um nicht auf einen Küchentisch zu passen. Das war bei Madame Curie,$$$Otto Hahn und der Kernspaltung so, bei Friedrich August Kekulé, dem Entdecker der Benzolformel, und auch die Attentäter des 11. September bastelten ihre Sprengsätze in Heimarbeit zusammen. In den USA ist jetzt etwas Neues ähnlichen Kalibers auf den Küchentisch gekommen – viel näher am Leben, und vie$$$gefährlicher: Es ist Mode unter Studenten und biologisch versierten Laien geworden, die WG-Küche, den Werkzeugschuppen, die Garage zum biotechnischen Labor umzufunktionieren. Dort ist es kein Problem, Basenpaare zu verändern, Sequenzen zu bestimmen, Bakterien zu manipulieren. Oder für Fortgeschritte$$$auch Viren. Die Feierabend-Genetiker experimentieren mit Pipetten, Mikroskopen, genetischen Vervielfältigungsapparaten, Zentrifugen und Brutschränken. Sie gewinnen ohne viel technischen Aufwand Erbgut aus Spucke, Haaren, Gemüse. Sie schleusen DNA-Fragmente in Bakterien, testen Joghurtkulturen auf Gi$$$vermehren Erbgut aus Gemüse oder Weichtierchen. Eine Bostoner Uni-Absolventin schilderte sogar, wie sie in den eigenen vier Wänden ihr Erbgut entschlüsselte. Sie wollte wissen, ob sie von ihrem Vater eine genetische Veranlagung zum lebensgefährlichen Eisenstoffwechsel geerbt habe. Anschließend baute$$$sie einfach mal so Joghurtbakterien mit neuen Genen zu Biosensoren derart um, dass sie das Gift Melamin aufspürten. Jenes Gift, das den Babynahrungsskandal in China ausgelöst hatte. Genmanipulationen wie diese in den eigenen vier Wänden sind in Deutschland strafbewehrt. Im Internet haben sich die Ho$$$vernetzt und einen Klub gegründet: „Do it yourself Biology“ (DIYBIO). Etwa 800 Mitglieder aus Amerika und Großbritannien beziehen die Newsletters. In den Foren und Blogs laden die Laienforscher zur Gen-Extraktionsparty ein oder beratschlagen ihre neuesten Experimente: Wie wäre es einmal mit Mikroben$$$die Schwermetalle fressen? Kann man E-coli-Zellen dazu bringen, Insulin herzustellen? Hat jemand eine Idee, wie sich diese Kleinstlebewesen in der Webcam-Petrischale vermehren? Schon gewusst, wie sich ein iPhone in ein Mikroskop verwandeln lässt? Dass sich die Biotechnologie vom Hochsicherheitslabor$$$in die Garage verlagert, kommt nicht besonders überraschend. Während in Deutschland Genbasteleien außerhalb von Sicherheitslabors aus nachvollziehbaren Gründen verboten sind, ist in den USA Biotech für jedermann völlig legal – solange niemand zu Schaden kommt und alle davon absehen, Biowaffen herzus$$$Die Technik dafür ist nicht mehr das Problem. Diese Hürde ist gefallen. Alles, was es zur Manipulation von Genen, den menschlichen inbegriffen, braucht, passt auf einen Küchentisch. Eine PCR-Maschine zur Erbgutvervielfältigung gibt es ab 90 Dollar bei Ebay zu kaufen, ebenso wie Laborzentrifugen, Pip$$$Petrischalen, Brutschränke. Für 50 bis 100 Dollar lässt sich inzwischen fast jede erdenkliche Gensequenz übers Internet bestellen: Fliegengene, Quallengene, Pflanzengene – sogar gentechnisch veränderte Mäuse sind mit dem Übernacht-Express im Pappkarton zu haben. Noch vor 20 Jahren hat das DNA-Sequen$$$fast hundertmal so viel gekostet wie heute. Inzwischen ist der Preis für eine einzige entschlüsselte DNA-Base stärker gefallen als die weltweiten Aktienkurse nach der Lehman-Pleite: von einem Dollar in den 90ern auf heute knapp einen Cent. Das komplette Erbgut eines Menschen rückt ein Supercomputer $$$für 5000 Dollar heraus. Ähnlich haben sich die Kosten für völlig neu gefertigte Erbgutmoleküle entwickelt. Rob Carlson, Gründer einer Firma mit dem Namen Biodesic, hat vor zehn Jahren einmal öffentlich überschlagen, was der Markt für eine akribische DNA-Synthese bereit wäre zu zahlen. Damals kam er $$$den stolzen Preis von zehn Dollar pro Basenpaar. Das Erbgut einer Darmbakterie hätte demnach Milliarden gekostet. Heute liegt das Basenpaar bei knapp einem Dollar, die neu gefertigte Mikroben-DNA gibt’s inzwischen als Schnäppchen ab 580.000 Dollar zu kaufen. Das Tempo dieser Erbgut-Inflation erinner$$$an das legendäre Gesetz des Intel-Gründers Gordon Moore von 1965, wonach sich die Geschwindigkeit eines Prozessors alle 18 Monate verdoppeln muss. So bleiben auch die Hobbybiologen der Computer-Metaphorik treu – sie nennen sich Bio-Hacker. Die Entwicklung des Gen-Hackings hat vor zehn Jahren der leg$$$Physiker und Freidenker Freeman Dyson vorausgeahnt. Er prophezeite, dass „Biotechnologie in den Händen von Hausfrauen und Kindern uns eine Explosion der Vielfalt von Lebewesen beschert“. So wie alle großen Erfinder unserer Zeit als Hacker und Bastler gestartet seien, könnten auch die Hobbygenetiker $$$Schöpfungen der Natur auf die Sprünge helfen und die natürliche Vielfalt um viele nützliche Lebewesen bereichern. Regenwürmer fördern Metalle In seinem Essay, erschienen in der „New York Review of Books“, sagte der 83-jährige Dyson weiter voraus, dass eine neue Generation von Kindern heranwachsen we$$$die mit „Biotechnologiespielen groß geworden ist so wie unsere Enkel mit Computerspielen“. Spätestens dann werde Biotechnologie nicht mehr verrückt oder fremdartig erscheinen: Gentechnisch veränderte Regenwürmer beispielsweise könnten in Zukunft Aluminium und Titan aus dem Boden fördern, so wie genm$$$Algen das Gold aus dem Meer. „Durch ein präzises Verständnis von Genen und Genomen können wir Pflanzen gezielt so verändern, dass sie höhere Erträge bringen, besseren Nährwert haben und gegen Krankheiten resistent sind.“ Naive Visionen eines Spinners? Wer das glaubt, hat noch nichts vom Studentenwet$$$des Massachusetts Institute of Technology in Boston (MIT) gehört. Seit sieben Jahren schreibt das berühmteste Forschungsinstitut der Welt einen Preis für die raffinierteste, am besten designte Bakterie aus. Mehr als 100 Teams aus aller Welt bewerben sich Jahr für Jahr um den Sieg im „International G$$$Engineered Machines“-Wettbewerb. Alle Teilnehmer bekommen den gleichen Bausatz mit standardisierten Erbgutbruchstücken und etwas Nährlösung – das Nötigste, was eine Mikrobe zum Leben braucht – und stehen dann vor der Aufgabe, diese Zutaten so elegant wie möglich zu einem neuen Wundergeschöpf zusamme$$$In diesem Jahr waren zwar keine deutschen Hacker, aber drei deutsche Universitäten vertreten: Freiburg, Heidelberg, Dresden. Das Team aus Heidelberg bekam eine Goldmedaille für seine Kunst-Bakterie, die Krebszellen finden und vernichten kann. „Das Wunderbare an den Bio-Hackern ist, dass sie so kreat$$$sind“, schreibt DIYBIO-Mitgründer Mackenzie Cowell. Der 24-jährige Diplombiologe traut seinen Laiengenetikern allerhand zu: zum Beispiel neue Impfstoffe oder eine Quelle für niemals versiegenden Biosprit. Sie könnten aber auch Gene von Leuchtquellen in Hautzellen schleusen und damit Tattoos in Zukun$$$spaßig einfärben. Gefahr von Bio-Hackern Jens Katzek, Geschäftsführer der Bio-Mitteldeutschland GmbH in Halle, findet die Bio-Hacker-Szene allerdings nicht sehr lustig. Sein Beratungsunternehmen wirbt zwar für mehr Freiheit in der Genforschung. Aber die Heimmanipulationen am Küchentisch sind Katzek $$$doch zu freizügig. „Prinzipiell ist es schön, wenn junge Menschen kreativ tüfteln und basteln“, sagt Katzek, „aber bei den Genen gibt es Grenzen. Wer fängt gentechnisch veränderte Mikroben wieder ein, wenn sich ein Bio-Hacker mal vertut?“ Die Manipulation der DNA von Lebewesen ist in Deutschland auß$$$von Labors untersagt. Die bloße Analyse des eigenen Erbguts durch Privatleute wäre damit nicht ausdrücklich verboten. Aber das Gesetz schränkt ein – erlaubt ist sie nur technikversierten Experten. Auch in anderen europäischen Ländern sind die Regeln für Heimlabore viel strenger als in den USA. Die W$$$allerdings sieht anders aus. 2007 bestellte ein britischer Journalist Teile des Polio-Virus – des Erregers der Kinderlähmung – im Internet. Die Firma lieferte prompt, ein paar Tage später kamen die DNA-Sequenzen mit der Post. Inzwischen sind die Regeln verschärft, an einen gefährlichen Krankheitserr$$$ist nicht mehr ohne Weiteres heranzukommen. Die Firmen überprüfen ihre Erbgutbestellungen auf verdächtige Sequenzen hin. Gefahndet wird allerdings nur nach den üblichen Verdächtigen unter den Krankheitserregern – neue Keime erfasst das System nicht. Gut möglich, dass man ein paar Gene der Schweinegr$$$bekommt, vorausgesetzt, man kennt den Bauplan. Wie sich ein künstliches Virus aus Bruchstücken völlig synthetisch im Labor zusammensetzen und zum Leben erwecken lässt, hat 2002 der aus Deutschland stammende und in New York forschende Eckard Wimmer vorgemacht. Er baute einen künstlichen Polio-Erreger$$$der für ein paar Labormäuse tödlich war. Sein Vorgehen beschrieb er damals im Fachmagazin „Science“: „Den Bauplan habe ich gegoogelt, die passenden Erbgutsequenzen bestellte ich im Netz. Der Rest war kinderleicht.“ Bekanntlich unterschieden Mensch und Schimpanse sich um weniger als zwei Prozent im B$$$ihres Erbguts. Dennoch können Schimpansen nicht sprechen. „Man braucht aber gar nicht viele Veränderungen, um zu einer neuen Art zu kommen“, sagt Katherine Pollard von der University of California in Los Angeles.In welch dramatischer Weise minimale Mutationen sich auswirken können, beschreibt eine A$$$unter Leitung von Genevieve Konopka heute in „Nature“. Danach verleiht der Austausch von nur zwei Aminosäuren in einem Protein dem Menschen wichtige Voraussetzungen für seine Sprachfähigkeit. Konopka, die ebenfalls an der Universität in Los Angeles arbeitet, untersuchte das Gen Foxp2 beziehungsweise$$$sein Genprodukt, das Foxp2-Protein und dessen Wirkung auf menschliche Nervenzellen. Entdeckt wurde das Gen 1998 bei einer Londoner Familie, in der viele Angehörige unter Sprachstörungen litten. Schnell wurde es in der populären Literatur zum „Sprachgen“. Das Gen ist einige hundert Millionen Jahre al$$$und wurde immer sehr konservativ vererbt. Das heißt, es ist in allen Wirbeltieren von Fischen bis zu Säugetieren nahezu unverändert erhalten geblieben. Das spricht dafür, dass es eine zentral wichtige Aufgabe erfüllt, unter anderem ist es an der Hirnentwicklung beteiligt. Das Foxp2-Protein ist aus 7$$$Aminosäuren aufgebaut. Und beim Foxp2 des Menschen (Foxp2-human) sind gegenüber dem Foxp2 des Schimpansen (Foxp2-chimp) nur zwei Aminosäuren gegen andere ausgetauscht. Diese minimale Änderung zeigt große Wirkung. Konopka und Mitarbeiter untersuchten, was Foxp2-human und Foxp-chimp in einer Kultur vo$$$menschlichen Nervenzellen machen. Sie konnten bestätigen, dass das Protein an einer sehr hohen Stelle in der Genhierarchie steht: Es kontrolliert die Aktivität von etwa 1000 anderen, nachgeordneten Genen. In seiner menschlichen Version als Foxp2-human aktiviert es 61 Gene und blockiert 55 andere, au$$$die das Foxp2-chimp überhaupt keinen Einfluss nimmt. Nur zwei ausgetauschte Bausteine in einem Protein von 715 Aminosäuren verursachen also eine deutlich veränderte Arbeitsweise des Proteins. Lange nicht alle Gene, die Foxp2 kontrolliert, sind bekannt. Aber man weiß, dass es bei der Embryonalentwick$$$aktiv ist, dass es die Hirnarchitektur beeinflusst und die Feinmotorik der Muskeln. Menschen mit einem nicht voll funktionsfähigen Foxp2-Gen leiden unter verschiedenen Behinderungen. Dazu gehört eine Beeinträchtigung der Feinmotorik der Muskeln. Betroffen ist unter anderem der Sprachapparat, so dass$$$Zunge und Lippen nicht die schnellen Bewegungen ausführen können, die bei der Lautbildung nötig sind. Im Gehirn steuert Foxp2 die Entwicklung von Regionen, die für Wahrnehmung und Sprachvermögen zuständig sind. Außerdem beeinflusst es die Art und Weise, wie Nervenzellen sich unter einander mit ihren$$$Ausläufern vernetzen. Da auch Schizophrenie und Autismus mit Sprachproblemen einhergehen, ist in diesen Fällen ebenfalls ein ursächlicher Zusammenhang mit Foxp2 zu vermuten. Insgesamt scheint das Gen eine zentrale Stellung in dem komplexen Geschehen einzunehmen, das den Menschen zum Menschen macht, $$$Konopka: „Indem wir die von Foxp2 regulierten Gene dingfest gemacht haben, haben wir neue Möglichkeiten geschaffen zu untersuchen, wie menschliche Sprache auf molekularer Ebene funktioniert.“" Mit einem interessanten Experiment zur Bedeutung des Foxp2-Gens ging eine Arbeitsgruppe um Svante Pääbo vom$$$Max-Planck-Institut in Leipzig Anfang dieses Jahres an die Öffentlichkeit. Die Forscher hatten Mäuse gezüchtet, deren Foxp2-Gen durch die menschliche Version Foxp2-human ausgetauscht war. Die Tiere waren äußerlich gesund und unverändert, aber sie quiekten anders. Als Neugeborene stoßen Mäuse normale$$$Ultraschalltöne von 80 Kilohertz aus. Die genmanipulierten Tiere hatten eine tiefere Stimme, sie piepsten bei etwa 75 Kilohertz. Außerdem waren in ihrem Gehirn die Dendriten, mit denen Nervenzellen sich unter einander verbinden, um 80 Prozent länger. Foxp2 ist nicht das einzige Gen, das für typische$$$menschliche Eigenschaften verantwortlich ist. Har1, mit dem Kathrine Pollard sich beschäftigt, ist ein weiteres Beispiel. Das Gen sorgt unter anderem dafür, dass unsere Großhirnrinde tief gefaltet ist und damit eine sehr viel Raum für die dort sitzenden Zellkörper der Nerven bietet. Eine Schädigung $$$Har1 führt zu einer schweren Erbkrankheit, bei der das Gehirn keine Furchen ausbildet. Har1 ist ebenfalls hoch in der Genhierarchie angesiedelt, kontrolliert also die Aktivität anderer Gene. Das Gen wird allerdings nicht in ein Protein übersetzt, sondern in eine Ribonukleinsäure umgeschrieben. Vergl$$$dem Foxp2-Gen existiert Har1 seit etwa 300 Millionen Jahren und hat sich während dieser Zeit so gut wie gar nicht verändert. Zwischen dem Har1 von Hühnern und Schimpansen sind nur zwei Bausteine (Nukleinbasen) ausgetauscht. Zwischen Schimpanse und Mensch aber existieren 18 solche Unterschiede. Die h$$$Konstanz über Hunderte von Millionen Jahren und das plötzliche Auftreten von mehreren Mutationen in einem Gen gelten unter Biologen als Zeichen für eine positive Selektion. Das bedeutet, Foxp2 und Har1 übernehmen im Menschen neue Funktionen, und da sind leichte Veränderungen durch Mutationen durchau$$$von Vorteil. Har1 und Foxp2 sind nur ein winziger Teil des gesamten Erbguts von Mensch und Schimpanse, und noch geringer wird der Anteil, wenn man nur die spezifischen Unterschiede betrachtet. Dennoch sind beide Gene für zentrale Charakteristika der menschlichen Natur verantwortlich. Sie sind Parade$$$für kleine Ursachen mit großer Wirkung und dokumentieren, dass „Unterschiede zwischen Mensch und Schimpanse nicht nur durch Verschiedenheiten in der DNA-Sequenz erklärt werden können, sondern durch veränderte Genaktivitäten und Genregulationen“, schreiben Konopka und Mitarbeiter. Evolutionsbiologen $$$bisher davon ausgegangen, dass neue Erbmerkmale entstehen, indem DNA-Sequenzen, die bereits genetische Informationen tragen, spontan verändert und neu kombiniert werden oder durch Genduplikationen, bei denen sich Erbgutabschnitte einfach verdoppeln. Die so variierten bestehenden Gene übernehmen so n$$$Funktionen. Auf diese Weise hat sich beispielsweise der ausgeprägte Geruchssinn der Säuger entwickelt. Viele der rund 1500 Gene, welche die molekularen Konstruktionspläne für ebenso viele Typen von Riechrezeptoren trage, sind ursprünglich molekulare Dubletten. Nun hat eine Forschergruppe um Professo$$$Diethard Tautz vom Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön erstmals ein neues Gen in Hausmäusen entdeckt, das aus sogenannter „Schrott“-DNA (junk-DNA) entstanden ist. Es hat sich im Chromosom Nummer 10 der Maus in mehren Schritten aus vermeintlich funktionsloser DNA herausgebildet und bes$$$aus drei Teilen, berichten die Forscher im Fachblatt „Current Biology“. Sie haben das „de novo“ entstandene Gen auf den Namen „Poldi“ getauft. Poldi sichert den Hausmäusen in der Evolution einen Überlebensvorteil: Es hilft, schnelle Spermien zu produzieren. Das stellte sich in Versuchen heraus, in d$$$die Forscher das Gen blockierten. Außerdem haben Mäuse ohne das Gen kleinere Hoden. Dass das neue Gen ausgerechnet in den Geschlechtsorganen der Tiere aktiv ist, sei kein Zufall, glauben die Forscher. Kommt es dort durch vereinzelte Mutationen zu Veränderungen in den Genen, können diese – sofern sie$$$sich bewähren – über die Spermien direkt an die nächste Generation weitervererbt werden. Ein neu entstandenes Gen kann sich deshalb rasch durchsetzen. Durch genetischen Vergleich mit anderen Arten gelang es den Wissenschaftlern, die Geburtsstunde des neu entdeckten Erbmerkmals auf die Zeit vor 2,5 b$$$3,5 Millionen Jahren zu datieren. Damit ist Poldi ein evolutionsgeschichtlich sehr junges Gen. Es sei das einzige Gen, das sich in der Mitte eines langen, funktionslosen Chromosomenabschnitts befindet, also eines „nicht-kodierenden“ Abschnitts. „Das hat uns die Arbeit erleichtert. Der gleiche Abschn$$$kommt auch in allen anderen uns bekannten Säugetier-Genomen vor. Aber nur bei Mäusen hat er eine Funktion als Gen“, sagt Fabian Staubach aus dem Plöner Forschungsteam. Offenbar haben an dieser Stelle wenige Veränderungen im Erbmaterial nach und nach aus dem zunächst sinnfreien DNA-Text ein funktions$$$Gen geschaffen. Menschen und Mäuse besitzen in ihren Zellkernen ein ähnlich großes Genom. Es umfasst rund drei Milliarden DNA-Bausteine. Doch nur ein Bruchteil davon hat eine nachweisbare Funktion: Gerade einmal drei Prozent des Erbguts machen tatsächlich Gene aus, die den Bauplan für Eiweiße liefer$$$oder an der Steuerung anderer Gene beteiligt sind. Die restlichen 97 Prozent des Genoms werden nicht abgelesen. Sie sind „stumm“ und gelten deshalb als funktionslos, weshalb sich bei Molekularbiologen auch der Begriff „junk DNA“ eingebürgert hat. Seit Längerem rätseln Forscher, welche Rolle diese Er$$$in der Evolution der Lebewesen spielen. Manche Genforscher betrachten sie als molekulares Experimentierfeld der Evolution, einen Baukasten an Erbmaterial, der bei der Erzeugung neuer Gene eine Rolle spielen könnte. Bereits 2006 postulierten US-Forscher bei verschiedenen Arten der Taufliege Drosophil$$$dass ein solcher Mechanismus eine wichtige Rolle bei deren Evolution gespielt haben könnte. Das scheint sich nun zu bestätigen: „Bisher wurde die Bedeutung der de novo-Evolution unterschätzt“, sagt Professor Diethard Tautz. „Wir gehen davon aus, dass weitaus mehr solcher Gene identifiziert werden, w$$$die Suche nach ihnen intensiviert wird. Wie hoch die Rate der de-novo-Gen-Entstehung tatsächlich ist, wissen wir jedoch noch nicht. Dieses herauszufinden, wird eine Aufgabe für die Zukunft sein.“ Es ist die anrührende Geschichte über den Jahrzehnte währenden Kampf eines Vaters um das Leben seines un$$$kranken Sohnes, die 1992 in dem Hollywood-Streifen "Lorenzos Öl" verfilmt wurde. Der Film schildert das Schicksal des kleinen Jungen Lorenzo, der an der seltenen Erbkrankheit ALD (Adrenoleukodystrophie) erkrankt ist. Bei dem schon im Kleinkindalter in Erscheinung tretenden Erbleiden kommt es zum Abb$$$von Myelin, das die Nervenbahnen in Gehirn und Rückenmark wie die Isolationsschicht eines Elektrokabels schützt. Dabei sterben Nervenzellen massenhaft ab. Die Kinder leiden an rasch fortschreitendem geistigem Verfall und Lähmungserscheinungen. Sie erreichen nur selten das Erwachsenenalter. Die Ursac$$$ist ein erbliches Stoffwechselleiden: Durch einen genetischen Fehler bilden ALD-Patienten überlange Fettsäuren. Fettsäuren sind jedoch ein wichtiger Baustoff für die Myelinhüllen der Nervenzellen. Letztlich löst die Anhäufung der fehlerhaften Moleküle den dramatischen Untergang von Nervenzellen aus.$$$Verzögern lässt sich der Krankheitsverlauf durch eine aufwendige und entsprechend kostspielige Diät: "Lorenzos Öl" ist eine spezielle Mischung, die reich an ungesättigten Fettsäuren ist. Eine alternative Behandlung bietet die Transplantation von gesundem Spenderknochenmark, aus dem dann intakte Nerv$$$hervorgehen, die über das Blut ins Gehirn des Patienten einwandern; so lässt sich ein Fortschreiten des Verfalls aufhalten. Heilbar ist das tödliche Erbleiden nicht - noch nicht. Diesem Ziel ist nun ein Team aus deutschen, französischen und amerikanischen Wissenschaftlern einen entscheidenden Schrit$$$näher gekommen. Bei zwei an ALD erkrankten Jungen im Alter von sieben und acht Jahren gelang es erstmals, mithilfe der Gentherapie den tödlichen Verfall der Nervenzellen aufzuhalten. Wie die Forscher in "Science" berichten, wurde der Eingriff bereits vor gut zwei Jahren durchgeführt. Beide Patienten$$$sind nach Aussagen von Professor Christof von Kalle, Direktor am Nationalen Zentrum für Tumorerkrankungen in Heidelberg, stabil. "Der Untergang von Nervenzellen ist gestoppt", sagt der Forscher, der mit seinem Team an der Durchführung der experimentellen Studie beteiligt ist. Für die Behandlung habe$$$die Forscher den kleinen Patienten Blutstammzellen aus dem Knochenmark entnommen. "Es ist erst seit relativ kurzer Zeit bekannt, dass aus den Blutstammzellen nicht nur die Zellen des Blutes hervorgehen, sondern auch Nervenzellen, wie die Mikrogliazellen. Diese wandern über die Blutbahn ins Gehirn ei$$$erläutert von Kalle. Sie sind das eigentliche Ziel der Therapie. Im Labor haben die Forscher die in den Blutstammzellen gespeicherte, fehlerhafte Erbinformation korrigiert. Diese schwierige Aufgabe übernahm ein Virus, das die Forscher eigens für diesen Zweck mithilfe der Gentechnik erschaffen haben:$$$Ein vom Aids-Virus abgeleitetes Konstrukt, aus dem sämtliche krank machende DNA entfernt worden war, bot die einzige Chance, eine funktionsfähige Ersatzkopie des ALD-Gens dauerhaft in das Erbgut einzuschleusen. Die genetisch veränderten Zellen wurden daann den Patienten ins Blut gespritzt. In regelm$$$Abständen haben die Forscher über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren kontrolliert, ob und wie sich die neue genetische Information bei ihren Patienten ausprägt. Von den Blutzellen verfügten immerhin zwischen neun und 14 Prozent über das korrigierte Gen. Die spannende Frage war: War die genetisc$$$Ersatzinformation auch bis in die Mikrogliazellen und damit ins Gehirn gelangt. Die Frage können die Ärzte nun mit Ja beantworten. Wie Gehirnfotos zeigen, schreitet der Verfall von Nervenzellen im Kopf der beiden Jungen nicht weiter fort. Ob diese erfreuliche Entwicklung von lebenslanger Dauer ist, $$$Langzeitbeobachtungen noch erweisen. "Auf jeden Fall eröffnet sich nun eine Alternative für Patienten, für die es bislang keine Behandlungsmöglichkeit durch ein Spendertransplantat gibt", sagt von Kalle. Noch ist ALD durch die Gentherapie nicht heilbar, denn untergegangene Neurone sind unwiederbring$$$verloren. "Es wird deshalb sehr auf eine frühzeitige Diagnose ankommen", sagt der Wissenschaftler. "Das menschliche Gehirn ist im frühen Kindesalter noch plastisch, sodass es Nervenzellen neu bilden kann." Für diesen Fall könnte die Gentherapie die Aussicht auf Heilung bieten. Auch für eine Therapie$$$von bösartigen Gehirntumoren wie dem Glioblastom oder multipler Sklerose, bei der ebenfalls der Verfall von Myelin den Untergang von Nervenzellen bewirkt, könnte der eingeschlagene Weg eine Perspektive bieten. Der Begriff Frühgeborenes umfasst ein großes Zeitfenster. Kinder, die nicht termingerecht $$$der 40., sondern vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche geboren werden, gelten als Frühchen. In Deutschland kommen etwa 8000 vor der 32. und etwa 1000 um die 25. Woche zur Welt. So haben zum Beispiel die extrem kleinen Frühchen, die den schützenden Uterus schon in der 24.Woche verlassen und k$$$mehr als ein Pfund wiegen, inzwischen eine Lebenschance von mehr als 60 Prozent. Dort ist die Geburtshilfe mit einer Frühgeborenenintensiveinheit eng verzahnt, und es besteht genügend Erfahrung im Umgang mit den Winzlingen. In Deutschland sei dies nicht überall optimal gewährleistet, sagen jedoch Ne$$$Kinderärzte und Elternverbände. Der Gemeinsame Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen hat reagiert und jüngst beschlossen, dass Perinatalzentren der höchsten Versorgungsstufe ab 2010 eine verbindliche Mindestzahl von 14 behandelten extrem kleinen Frühchen unter einem Geburtsgewicht von 1250 Gra$$$im Jahr nachweisen müssen, um diese auch weiterhin versorgen zu dürfen. Außerdem sollen Frauen, bei denen eine Frühgeburt abzusehen ist, dahingehend beraten werden, dass sie rechtzeitig vor der Geburt ein solch spezialisiertes Zentrum aufsuchen. „Besser als nichts“, kommentiert Professor Joachim W. $$$der Direktor der Kliniken für Geburtsmedizin an der Berliner Charité, den Beschluss. Doch für ausreichend hält er die Mindestmenge nicht. Wer durchschnittlich einmal im Monat ein sehr kleines Frühgeborenes versorgt, habe damit noch keine Expertise für eine optimale Betreuung, kritisiert er. 30 bis 3$$$Winzlinge pro Jahr wäre die ideale Zielzahl. Fortschritte in der Neugeborenenmedizin Der Lübecker Neonatologe Professor Wolfgang Göpel sieht hierzulande dennoch „rasante Fortschritte“ in der Neugeborenenmedizin, vor allem was das Überleben betrifft. Der Fokus wird heute aber nicht mehr allein auf da$$$Überleben, sondern verstärkt darauf gerichtet, den Frühchen ein möglichst normales Leben ohne große körperliche, geistige und seelische Einschränkungen zu eröffnen. So wird die Apparatemedizin zugunsten „sanfterer Methoden“ – soweit medizinisch vertretbar – zurückgefahren. Die überlebenswichtige Lun$$$Surfactant etwa wird nicht mehr wie früher allein über einen Beatmungstubus, sondern so bald wie möglich über eine dünne Plastiksonde in der Luftröhre verabreicht. Generell ist man bestrebt, die Winzlinge frühzeitig von der Beatmungsmaschine abzukoppeln und sie selbstständig atmen zu lassen. Die Pha$$$der Ernährung über Infusionen soll verkürzt und mit einer Magensonde überbrückt werden, bis die Kinder die Kraft haben, selbstständig an der Flasche oder Brust zu saugen. Muttermilch ist die Grundlage. Sie wird mit Nährstoffen wie etwa Kalzium für die Knochenreifung und Eiweiß für die Gehirnentwickl$$$angereichert. Für die seelische und körperliche Entwicklung ist der frühe hautnahe Kontakt zu den Eltern wichtig. So wurde an der neonatologischen Abteilung der Heidelberger Universitätskinderklinik schon sehr früh das Känguruen praktiziert, was heute in allen großen Perinatalzentren üblich ist. Die$$$Kleinen werden sehr bald nach der Geburt regelmäßig aus dem Inkubator geholt und Mutter oder Vater für Stunden auf den nackten Oberkörper gelegt. Geräusche werden minimiert, das Licht wird abgedunkelt, und dem Kind werden längere Ruhezeiten ohne medizinische Eingriffe gegönnt. Die Ärzte wollen mit e$$$für das Kind und die Familie möglichst angenehmen Atmosphäre in Verbindung mit der hoch technisierten Versorgung und Überwachung erreichen, dass die Winzlinge gesund überleben. Das heißt, ihnen die Chance zu geben, sich möglichst gut körperlich, geistig und seelisch zu entwickeln. Je früher die Kind$$$den schützenden Mutterleib verlassen, je unreifer die Organe und je eingreifender die medizinischen Maßnahmen, desto größer sind die späteren Entwicklungsrisiken. Nach Angaben des Heidelberger Kinderneurologen Professor Joachim Pietz dominieren bei den kleinen Frühchen unter 1500 Gramm Geburtsgewich$$$insbesondere Störungen der geistigen Entwicklung. Mehr oder weniger betroffen davon seien etwa 15 bis 30 Prozent dieser extrem unreifen Frühchen. Oft zeigt sich dies erst im Kindergarten oder häufiger noch in der Schule, wenn Lern- und Aufmerksamkeitsstörungen auffallen. Das kann sogar reifere Frühc$$$treffen. Einschränkungen der Motorik, des Hörens und Sehens sowie chronische Lungenerkrankungen sind weitere Folgen. Wenig Wissen über mentale Entwicklung der Frühchen Insgesamt weiß man sehr wenig über die mentale Entwicklung der Kleinen. Alle Langzeitstudien berücksichtigen nicht die jüngsten Fort$$$der Frühchen-Medizin. „Man schließt auf etwas zurück, was längst überholt ist“, sagt Pietz. Doch das soll sich ändern: So wurden in Niedersachsen erstmals 250 Winzlinge mit einem Geburtsgewicht zwischen 500 und 1000 Gramm im Alter von zwei Jahren mit standardisierten Tests untersucht. 40 Prozent war$$$geistig fit. 60 Prozent hatten Entwicklungsdefizite, ein Drittel davon starke. Das Schulalter hält Professor Göpel, der das Perinatalzentrum der Universitätsklinik Lübeck leitet, für eine wichtige Messlatte, um die geistige Entwicklung eines Kindes einschätzen zu können. Unter seiner Leitung wurde i$$$diesem Jahr eine große bundesweite Langzeitstudie begonnen, in welcher die Entwicklung von 20000 Frühchen unter 1500 Gramm bis zum Alter von sechs Jahren nachverfolgt werden soll. Geklärt werden soll auch, inwiefern genetische Faktoren oder die Familie die Entwicklung prägen. Die Statistik ist das e$$$das persönliche Schicksal jedes einzelnen Kindes das andere. Laut Katarina Eglin vom Bundesverband „Das frühgeborene Kind“ e.V. in Frankfurt verläuft die Entwicklung höchst individuell. Die Mutter eines einst 600 Gramm leichten Frühchens sagt weiter: „Wenn das Kind den Kampf ums Überleben nicht aufn$$$will, nützt auch die beste Perinatalmedizin nichts.“ Ihr kleiner Sohn erfreut sich jetzt als Fünfjähriger des Lebens – obwohl er kleiner als seine Altersgenossen und in der Entwicklung ein wenig verzögert ist. Das hat auch eine Studie der Unikinderklinik Würzburg gezeigt: Trotz teilweise gesundheitl$$$Probleme schätzen ehemalige Frühchen im Erwachsenenalter ihre Lebensqualität nicht schlechter ein als ihre Altersgenossen. Bewusst steuern lässt sich das Phänomen nicht: Der Volksmund leitet den Ausdruck „Gänsehaut“ vom Anblick gerupfter Gänse ab. Bei den Vögeln sind die Balgdrüsen, in denen die Fed$$$stecken, ein wenig höckerig. Ist die Gans gerupft, bleiben diese kleinen Höcker zurück. Gänse haben also immer eine Gänsehaut – doch warum tritt sie auch bei Menschen auf? Ursprünglich ist Gänsehaut eine Schutzreaktion des Körpers gegen Kälte. Der Reflex ist angeboren und dient dazu, die Körperhaare$$$aufzurichten. Bei Tieren bewirkt das, dass in den aufgerichteten Pelzhaaren ein Luftpolster eingeschlossen wird. Diese Luftschicht isoliert und schützt den Körper davor auszukühlen. Bei unseren pelzigen Vorfahren war das genauso. Und auch wenn sich der dichte Pelz der Urmenschen im Laufe der Evoluti$$$nach und nach zu einer dünnen Behaarung veränderte, der Reflex blieb erhalten. Ausgelöst wird die Gänsehaut durch den sogenannten Sympathikus, einen Teil des unbewussten Nervensystems. „Dabei ziehen sich die kleinen Haarmuskeln unterhalb der Haut zusammen“, erklärt Uwe Gieler, Hautarzt an der Univer$$$Gießen. Zugleich wird die dazugehörige Talgdrüse komprimiert. „Dabei kommt es zu einem leichten Anschwellen der oberen Haut, der Epidermis, die dadurch kleine Erhebungen ausbildet. So wird die Oberfläche der Haut vergrößert und die in Stresssituationen notwendige Schweißabgabe gesteigert“, so Gieler$$$Dadurch richtet sich das Haar auf. Besonders deutlich bemerkt man dies in der Nacken- und Rückengegend. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die hinteren Körperregionen stärker vom unbewussten Nervensystem gesteuert werden als die Vorderseite des Körpers. Die häufigste medizinische Ursache für Gänse$$$ist ansteigendes Fieber. Dabei bekommen wir das Gefühl zu frieren und bekommen Gänsehaut. Kälte ist jedoch nur einer der Auslöser von Gänsehaut – auch Angst kann dafür sorgen, dass einem die Haare zu Berge stehen. Auch das ist ein Überbleibsel der Evolution. Das größere Haarvolumen trägt auch dazu b$$$Feinde abzuschrecken. Hunde und Katzen sträuben die Rückenhaare und wirken so größer und imposanter. Auch Menschen mit starker Körperbehaarung können sich so noch im wahrsten Sinne des Wortes „die Haare sträuben“. Dass es einem in einer Schrecksituation „eiskalt den Rücken herunterläuft“, liegt dara$$$dass mit dem Aufrichten der Haare ein Kältegefühl verbunden ist. Themen Signale Schutzreaktion Angst Panik Musik Gänsehaut Haare Auch positive Erlebnisse können eine Gänsehaut auslösen, etwa eine jubelnde Menchenmenge oder ein Musikstück. Eckart Altenmüller von der Hochschule für Musik und Theater i$$$Hannover sagt, dass besonders Ohrwürmer oft eine Gänsehaut verursachen: „Wenn ein Hörer in einem Musikstück plötzlich ein Thema wiedererkennt, führt das zu einer starken Emotion." Aber jeder Mensch reagiert anders. Das hat unter anderem genetische Ursachen, sagt Gieler: „Die Gänsehaut ist ein Beispi$$$für die schon in der Embryonalentwicklung des Menschen festgelegte enge Verbindung zwischen dem zentralen Nervensystem und der Haut.“ Verspannter Nacken, Gelenkverschleiß, Muskelschmerzen, geschwollene Finger – Rheuma hat viele Gesichter. Gemäß der Definition der Weltgesundheitsorganisation ist Rheu$$$eine ganze Sammlung von sehr unterschiedlichen Erkrankungen, die aber alle die Bewegungsorgane betreffen, häufig mit Bewegungseinschränkungen und fast immer mit Schmerz verbunden sind. Der Name Rheuma stammt vom griechischen Wort für „fließen", denn der Schmerz wurde oft so bezeichnet. Dabei erkrank$$$keineswegs nur alte Menschen daran, wie fälschlicherweise oft angenommen wird. Es gibt unter den Betroffenen auch viele junge Menschen und sogar Kinder Jeder vierte Arztbesuch hängt mit Rheuma zusammen. Auch die sozialpolitische Bedeutung des Krankheitskomplexes ist enorm: Rheuma ist der häufigste G$$$für eine frühzeitige Berentung. Experten gliedern die „Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises", die mehrere hundert Leiden umfassen, in vier Hauptgruppen: die entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, die verschleißbedingten (degenerativen) Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen, den Weichteilrheu$$$sowie Stoffwechselstörungen mit rheumatischen Beschwerden. Insbesondere die Ursachen der entzündlich-rheumatischen Erkrankungen und des Weichteilrheumatismus sind noch nicht völlig aufgeklärt und werfen sowohl bei Betroffenen als auch unter Ärzten viele Fragen auf. Sie standen beim 51.Medizin-Forum $$$Berliner Morgenpost in Kooperation mit dem Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) am vergangenen Dienstag im Mittelpunkt. Unter Weichteilrheumatismus leidet praktisch jeder mindestens einmal in seinem Leben. Hinter dem Begriff verbergen sich Schmerzen im Bereich von Weichteilgeweben wie Se$$$oder Muskeln, die nach Überbelastung oder Reizung entstehen können. Besonders häufig finden sich Rückenschmerzen aufgrund von Fehlhaltungen. Auch die Fibromyalgie ist eine Weichteilerkrankung, jedoch mit weit stärkeren Auswirkungen auf die Lebensqualität. Die Betroffenen haben meist Schmerzen an meh$$$Körperteilen, außerdem können Schlafstörungen, Müdigkeit und Konzentrationsschwäche hinzukommen. Die Ursache liegt wahrscheinlich nicht in den Schmerzpunkten selbst, sondern in einer veränderten Schmerzverarbeitung im Gehirn. Die Patienten benötigen meist eine auf mehreren Säulen ruhende Therapie mi$$$Medikamenten, Ergotherapie und psychologischen Verfahren. Die häufigste Form der entzündlich-rheumatischen Erkrankungen ist die rheumatoide Arthritis. Bei ihr sind Gelenke chronisch entzündet. Auch Weichteile können in Form von Sehnenscheiden- und Schleimbeutelentzündungen schmerzhaft verändert sein$$$Meistens sind die kleinen Gelenke von Händen und Füßen betroffen. Attacke des eigenen Immunsystems Hauptsymptom ist eine schmerzhafte Gelenkschwellung verbunden mit einer Rötung. Besonders am frühen Morgen sind die Gelenke steif. Es kommt zu Bewegungseinschränkungen, etwa der Finger beim Schließen z$$$Faust. Diese Steifigkeit besteht über eine Stunde, alltägliche Verrichtungen wie die Morgentoilette können schier unmöglich werden. Die rheumatoide Arthritis ist eine Autoimmunerkrankung, also eine Fehlregulation des Immunsystems, bei der körpereigenes Gewebe angegriffen wird. Wahrscheinlich wirken $$$Faktoren und der Lebensstil zusammen. Besonders schädlich ist es zu rauchen, aber auch Feinstaub von Hauptstraßen kann sich negativ auswirken. Ein anderes Genussmittel kann das Erkrankungsrisiko aber verringern. „Diverse Studien belegen, dass Alkohol vor der Entwicklung einer rheumatoiden Arthritis $$$Dabei sollte der tägliche Konsum allerdings nicht das empfohlene Höchstmaß überschreiten. Es ist weiterhin zu bedenken, dass diese Mengen bei der Frau und dem Mann unterschiedlich sind", sagt Professor Gerd Burmester von der Medizinischen Klinik für Rheumatologie der Charité in Berlin. Die Autoimmun$$$zerstört nicht nur Gelenke, die Patienten leiden auch unter Allgemeinsymptomen wie Krankheitsgefühl, Gewichtsabnahme und Abgeschlagenheit. Manche bekommen aufgrund der Entzündungen im Körper Fieber. In schweren Fällen können sogar die inneren Organe angegriffen werden. Auch Blutbildveränderungen, di$$$Vergrößerung von Leber und Milz sowie das Austrocknen von Mund und Augen sind möglich. Fortschreitende Entzündungen beeinträchtigen die Gelenkfunktion erheblich. Um die Beschwerden zu verringern und den Fortschritt der Erkrankung zu stoppen, gibt es verschiedene Maßnahmen. Da es sehr viele verschied$$$Verläufe bei rheumatischen Erkrankungen gibt, sollte die Therapie ganz individuell an den jeweiligen Patienten, die Aktivität seiner Erkrankung, seine akuten Einschränkungen sowie die Prognose angepasst werden. Zum Einsatz von Medikamenten kommen Krankengymnastik und physikalische Methoden, etwa Käl$$$und Wärmeanwendungen. Die medikamentöse Therapie verändert die Immunantwort des Körpers. Dabei erweist sich Kortison als besonders wirksam bei akuten Schüben. „Oft schon nach wenigen Stunden sind die Steifigkeit der Gelenke und die Schmerzen erheblich reduziert", berichtet der Berliner Rheumatologe $$$Frederic Brandt-Jürgens. Die Fettpolster des Menschen bergen einen Fundus an Zellen, die sich in eine Art embryonaler Stammzellen umwandeln lassen. Diese Entdeckung machten Forscher der Stanford-Universität in Palo Alto, Kalifornien. Sie untersuchten die Fettzellen, die bei Fettabsaugungen von vier $$$Menschen im Alter zwischen 45 und 60 Jahren gewonnen wurden. In den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften, die online vorab veröffentlicht wurden, berichten die Wissenschaftler, dass sich Fettzellen aus dem Bauchspeck sehr viel leichter umwandeln ließen als die bisher verwendeten Hautzell$$$Während bei diesen eine Vorbehandlung von drei oder mehr Wochen nötig ist, können Fettzellen sofort zu induzierten pluripotenten - also vielseitig verwendbaren - Stammzellen (iPS-Zellen) transformiert werden. "Wir haben eine große natürliche Quelle identifiziert", sagte Co-Autor Michael Longaker, un$$$bezeichnete Fettzellen aus Absaugungen als "flüssiges Gold". Sie können von ihrem embryonalen Zustand in Knochen-, Muskel- und Fettzellen umprogrammiert werden, während Hautzellen auf die Reprogrammierung durch Gene schlechter reagieren. Das erklärte der federführende Autor der Studie, Ning Sun. Die$$$Einschleusung von Genen, die für die Umwandlung vorgenommen wird, ist ein Punkt, an dem die Wissenschaftler wohl noch weiter arbeiten werden: Andere Forscherteams haben Zellen aus verschiedenen Geweben von Mensch und Tier bereits mit weniger Genen zurückprogrammiert, da der Gentransfer ein Krebsrisi$$$birgt. Einige konnten in ihren Versuchen sogar ganz auf das Einschleusen von Genen verzichten. Mediziner hoffen nun, mit Hilfe von iPS-Zellen in Zukunft verschiedene Krankheiten behandeln zu können. Die Zellen konnten zum Beispiel als Ersatz für verschlissenes Gewebe heranwachsen und so die Grundlag$$$für eine maßgeschneiderte Therapie bei verschiedenen Krankheitsbildern dienen. Die Alleskönner-Zellen iPS haben das gleiche genetische Material wie der Patient selbst - und werden daher von dessen Körper nicht abgestoßen. Löwenzahn ist beliebt. Kinder mögen es, die schlanken, tönnchenförmigen Frücht$$$mit ihren haarigen Flugschirmen vom Blütenstand in die Luft zu pusten. Homöopathen schätzen seine Heilwirkung. Löwenzahn wirkt blutbildend, harntreibend und aktiviert allgemein den Stoffwechsel. Er lindert Kopfschmerzen, hilft gegen Bronchitis, Rheuma, chronische Gelenkschmerzen, Frühjahrsmüdigkeit $$$verbessert die Haut. Das ist auch einer der Gründe, warum Löwenzahnblätter in den verschiedensten Varianten als Salat geschätzt werden – solange die Blätter jung und frisch sind. Alter Löwenzahn schmeckt bitter und ist gummihart. Aber abseits der Küche ist auch das Leben der Pflanze spektakulär: So $$$und schließen sich die Blüten bei unterschiedlicher Helligkeit. Bei Sonnenschein werden die Köpfe vollständig geöffnet, und wenn sich der Himmel bewölkt, wieder geschlossen. Das kann bereits geschehen, wenn nur ein paar Wolken über die Wiese ziehen und es sieht besonders imposant aus, wenn die Blüte$$$dicht an dicht stehen. Dann scheinen sie mit ihrer Schließbewegung dem Schatten über dem Feld zu folgen. Die satt gelben Blüten sind aber gleichzeitig so etwa wie das Paradox des Löwenzahns. Sie sind ein untrügliches Signal für einen Überfluss an Nährstoffen im Boden und damit ein leuchtendes Merkma$$$für den Artenschwund in den Kulturlandschaften. Löwenzahn wird durch stickstoffhaltige Böden im Wachstum gefördert und verdrängt auf Dauer die Vielfalt der Wiesenblumen und Gräser. Nach einer ökologischen Grundregel sind es immer die nährstoffarmen Böden, auf denen die Artenvielfalt hoch ist. Das gi$$$für den tropischen Regenwald als den klassischen Biotop für Artenvielfalt auf nährstoffarmem Grund genauso wie für Wiesen und Wegränder hierzulande. Der aus der Überdüngung der Felder durch die moderne Landwirtschaft sich im Boden anreichernde Stickstoff wird zum „Erstickstoff“, wie es der in Münche$$$lehrende Ökologe Joseph H. Reichholf nennt. Dazu ist es heute nicht einmal mehr nötig, direkt Mineraldünger auf einer bestimmten Fläche einzusetzen. Es reicht schon der über das Niederschlagswasser und den Staub über den Luftweg eingetragene Stickstoff, um wesentlich weniger Arten in der freien Flur$$$wachsen zu lassen. Blüten im Mai und im August Und auch wenn in diesem Jahr die Wiesen und Feldränder wegen des unbeständigen Wetters Ende April und Anfang Mai nicht überall so gelb leuchteten wie in den vorausgegangenen Jahren, ist das kein Zeichen für Umkehr der Überdüngungsverhältnisse. Wenn das $$$so bleibt, wird man den Zuwachs des Löwenzahns auch in diesem Jahr noch von Ende August bis in den Herbst hinein sehen können. Bei beständigem Sonnenschein werden die Pflanzen dann auch ein zweites Mal blühen. Die Eutrophierung, wie die Anhäufung von Nährstoffen im Boden wissenschaftlich heißt, nimm$$$weiter zu. Nur auf den Grünanlagen in den Städten ist dieser Trend nicht zu beobachten und das hat auch damit zu tun, dass dort in der Regel nicht gedüngt wird. Tarnen, verteidigen oder weglaufen sind drei weitverbreitete Strategien, mit denen Tiere sich davor schützen, von anderen gefressen zu werd$$$Pflanzen haben es in dieser Hinsicht deutlich schwerer. Anders als Tiere sind sie an ihren Platz gebunden, Weglaufen fällt damit schon einmal aus, wenn sich Insekten oder große Pflanzenfresser über sie hermachen. Deshalb haben Pflanzen in Sachen Verteidigung eine Reihe raffinierter Einrichtungen ent$$$darunter Dornen, Stacheln und verschiedene Gifte. Umstritten war bislang allerdings, ob sie sich auch effektiv tarnen können. Zumindest einige Pflanzen scheinen dazu in der Lage. Wie sich junge Bäume den Blicken ihrer Feinde entziehen oder sie sogar abschrecken, beschreibt im Fachjournal „New Phytol$$$eine internationale Arbeitsgruppe, zu der auch Martin Schaefer von der Universität Freiburg gehört. Untersuchungsobjekt war der auf Neuseeland wachsende Baum Pseudopanax crassifolius. „Einen gebräuchlichen deutschen Namen gibt es für ihn nicht, manchmal allerdings habe ich die Bezeichnung Speerbaum $$$sagt Schaefer. Je nach Alter bildet der Speerbaum drei unterschiedlich gestaltete Typen von Blättern aus, was schon seit längerer Zeit die Aufmerksamkeit der Biologen erregt hatte. Eine Vermutung war bislang, dass ihn das vor seinem Fressfeind schützen könnte. „Und nach unseren Untersuchungen könnte$$$das tatsächlich der Fall gewesen sein“, sagt Biologe Schaefer. Der Moa war der Fressfeind, und seit etwa 750 Jahren ist er auf Neuseeland ausgerottet. Vorher aber haben die bis zu drei Meter hohen, flugunfähigen Riesenvögel mindestens fünf Millionen Jahre lang auf den Inseln gelebt. Große pflanzenfr$$$Säugetiere gab es zu jener Zeit nicht auf Neuseeland, lediglich die vegetarisch lebenden Moas, und die haben offenbar Millionen Jahre lang die Evolution des Speerbaums beeinflusst. Als ausgewachsener Baum zeigt Pseudopanax crassifolius keine Besonderheiten. Ist er aber gerade aus dem Samen gekeimt, $$$die ersten Blätter entfaltet und ist noch keine zehn Zentimeter hoch, dann ist er gegen den Untergrund kaum zu erkennen. Das Blattgrün ist von einem schmutzigen Grau überdeckt, und sie sind so gestaltet, dass sie optisch mit dem toten Laub auf dem Boden verschmelzen. Das erinnert an das Tarnverhalte$$$vieler Schmetterlingsraupen, die grün gefärbt sind, damit etwaige Fressfeinde wie Vögel sie auf grünen Blättern nicht so leicht erkennen. Tarnen, verteidigen oder weglaufen sind drei weitverbreitete Strategien, mit denen Tiere sich davor schützen, von anderen gefressen zu werden. Pflanzen haben es i$$$dieser Hinsicht deutlich schwerer. Anders als Tiere sind sie an ihren Platz gebunden, Weglaufen fällt damit schon einmal aus, wenn sich Insekten oder große Pflanzenfresser über sie hermachen. Deshalb haben Pflanzen in Sachen Verteidigung eine Reihe raffinierter Einrichtungen entwickelt, darunter Dor$$$Stacheln und verschiedene Gifte. Umstritten war bislang allerdings, ob sie sich auch effektiv tarnen können. Zumindest einige Pflanzen scheinen dazu in der Lage. Wie sich junge Bäume den Blicken ihrer Feinde entziehen oder sie sogar abschrecken, beschreibt im Fachjournal „New Phytologist“ eine inter$$$Arbeitsgruppe, zu der auch Martin Schaefer von der Universität Freiburg gehört. Untersuchungsobjekt war der auf Neuseeland wachsende Baum Pseudopanax crassifolius. „Einen gebräuchlichen deutschen Namen gibt es für ihn nicht, manchmal allerdings habe ich die Bezeichnung Speerbaum gefunden“, sagt Scha$$$Je nach Alter bildet der Speerbaum drei unterschiedlich gestaltete Typen von Blättern aus, was schon seit längerer Zeit die Aufmerksamkeit der Biologen erregt hatte. Eine Vermutung war bislang, dass ihn das vor seinem Fressfeind schützen könnte. „Und nach unseren Untersuchungen könnte das tatsächlic$$$der Fall gewesen sein“, sagt Biologe Schaefer. Der Moa war der Fressfeind, und seit etwa 750 Jahren ist er auf Neuseeland ausgerottet. Vorher aber haben die bis zu drei Meter hohen, flugunfähigen Riesenvögel mindestens fünf Millionen Jahre lang auf den Inseln gelebt. Große pflanzenfressende Säugetie$$$gab es zu jener Zeit nicht auf Neuseeland, lediglich die vegetarisch lebenden Moas, und die haben offenbar Millionen Jahre lang die Evolution des Speerbaums beeinflusst. Als ausgewachsener Baum zeigt Pseudopanax crassifolius keine Besonderheiten. Ist er aber gerade aus dem Samen gekeimt, hat die ers$$$Blätter entfaltet und ist noch keine zehn Zentimeter hoch, dann ist er gegen den Untergrund kaum zu erkennen. Das Blattgrün ist von einem schmutzigen Grau überdeckt, und sie sind so gestaltet, dass sie optisch mit dem toten Laub auf dem Boden verschmelzen. Das erinnert an das Tarnverhalten vieler Sc